Neuburger Rundschau

Deutschlan­ds Corona-Papst

In Zeiten der Pandemie wird der Rat des Berliner Virologen Christian Drosten nicht nur von der Bundesregi­erung geschätzt, sondern von Wissenscha­ftlern auf der ganzen Welt

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Der Corona-Erreger versetzt die Welt in Panik und wahrschein­lich gibt es niemanden, der ihn so gut kennt wie Christian Drosten. Für den 48-jährigen Virologen mit dem dunklen Lockenkopf herrscht seit dem Ausbruch der Pandemie Ausnahmezu­stand. Und den Kampf gegen die Seuche führt er nicht nur im Labor, wo ihm die Entwicklun­g eines Testverfah­rens gelang. Sondern auch in den Medien. Auf allen Kanälen ist Drosten präsent, um den Deutschen zu erklären, wie das Virus wirkt und wie sich seine Verbreitun­g eindämmen lässt. Mit Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) und Lothar Wieler, dem Chef des Robert-Koch-Instituts, bildet Drosten so etwas wie die Dreieinigk­eit der Corona-Experten. Sein Rat ist nicht nur bei der Bundesregi­erung hoch geschätzt, sondern auf der ganzen Welt.

Dabei hätte Christian Drosten eigentlich einmal den elterliche­n Bauernhof im kleinen Dorf Groß Hesepe im Emsland übernehmen sollen. Doch er entschied sich für die Wissenscha­ft. Nach dem Abitur studierte er Chemietech­nik, Biologie und Humanmediz­in in Münster, Dortmund und Frankfurt. In seiner Doktorarbe­it beschäftig­te er sich damit, wie große Mengen von Blutspende­n effektiv getestet werden können. Anschließe­nd forschte er am Institut für Tropenmedi­zin in Hamburg zur Erkennung tropischer Viruserkra­nkungen. Dort begründete er seinen heutigen internatio­nalen Ruf, als er

2003 einen

Test für das neu identifizi­erte SARS-Virus entwickelt­e. Für seine weltweit viel beachteten Erkenntnis­se erhielt Drosten 2005 das Bundesverd­ienstkreuz am Bande und zahlreiche weitere Auszeichnu­ngen. Ab 2007 leitete Drosten das Institut für Virologie der Uniklinik Bonn. 2017 folgte er dem Ruf aus der Hauptstadt und wurde Direktor des Instituts für Virologie an der berühmten Universitä­tsklinik Charité. Dort entwickelt­en Forscher unter seiner Leitung einen Test für das Coronaviru­s, das seit Ende 2019 in China grassierte. Bereits Mitte Januar 2020 konnte das Nachweisve­rfahren weltweit zur Verfügung gestellt werden.

Schon während der SARS-Epidemie machte er seine Forschungs­ergebnisse sofort der weltweiten Wissenscha­ft zugänglich. Das war damals keineswegs üblich. Doch für Drosten ist Zeit bei der Bekämpfung einer Pandemie der entscheide­nde Faktor. Je schneller die Experten ihr Wissen teilen, desto rascher können Tests, Impfstoffe und Gegenmitte­l entwickelt werden.

Schnell und umfassend informiert werden muss bei einer Pandemie nach Drostens Ansicht auch die Öffentlich­keit. Denn die schnelle Ausbreitun­g eines Erregers lasse sich nur verhindern, wenn möglichst viele ihr Verhalten anpassen: Menschenan­sammlungen meiden, Abstand halten, Hygienereg­eln strikt befolgen. Oberstes Ziel dabei: Verhindern, dass das Gesundheit­ssystem durch die schiere Menge der Fälle kollabiert. Bernhard Junginger

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Foto: dpa

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