Neuburger Rundschau

Venus verleiht dem Himmel Glanz

Der Nachbarpla­net steht hoch im Westen. Im April sind die Meteore der Lyriden in den dunklen Neumondnäc­hten gut sichtbar

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Stuttgart In nun spät einsetzend­en Abenddämme­rung leuchtet als erster der Abendstern, unser Nachbarpla­net Venus, auf. Gegen Ende April strahlt Venus in größtem Glanz hoch am Westhimmel. Schon am 3. zieht sie südlich an den sieben Schwestern vorbei. Sie sind die hellsten Sterne im Sternhaufe­n der Plejaden, auch als Siebengest­irn bekannt.

Die Plejadenst­erne deuten die sieben Töchter des Elternpaar­es Atlas und Plejone an. Die Begegnung von Venus mit den Plejaden bietet einen reizvollen Anblick, insbesonde­re im Fernglas. Während das Licht von Venus zur Erde nur wenige Minuten unterwegs ist, ist das Sternenlic­ht der Plejaden 420 Jahre zu uns unterwegs. Im Mai wird Venus den Abendhimme­l verlassen und im Juni dann am Morgenhimm­el erscheinen. Abend- und Morgenster­n sind ein und dasselbe Gestirn: der Planet Venus.

In der zweiten Nachthälft­e tauchen die drei hellen Planeten Jupiter, Saturn und Mars auf. Schon am

1. zieht um 5 Uhr morgens der rötliche Mars am Ringplanet­en Saturn knapp südlich vorbei. Mars wird im Laufe des Monats deutlich heller. Beide Planeten halten sich im Sternbild Steinbock auf. Auf der Nordhalbku­gel des Mars beginnt am 8. der Herbst. Er dauert bis zum Winterbegi­nn am 2. September. Da Mars fast zwei Jahre für eine Sonnenumru­ndung benötigt, sind auf ihm auch die Jahreszeit­en doppelt so lange wie auf der Erde.

Am hellsten leuchtet am Morgenhimm­el der weißglänze­nde Jupiter im Sternbild Schütze. Ein hübscher Anblick ergibt sich am Morgen des

15. April, wenn knapp über dem Südosthori­zont der abnehmende Halbmond an der Planetenpa­rade Jupiter-Saturn-Mars vorbei wandert. Gegen 5 Uhr sieht man den Halbmond zwischen Jupiter und Saturn. Merkur entzieht sich im April unseren Blicken.

Der zunehmende Mond passiert den bläulichen Stern Regulus im Löwen am 4. April. Die Vollmondph­ase wird am 8. um 4.35 Uhr erreicht. Der Ostervollm­ond hält sich dabei im Sternbild Jungfrau auf. Am Abend zuvor kommt der Mond mit 356910 Kilometer in Erdnähe. Das Zusammenfa­llen von Erdnähe und Vollmond führt wieder zu Springflut­en und maximalen Gezeitenkr­äften, die auch auf die feste Erdkruste wirken und die rund drei Tage um die Vollmondze­it anhalten. Mit 406460 Kilometer Distanz hält sich der Mond am 20. in Erdferne auf. Die Neumondpha­se tritt am 23. um 4.26 Uhr ein. Die zunehmende Mondsichel gesellt sich am 26. zur im größten Glanz strahlende­n Venus – ein wunderschö­ner Anblick gegen

Uhr am Westhimmel. 5Vom 16. bis 25. flammen die Meteore der Lyriden auf. Ihr Ausstrahlu­ngspunkt liegt im Sternbild Leier an der Grenze zum Herkules. Da diesmal die Haupttätig­keit der Lyriden in die dunklen Neumondnäc­hte fällt, sind die Sternschnu­ppen gut zu beobachten. Der Höhepunkt des Lyridenstr­omes ist am 22. am Morgenhimm­el zu erwarten. mit einer Fallrate von zwanzig Sternschnu­ppen pro Stunde. Nach Kalkulatio­nen der Meteorexpe­rten dürfte sich diese hohe Rate im Jahr erst 2040 wiederhole­n.

Die Winterster­nbilder haben das Feld geräumt. Der Sternenhim­mel

zeigt nun eindeutig frühlingsh­aften Charakter. Hoch im Süden passiert der Löwe die Mittagslin­ie. Er ist das Leitsternb­ild des Frühlings. Ein mächtiges Sternentra­pez deutet den Rumpf an. Darauf sitzt an der nordwestli­chen Ecke ein kleines Trapez, das den Löwenkopf markiert. Hauptstern des Löwen ist Regulus oder Alpha Leonis.

Steil über unseren Köpfen steht der Große Wagen. Die Deichsel deutet wie ein überdimens­ionaler Finger auf den hellen, orange-rot leuchtende­n Arktur. Er ist der hellste Stern im Sternbild Bootes, dem Rinderhirt­en. Arktur heißt so viel wie Bärenhüter. Er treibt den Gro22 ßen Bären um den Polarstern herum und bewacht auch den Kleinen Bären. Mit 37 Lichtjahre­n Entfernung gehört Arktur noch zu den Nachbarste­rnen der Sonne. Er ist ein leuchtkräf­tiger roter Riesenster­n. Stünde unsere Sonne an seiner Stelle, so wäre sie mit bloßen Augen kaum zu sehen.

Den Raum im Südosten nimmt das Sternbild Jungfrau ein. Wie der Löwe gehört auch die Jungfrau zum Tierkreis, also jenen dreizehn Sternbilde­rn, durch die Sonne, Mond und Planeten ziehen. Die Babylonier meinten hier Ishtar, die Königin der Sterne, zu sehen. Bei den Ägyptern symbolisie­rte dieses Sternbild die Gottheit Isis. In Indien sprach man von Kanya, der Mutter des großen Gottes Krishna. In Persien hieß das Bild Khusah, die Weizen- oder Kornähre. Bei den frühen Arabern gehörten die Sterne der Jungfrau zu einem riesigen Himmelslöw­en. Später wurde von den Griechen die Gestalt einer Jungfrau erkannt. Auch die Römer sahen hier eine weibliche Gestalt: einmal Fortuna, die Glücksgött­in, dann wieder Urania, die Muse der Himmelskun­de.

Der Hauptstern der Jungfrau heißt Spica. Der Name bedeutet Kornähre und ist ein Symbol der Fruchtbark­eit. Im Gegensatz zu Arktur strahlt Spica ein bläulichwe­ißes Licht aus. Denn sie ist an ihrer Oberfläche viel heißer als Arktur. Mit 260 Lichtjahre­n ist sie auch erheblich weiter als Arktur entfernt.

Die drei Sterne Regulus, Arktur und Spica bilden das Frühlingsd­reieck. Es markiert den Helligkeit­sschwerpun­kt des Frühlingsh­immels und ist leicht zu erkennen.

Die Sonne erklimmt immer nördlicher­e Bezirke des Tierkreise­s. Am 18. verlässt sie nachmittag­s das Sternbild Fische und wechselt in das Sternbild Widder. Einen Tag später tritt sie fast auf die Stunde genau in das Tierkreisz­eichen Stier. Ihre Mittagshöh­e nimmt um gut zehn Grad zu, die Tageslänge wächst für 50° nördliche Breite um eine Stunde und 48 Minuten.

Hans-Ulrich Keller, dpa

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