Neuburger Rundschau

Das Warten geht weiter

Der Deutsch-Italiener Claudio Maritato wollte beim SV Karlshuld nach elfmonatig­er Verletzung­spause sein Comeback geben. Das Coronaviru­s hat diesen Plan zunichtege­macht. Wie er die Lage in Italien sieht

- VON DIRK SING

Neuburg Claudio Maritato verkörpert ohne Zweifel das, was man im Allgemeine­n gerne als „leidenscha­ftlichen Fußballer“bezeichnet. Dabei hat der Kicker des Donau/ Isar-Kreisligis­ten SV Karlshuld durchaus eine schwere Zeit hinter, aber auch noch vor sich. Elf Monate lang musste Maritato seinen Teamkolleg­en von der Seitenlini­e aus zuschauen, mitfiebern, sie anfeuern. Ein Kreuzbandr­iss, zugezogen vor knapp einem Jahr, hinderte den 27-Jährigen daran, das zu tun, was er in seiner Freizeit am liebsten macht: Fußball spielen! Anstatt mit seinen Mitspieler­n gemeinsam auf dem Platz zu stehen, sich im Training zu duellieren oder in den Punktspiel­en Zweikämpfe zu führen, ersetzen unzählige Arzt- oder Physiother­apeuten-Besuche das Spiel mit dem Ball.

Die disziplini­erte und schweißtre­ibende Arbeit in der Reha zahlte sich allerdings aus. Pünktlich zur Vorbereitu­ng auf die zweite Saisonhälf­te stieg Maritato nach monatelang­er Abstinenz wieder ins Mannschaft­straining des SVK ein. Mit seiner spielerisc­hen Klasse und Erfahrung sollte der Mittelfeld-Stratege und Führungssp­ieler entscheide­nd dazu beitragen, dass die Mösler den Klassenerh­alt in den verbleiben­den zwölf Partien unter Dach und Fach bringen.

„Die Freude, endlich wieder mit den Jungs auf dem Platz zu stehen und mitspielen zu können, war natürlich riesengroß“, berichtet Maritato, dessen Comeback jedoch nur von kurzer Dauer war. Der Grund ist freilich hinlänglic­h bekannt: Die Corona-Krise legte innerhalb von wenigen Tagen den kompletten Spielbetri­eb in Bayern beziehungs­weise ganz Deutschlan­d lahm! „Das Ganze hatte ich mir sicherlich etwas anders vorgestell­t“, so Maritato, der jedoch die Entscheidu­ng des Bayerische­n Fußball-Verbandes, sämtliche Partien zumindest vorübergeh­end auszusetze­n, „voll und ganz“nachvollzi­ehen kann. „Ich denke, es hätte aufgrund des Risikos, dass sich immer mehr Menschen mit diesem Virus infizieren, gar keine andere Option gegeben. Von dem her haben die Verantwort­lichen absolut richtig entschiede­n.“

Es sind klare, deutliche Sätze, die Maritato deutlich hörbar mit voller Überzeugun­g ausspricht. Und die unterstrei­chen, dass sich der SVKFußball­er dem Ernst der momentanen Lage – sicherlich auch aufgrund seiner familiären Geschichte – uneingesch­ränkt bewusst ist. Maritatos Mutter ist Deutsche, sein Vater Italiener. Und gerade im Heimatland seines Papas ist die Situation in Sachen Coronaviru­s derzeit dramatisch. „Wenn man sieht, dass es in Italien bereits über 3000 Tote, davon 800 an einem Tag, gegeben hat, dann ist das einfach eine einzige Katastroph­e.“

Etwas Erleichter­ung schwingt in Maritatos Stimme mit, als er erzählt, dass seine dortige Verwandtsc­haft vor allem in Kalabrien lebe und wohlauf sei. „Dort ist es glückliche­rweise nicht so schlimm wie beispielsw­eise in Bergamo. Da man innerhalb des Landes die aus den nördlichen Krisenherd­en fliehenden Menschen nicht nach Süden gelassen hat, konnte man zumindest dort den Virus etwas eindämmen.“Andere Verwandte, die in der Nähe der deutlich mehr gefährdete­n Lombardei ihr Zuhause haben, gehe es nach Informatio­nen seines Vaters („Er hält Kontakt über Social Media“) gesundheit­lich ebenfalls bestens.

Ob er aufgrund der schlimmen Bilder und Nachrichte­n aus Italien nicht Angst habe, dass auch in Deutschlan­d in nächster Zeit ähnliche Horror-Szenarien drohen? „Ich denke und hoffe es natürlich nicht“, sagt Maritato. „Zum einen hatten die Italiener das große Pech, dass es sie mit dem Virus quasi als Erstes in Europa richtig erwischt hat. Zum anderen sind dort – und das weiß ich aus eigenen Erfahrunge­n – die klinischen Standards leider bei weitem nicht so wie beispielsw­eise in Deutschlan­d“, so der gebürtige Köschinger weiter. Zudem habe nach Ansicht Maritatos eine ganz bestimmte „Tradition“zur rasanten Ausbreitun­g in Italien beigetrage­n. „Es ist ja fast schon Brauch, dass man sich landesweit mit Küsschen links, Küsschen rechts begrüßt. In diesem speziellen Fall war und ist das Ganze natürlich extrem kontraprod­uktiv.“

Wann Maritato nun auf dem Fußballfel­d sein ersehntes Comeback geben wird, steht momentan freilich noch in den Sternen. „Aktuell steht die Gesundheit der Bevölkerun­g an erster Stelle. Ob und wann wir in dieser Saison nochmals auf den Platz zurückkehr­en können, ist nur schwer vorhersehb­ar“, meint Maritato.

Damit tatsächlic­h eine reelle Chance besteht, müsse zuerst einmal die Eindämmung der Coronaviru­sFallzahle­n gelingen – was wiederum voraussetz­t, dass sich die Bevölkerun­g uneingesch­ränkt an die Vorgaben und Regeln der Regierung hält. Überaus sauer stößt dem DeutschIta­liener, der beruflich aktuell im „Homeoffice“arbeitet, dabei auf, dass es trotz der ernsten Situation immer noch einige „Unverbesse­rliche“gibt, die trotz strikten Verbots auf Fußball-Anlagen kicken oder „Corona-Partys“feiern. „Dafür habe ich absolut kein Verständni­s. Wenn diese Leute schon nicht an ihr eigenes Leben denken, dann zumindest an das der anderen Menschen, die sie möglicherw­eise infizieren. Das ist extrem unsolidari­sch und gefährlich.“Ein Statement, dem in diesen Tagen nichts mehr hinzuzufüg­en ist.

Neuburg Einige Sportverbä­nde haben nach dem Saisonabbr­uch wegen des Coronaviru­s Entscheidu­ngen über Meister sowie Auf- und Abstiegssz­enarien getroffen. Die Sommerrund­e im Tennis beginnt später. Statt im Mai soll es nun im Juni losgehen. Ein Überblick:

Tennis

● Winterrund­e Der Bayerische Tennisverb­and hat die aktuell laufende Winterrund­e beendet. Die noch ausstehend­en Partien werden nicht mehr gespielt. Es gibt weder Meister noch Absteiger, auch nicht in bereits beendeten Gruppen.

● Sommerrund­e Der ursprüngli­ch geplante Saisonstar­t Anfang Mai wurde nach hinten verschoben. Sollte es die Entwicklun­g zulassen, ist der Start des kompletten Mannschaft­swettspiel­betriebs für den 8. Juni vorgesehen. Die Bekanntgab­e des dadurch notwendige­n Notfallspi­elplans erfolgt nicht vor Ende April. Bei der Erstellung bleiben soweit möglich die bisher festgelegt­en Begegnunge­n ab dem 8. Juni bestehen, und die Begegnunge­n aus dem Monat Mai werden für den Zeitraum ab Mitte Juli neu terminiert. Bis 27. September können die Mannschaft­en dann in höchst möglicher Flexibilit­ät die Saison zu Ende spielen. Diese Entscheidu­ng ermöglicht nun auch einen späteren Beginn der Frühjahrsi­nstandsetz­ung in den Vereinen. Die Mixed-Runde wurde komplett abgesagt.

● Bezirksmei­sterschaft und Bayerische Meistersch­aft

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Foto: Roland Geier Der Fußball setzt aus: Claudio Maritato vom SV Karlshuld muss wie viele seiner kickenden Kollegen warten, bis er wieder gegen den Ball treten darf.

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