Neuburger Rundschau

In Klopapier und Nudeln investiere­n

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Das wahre Leben ist momentan ziemlich beschiss ..., bescheiden. Telefon und Internet sind für viele – gerade in Italien – die Fenster zur Welt. Die Lage muss ernst sein. Würde Kanzlerin Merkel als Physikerin sonst raten, soziale Kontakte möglichst einzuschrä­nken?

Es fehlt menschlich­e Nähe in Tagen der Angst. Umso mehr scannen bildschirm­müde Augen alles, was Hoffnung verheißt. Das Musizieren und Singen der wunderbare­n Italiener auf ihren Balkonen und durch ihre geöffneten Fenster gehört dazu. Und wann sagt endlich einer, er sehe Licht am Ende des Tunnels? Die Sehnsucht nach abgedrosch­enen Hoffnungsp­hrasen ist enorm. Doch im Corona-Zug durch den dunklen Tunnel, eingedeckt mit Klopapier und Nudeln für ein Jahr, geht die Fahrt nur langsam voran. Immer wieder stockt der Virus-Zug, ja setzt zurück.

Nun ist jeder zuversicht­liche Zwischenru­fer willkommen, zumal wenn er ein langes Leben hinter sich hat und weiß, dass Tunnel ein Ende haben. Zu den magischen Worten in Seuchenzei­ten zählt „Gelassenhe­it“. Es ist schön zu lesen, Warren Buffett sei mit seinen 89 Jahren unverdross­en gelassen. Er kaufe zu günstigere­n Preisen entspannt Aktien nach, die ihn ohnehin interessie­rten. Für Börsianer ist der Amerikaner ein Held. Sein Optimismus wirkt ansteckend.

Das bescheiden­e „Orakel von Omaha“, welches gerne Cola trinkt und einen Burger isst, hat den ewigen Satz geprägt: „Seien Sie ängstlich, wenn die Welt gierig ist, und seien Sie gierig, wenn die Welt ängstlich ist.” Also weg mit den dunklen Gedanken vom beschiss ..., ja bescheiden­en wahren Leben und lustvoll auf die AktienRega­le im Börsen-Supermarkt blicken. Vielleicht noch etwas Geduld, der Zug setzt sicher noch einige Male zurück. Ist es dann so weit, gilt jedoch: Gier erfordert Disziplin.

Buffett rät, nur in Firmen zu investiere­n, die auch ein absoluter Vollidiot leiten könne, denn eines Tages werde genau das passieren. Das Geschäftsm­odell muss simpel und unkaputtba­r sein. Dann also Geld in das stecken, was Menschen am wichtigste­n ist: Klopapier und Nudeln. Sie sind – um es im Börsenjarg­on zu sagen – die wahren Outperform­er unserer absurden Zeit.

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