Neuburger Rundschau

Die kleine Marlene braucht große Hilfe

Die Eltern des Kindes müssen bald viel Geld für eine Operation in den USA stemmen. Nun werden Spender für die Dreijährig­e gesucht

- VON STEFFI BRAND

Thierhaupt­en/Pöttmes Marlene ist dreieinhal­b Jahre alt und düst am liebsten auf ihrem Trybike herum, das wie ein recht modernes Dreirad anmutet. Der größte Wunsch des kleinen Mädchens aus Thierhaupt­en klingt zunächst nicht ungewöhnli­ch, denn Marlene wünscht sich, das Laufradfah­ren zu erlernen. Warum es Marlenes Eltern, Ben und Miriam Steinbichl­er aus Thierhaupt­en, einen hohen fünfstelli­gen Betrag kosten wird, ihrer Tochter diesen Wunsch zu erfüllen und ihr, durch eine Operation in den USA, ein möglichst ungehinder­tes Großwerden zu ermögliche­n, wird erst beim Blick auf ihre Krankheits­geschichte deutlich.

Marlenes Leben war schon vor ihrer Geburt turbulent. Noch im Bauch ihrer Mutter, in der 21. Schwangers­chaftswoch­e, diagnostiz­ierten die Ärzte bei dem ungeborene­n Kind eine Spina bifida, eine Krankheit, die im Sprachgebr­auch als „offener Rücken“bezeichnet wird. Um die Nervenschä­den so gering wie möglich zu halten, entschiede­n sich Marlenes Eltern dazu, ihr ungeborene­s Baby noch im Bauch der Mutter operieren zu lassen. In der 26. Schwangers­chaftswoch­e wurde die ungeborene Marlene im Unispital in Zürich (Schweiz) im Bauch ihrer Mutter operiert.

Damit konnten ihr ihre Eltern vermutlich ein Leben im Rollstuhl ersparen, denn viele Kinder mit diesem Krankheits­bild kommen mit irreparabl­en Nervenschä­den zur Welt, die eine Einschränk­ung der Blasen-, Darm- und Beinfunkti­on zur Folge haben, die sich im Wachstum verschlech­tern kann.

Auch eine weitere Folge der Spina bifida, ein sogenannte­r Wasserkopf, musste im ersten Lebensjahr bereits operiert werden. Dazu flog Familie Steinbichl­er zum ersten Mal nach Boston (USA). Im Spina-bifidaZent­rum wurde Marlenes Wasserkopf mit einer neuartigen OP behandelt, welche es so in Europa nicht gibt. Hierzuland­e ist es üblich, einen sogenannte­n Shunt einzusetze­n, der das Gehirnwass­er ableitet, aber auch bedeutet hätte, dass Marlene immer wieder hätte operiert werden müssen – schließlic­h hätte der Shunt mitwachsen müssen. Die Operation in den USA war ein Erfolg. Das Mädchen entwickelt sich seitdem kognitiv hervorrage­nd.

Marlenes motorische­r Entwicklun­gsstand sei nicht mit dem einer Dreieinhal­bjährigen zu vergleiche­n, doch Marlene könne laufen, Stufen mit Hilfestell­ung bezwingen und sei ein glückliche­s Mädchen, verrät Mama Miriam. Rennen kann Marlene nicht, und auch lange Strecken zu Fuß zurückzule­gen, ist für sie nicht möglich. Ihre vier Herzfehler schränken das Mädchen nicht so stark ein, sodass hier vorerst keine Operation im Raum steht.

Ende vergangene­n Jahres kam jedoch eine weitere Einschränk­ung dazu, die aus der Operation im Mutterleib resultiert und nun eine weitere Operation der Dreieinhal­bjährigen bedingen wird. Eine Epidermoid­zyste in den Spinalnerv­en hat sich binnen weniger Monate in ihrer Größe verdreifac­ht und drückt auf die Nerven. Auch der Nervenstra­ng, der lose im Rückenmark verlaufen sollte, ist angewachse­n und schränkt das Mädchen ein. Die Folge: Auf die Toilette zu gehen, wie das Kinder in Marlenes Alter sonst tun, ist für die Dreieinhal­bjährige mittlerwei­le bereits nicht mehr allein möglich. Sie braucht medizinisc­he Hilfe dazu – und zwar tagtäglich. Damit Marlenes Beinfunkti­on nicht auch noch weiteren Schaden nimmt, soll Marlene nochmals in Boston operiert werden. Obwohl Marlene wegen ihrer Krankheits­geschichte nach wie vor in Behandlung in der Schweiz ist, liegt die Erfahrung und Routine der Ärzte in den USA bei diesen komplexen Eingriffen noch mal deutlich höher.

Die Finanzieru­ng des Eingriffs stellt jedoch die größte Hürde dar. Kommende Woche soll das Angebot der Klinik vorliegen, Recherchen zufolge könnten sich allein die Behandlung­skosten auf 60000 bis 80000 Dollar belaufen. „Die Krankenkas­se zahlt nur einen Teil des Eingriffs“, sagt Papa Ben. Die Kosten

Finanzieru­ng des Eingriffs ist die größte Hürde

für die Flüge und den Aufenthalt der Eltern, die ihre Tochter begleiten werden, kommen noch hinzu.

Dennoch möchte die Familie diesen Weg auf sich nehmen, damit Marlene der Traum vom Laufradfah­ren nicht genommen wird.

Neben anderen Freunden der Familie hat auch Marlenes Tante, Sarah Streber aus Pöttmes, für Marlenes Eltern die Initiative ergriffen und sich für Spenden stark gemacht. Sie hat noch mehr Ideen, die Spenden für die Operation von Marlene in den USA einbringen könnten. Vielleicht könnten Musikgrupp­en im Rahmen ihrer Auftritte Spenden für Marlene sammeln oder Vereine, die einen Tag der offenen Tür planen.

Wer helfen will, kann mit der Familie Kontakt aufnehmen unter der E-Mail-Adresse: marlene.steinbichl­er@gmail.com.

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Foto: Familie Steinbichl­er Marlene liebt ihr Trybike. Ihr großer Traum ist es, nun auch Laufradfah­ren zu lernen. Doch dazu muss die Dreieinhal­bjährige operiert werden.

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