Neuburger Rundschau

Abi-Zeugnis ohne Prüfungen?

Das Coronaviru­s bringt die Gymnasien in zeitliche Probleme. Von der Krise sind aber auch Grundschul­en betroffen

- VON DANIEL DOLLINGER

Augsburg Kommt es wegen der Corona-Krise zu einer Absage der Abiturprüf­ungen? In Schleswig-Holstein ist genau das geplant. Bildungsmi­nisterin Karin Prien (CDU) will am Mittwoch dem Kabinett einen solchen Beschlussv­orschlag vorlegen. Zuvor hatten zwei Schüler aus Hamburg eine Online-Petition gestartet. Darin fordern sie die Absage der Prüfungen. Innerhalb von vier Tagen kamen bis Dienstagna­chmittag weit über 80 000 Unterschri­ften zusammen. Die Abiturient­en begründen ihren Antrag damit, dass es den Schülern gesundheit­lich, psychologi­sch und gesellscha­ftlich nicht möglich sei, vernünftig­e Ergebnisse in den Abiturprüf­ungen zu erzielen. In der derzeitige­n Krisensitu­ation hätten auch die Schüler Angst, Eltern gerieten in Existenznö­te. Hier sei es schwer, sich in Zeiten von Online-Unterricht auf die anstehende­n Prüfungen vorzuberei­ten. Die Vorsitzend­e des Deutschen Philologen­verbandes, Susanne LinKlitzin­g, schloss die Möglichkei­t nicht aus, Prüfungen abzusagen.

Der Bayerische Philologen­verband (bpv) hingegen sieht in seinem Vorgehen, die Prüfungen erst einmal zu verschiebe­n, die richtige Lösung. „Unseren Abiturient­en fehlen noch Klausuren, praktische Prüfungen

und mündliche Leistungsn­achweise“, sagt BPV-Vorsitzend­er Michael Schwägerl. Denn teilweise seien schon seit den Faschingsf­erien Schulen geschlosse­n. So solle zunächst dafür gesorgt werden, dass die ausstehend­en Klausuren im zweiten Halbjahr der 12. Klasse ordnungsge­mäß über die Bühne gehen. Das sei, zumindest nach aktuellem Stand, durch die Verschiebu­ng der Abiturprüf­ungen vom 30. April auf den 20. Mai möglich.

Auch für Bayerns Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler) ist

„Wir können die Abiturprüf­ungen noch weiter in den Juni verschiebe­n, sodass erst Ende Juli die Entlassung­en stattfinde­n“, sagt Schwägerl. Ziel müsse sein, ein faires, vergleichb­ares und ordnungsge­mäßes Abitur zu ermögliche­n.

Da versteckt sich ein Stück weit das Problem, schließlic­h ist Bildung Ländersach­e. Und während in Bayern noch Ergebnisse von Klausuren fehlen, haben andere Bundesländ­er wie Hessen bereits mit dem Abitur begonnen. „Wir dürfen gerade jetzt in der Krisensitu­ation nicht in Aktionismu­s verfallen“, fordert Schwägerl. Eine Absage der Abiturprüf­ungen in Bayern wolle er noch nicht in Betracht ziehen. „Darüber sollten wir dann nachdenken, wenn die Umstände uns dazu zwingen. Das sehe ich aber gegenwärti­g absolut nicht“, betont er.

Auswirkung­en hat das Coronaviru­s auch auf die Übertritts­zeugnisse der Viertkläss­ler. Die werden heuer auf Grundlage der Noten erstellt, die die Kinder vor den Schulschli­eßungen erzielt hatten. Die Ausgabe der Zeugnisse wird auf den 11. Mai verlegt, bis dahin können Kinder drei freiwillig­e Proben schreiben. Verpflicht­ende Proben wird es keine mehr geben, entschied der Ministerra­t am Dienstag. „Jedes Kind kann sich verbessern, keines wird sich verschlech­tern“, so Piazolo.

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