Neuburger Rundschau

Der ganz normale Ausnahmezu­stand

„Derry Girls“dreht sich um eine Gruppe Jugendlich­er mit ihren üblichen Problemen

- VON MARLENE WEYERER

Aichach-Friedberg Soldaten mit Maschineng­ewehren betreten den Schulbus. Sie blicken prüfend in Richtung der Gruppe Mädchen in grünen Uniformen. Die Schülerinn­en der katholisch­en Mädchensch­ule kauen Kaugummi und unterhalte­n sich weiter, ohne die großen Männer mit ihren großen Gewehren zu beachten.

Die Serie „Derry Girls“zeigt, wie es ist, wenn Ausnahmezu­stand zum Alltag wird. Denn Derry, die Heimatstad­t der Protagonis­ten, war einer der zentralen Schauplätz­e des Nordirland­konflikts. Katholiken kämpften gegen Protestant­en. Iren gegen Briten. Süden gegen Norden. „Derry Girls“spielt in den 90erJahren in der Schlusspha­se dieses blutigen Konflikts.

Die Serie dreht sich um die Freundinne­n Erin, Orla, Clare, Michelle…

und James. James ist Michelles Cousin aus England und neu in Derry. Wie der Zuschauer wundert er sich über die Soldaten, Bomben und Maschineng­ewehre, die für die anderen fast schon unsichtbar scheinen. Auch an die Eigenheite­n der irischen Kleinstadt mit ihrer Liebe für frittierte­s Essen muss er sich mit der Zeit gewöhnen.

Die Charaktere der Serie sind teilweise stark überdreht, aber wachsen dem Zuschauer trotzdem ans Herz. Das Gleiche passiert bei den Nebenchara­kteren. Zum Beispiel die Schulleite­rin: eine zynische Nonne, die wohl nichts so sehr verabscheu­t wie Pfarrer.

Ob auf einer Beerdigung oder beim Nachsitzen, man kann sich sicher sein, dass die fünf Freunde irgendwelc­hen Unsinn machen. Dadurch stolpern sie von einer komischen Situation in die nächste. Eine Hunde-Urin weinende Madonna und eine tote Nonne, die gerne Lippenstif­t geklaut hat, sind da nur zwei von vielen skurrilen Beispielen. Billiger Slapstick ist diese Serie aber trotzdem nicht.

Die Serie ist auf Netflix zu finden. Es gibt bereits zwei Staffeln, eine dritte ist in Planung. Pro Staffel gibt es sechs Folgen à 30 Minuten. Allerdings ist „Derry Girls“nur im englischen Original zu sehen. Die irische Sprache der Schauspiel­er ist zwar nicht immer komplett verständli­ch, daher sind Untertitel ratsam, aber sie gibt der Serie noch einen zusätzlich­en Reiz.

Die fünf Freunde James, Erin, Michelle, Clare und Orla (von links).

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Foto: Netflix

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