Hohe Wahlbeteiligung trotz Corona-Angst
Stichwahlen in allen Großstädten. Die Grünen schneiden nicht so gut ab wie erwartet
Augsburg/München Viel Angst und Unsicherheit gab es rund um diese Wahl, aber auch sehr viele Wähler: Die Menschen in Bayern haben bei der Kommunalwahl der unsichtbaren Bedrohung durch das Coronavirus mit einer gehörigen Portion Gelassenheit und Pragmatismus getrotzt. Die Wahlbeteiligung lag nach ersten Prognosen sogar deutlich höher als 2014.
In allen größeren Städten kommt es im Kampf um die Oberbürgermeister-Posten in zwei Wochen zu Stichwahlen. Die größte Überraschung: Der vielfach erwartete Erfolg der Grünen ist ausgeblieben. Nur in einer der zehn größten bayerischen Städte, in Bamberg, sind die Grünen in die Stichwahl der beiden stärksten Bewerbern gekommen. So ist in München deren Kandidatin Katrin Habenschaden knapp gescheitert. Die Entscheidung fällt nun zwischen dem amtierenden OB Dieter Reiter und der CSU-Kandidatin Kristina Frank (CSU). In Augsburg tritt die bisherige zweite Bürgermeisterin Eva Weber (CSU) gegen Dirk Wurm (SPD) an. Das Rennen um den zweiten Platz war hier lange besonders spannend. Stichwahlen wird es auch in Nürnberg, Regensburg und Würzburg geben. In Ingolstadt liegt Amtsinhaber Christian Lösel nur ganz knapp vor Christian Scharpf (SPD).
Überraschend hat Hans Reichhart für die CSU im ersten Durchgang den Landratsposten
im Landkreis Günzburg erobert. Reichhart, 37, hatte zuvor sein einflussreiches Amt als bayerischer Bau- und Verkehrsminister aufgegeben, um Landrat in seinem Heimatlandkreis zu werden. In Neu-Ulm holte die CSU-Kandidatin Katrin Albsteiger unerwartet im ersten Wahlgang den Posten der Oberbürgermeisterin. Albsteiger, 36, war Landesvorsitzende der Jungen Union und galt als großes Talent der Partei. 2017 wurde sie aber nicht mehr in den Bundestag gewählt. In Neu-Ulm feiert Albsteiger nun ein Comeback. In der CSU wird sie seit geraumer Zeit auch wieder als aufstrebende jüngere Frau betrachtet.
Für die seit Jahrzehnten in Bayern bestimmende CSU hat die Wahl eine herausragende Bedeutung. Die kommunalen Kräfte bilden die Machtbasis der Partei. Mit deutlichem Abstand stellen die Christsozialen die meisten Bürgermeister und Landräte in Bayern. Auch in den Stadt- und Gemeinderäten ist die CSU die dominierende Kraft. Diese Basis beginnt aber zu bröckeln. Bei der letzten Kommunalwahl 2014 war die CSU erstmals seit 1960 unter 40 Prozent (39,7 Prozent) gerutscht.
Doch am Sonntagabend zeichnete sich keine Wahlniederlage für die CSU ab. Sie verteidigte etliche Landratsposten oder liegt vor den Stichwahlen deutlich vorne. CSU-Chef Markus Söder nannte das Abschneiden seiner Partei „ordentlich“und erklärte die Grünen zum großen Wahlverlierer. Wenn die Lage schwer sei, setzten die Bürger „zurecht auf Stabilität“, sagte Söder. Dennoch könnten die Grünen zweitstärkste Kraft auf kommunaler Ebene werden. In München zum Beispiel werden sie wohl stärkste Stadtratsfraktion. Ein Lebenszeichen gibt es von der SPD. Sie verteidigte Fürth und geht in München mit Dieter Reiter als Favorit in die Stichwahl. Ein amtliches Endergebnis, das die Stadtrats- und Kreistagswahlen beinhaltet, wird es erst in den kommenden Tagen geben.
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