Hälfte der Sandstrände weltweit ist bedroht
Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte im Zuge des Klimawandels etwa die Hälfte der Sandstrände weltweit verschwinden. Das berichten Wissenschaftler um Michalis Vousdoukas von der Forschungsstelle der Europäischen Kommission in Ispra (Italien) in Nature Climate Change. Neben dem durch die Erderwärmung steigenden Meeresspiegel bezogen die Forscher auch die Erosion durch geologische Faktoren und menschliche Eingriffe in ihre Berechnungen ein.
Sandstrände nehmen mehr als ein Drittel der globalen Küsten ein. Schon in der Zeit von 1984 bis 2015 haben sich die Küstenlinien an vielen Stränden der Welt verändert, wie eine frühere Analyse von Satellitenaufnahmen aufgezeigt hat. Auf dieser Basis berechneten Vousdoukas und Kollegen die Veränderungen bis zu den Jahren 2050 und 2100. Dabei bezogen sie sich auf zwei Entwicklungsszenarien des Weltklimarats: Eines mit einer globalen Erwärmung von 2,6 Grad Celsius bis zum Jahr 2100 und eines mit einer Erwärmung um 4,8 Grad.
Nach dem ersten Szenario könnten die Küstenlinien an den Stränden bis 2050 bis etwa 78 Meter zurückweichen, bis 2100 bis etwa 164 Meter. Das zweite, wärmere Szenario wäre noch dramatischer: Rückgänge bis zu 98 Meter (2050) und bis zu 240 Meter (2100). Schon eine moderate Begrenzung der Treibhausgase könnte demzufolge das Zurückweichen der Strände um 40 Prozent reduzieren. Denn der Anstieg des Meeresspiegels ist bis 2050 für 73 bis 77 Prozent – je nach Klimaszenario – und bis 2100 für 73 bis 85 Prozent des Strandrückzugs verantwortlich.
Die Lage der Strände ist allerdings weltweit sehr unterschiedlich. Etwa in Ostasien oder im Nordosten Brasiliens ist wegen geologischer Besonderheiten mit einem Zuwachs zu rechnen. Am stärksten gefährdet sind sie in Mitteleuropa, im östlichen Nordamerika, in Süd- und Westasien, Nordaustralien und auf etlichen Karibikinseln. In Nordaustralien sind – je nach Szenario – 11 426 Kilometer bis 14 849 Kilometer Sandstrandküste bedroht.