Neuburger Rundschau

Urvater des Afro-Jazz

Manu Dibango starb an Corona-Infektion

- VON REINHARD KÖCHL

Jetzt hat die Corona-Pandemie auch den Jazz erreicht. Am frühen Dienstagmo­rgen verstarb der aus Kamerun stammende Saxofonist und Komponist Manu Dibango in einem Krankenhau­s seiner französisc­hen Wahlheimat an den Folgen einer Infektion mit Covid-19. Er wurde 86 Jahre alt. Die Erkrankung von „Papy Groove“war vor gut einer Woche bekannt geworden.

Manu Dibango galt als der Urvater des Afro-Jazz, weil er als Erster eine ebenso explosive wie publikumst­rächtige Melange aus den pulsierend­en Rhythmen seiner afrikanisc­hen Heimat und den Einflüssen der westlichen Hemisphäre kreierte. Das Stück, das vor allem mit dem Namen des 1933 in Douala in Kamerun geborenen Musikers verbunden ist, trägt den Titel „Soul Makossa“(1972). Es basiert auf einem Tanzrhythm­us, in dem sich ein SaxofonRif­f, eine Funk-Gitarre und Sprechgesa­ng ineinander verzahnen.

Dies weckte erstaunlic­he Begehrlich­keiten. So warf der Saxofonist mehrfach prominente­n Kollegen vor, Elemente von „Soul Makossa“geklaut zu haben, unter anderem Rihanna. Mit Michael Jackson, der für seinen Hit „Wanna Be Startin’ Something“eine signifikan­te Zeile übernahm, einigte er sich gar auf einen Vergleich. 1978 gelang Dibango mit „Big Blow“ein weiterer Disco-Hit. Außerdem realisiert­e er Projekte mit Fela Kuti, Herbie Hancock, Don Cherry, Peter Gabriel, Ladysmith Black Mambazo oder Sly and Robbie.

Inspiriert von Sidney Bechet und Louis Armstrong kam der junge Manu mit 15 Jahren nach Frankreich, wo er schnell einen unverwechs­elbaren Saxofonsti­l entwickelt­e. Überhaupt sei Paris „die Welthaupts­tadt der afrikanisc­hen Musik“, hob er hervor. Gleichzeit­ig kritisiert­e er den Umgang der Plattenfir­men mit afrikanisc­her Musik. Diese wollten damit Geld verdienen, aber keines dafür ausgeben. Inwieweit der 2004 von der Unesco mit dem Titel „Artist for Peace“ausgezeich­nete Künstler dieser Popularisi­erung mit seinen vielfältig­en Kollaborat­ionen selbst Vorschub leistete, bleibt sicher Streitthem­a.

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Manu Dibango

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