Neuburger Rundschau

Schnipp schnapp, endlich wieder Haare ab

Seit Montag dürfen Friseure wieder Haare schneiden – unter erschwerte­n Bedingunge­n. Trotzdem sollen sich die Kunden so wohl wie möglich fühlen

- VON ELENA WINTERHALT­ER

Neuburg Als Aboud Loli am Montagmorg­en um kurz vor neun Uhr bei seinem Barbershop eintraf, um den nach sechs Wochen endlich wieder zu öffnen, waren seine Kunden schon vor ihm da. „Heute Morgen standen schon über zehn Leute vor meiner Tür“, erzählt der Inhaber von Unique Barber. Und auch eineinhalb Stunden später wartet eine kleine Gruppe auf der gegenüberl­iegenden Straßensei­te auf den ersten Haarschnit­t seit langem.

Michael Papp sitzt schon auf dem Stuhl. Normalerwe­ise geht der Neuburger alle vier Wochen zum Haareschne­iden. „Das Nervigste war, nicht zu wissen, wann man wieder zum Friseur kann“, sagt er. Weil er wegen der Ausgangsbe­schränkung­en nicht viele Leute getroffen hat, war es nicht ganz so schlimm, dass die Haare länger waren als sonst. „Aber trotzdem wurde es jetzt höchste Zeit.“Bevor er geht, deckt er sich sicherheit­shalber noch mit Gel-Vorrat ein.

Drei Kunden bedient Loli mit seinem Team gleichzeit­ig. Natürlich mit dem nötigen Sicherheit­sabstand und Mund-Nasen-Schutz. Teilweise musste er heute auch schon Haarschnit­te retten: Wenn die Herren selbst oder die Freundin zur Schere gegriffen hat, ging das nicht immer gut aus. Viele wollen sich auch den Bart vom Profi schneiden lassen. Das ist aber laut Verordnung nicht erlaubt.

Wer ein bisschen Zeit mitbringt, kann einfach vorbeikomm­en und draußen warten, bis er dran kommt. Für alle anderen macht Loli Termine aus. Der Nachfrage nach könnte er seinen Laden heute wohl bis spät abends geöffnet haben. „Um 19 Uhr machen wir Schluss. Morgen früh geht es ja weiter.“

Eine Straße weiter im Salon von Petra Kragler ist heute auch alles anders. Das Telefon klingelt praktisch ununterbro­chen, Absperrbän­der und Stoppschil­der zeigen an, welche Plätze unbesetzt bleiben müssen, um den Abstand einzuhalte­n. Inhaberin Petra Kragler hat sogar in einem grünen Ordner alle Regeln zusammenge­fasst. Akribisch wird hier dokumentie­rt, dass Türklinken, Computerta­statur und Co. regelmäßig desinfizie­rt werden.

Ich war heute Morgen aufgeregt wie ein kleines Kind“, sagt Volker Lang. Der Friseurmei­ster freut sich, dass er wieder arbeiten kann. Auch wenn die Situation sehr ungewohnt ist. Schon alleine das Tragen der

Maske stellt den Brillenträ­ger vor eine Herausford­erung. Alle Servicelei­stungen, die den Besuch beim Friseur für viele auch zu einer Pause vom Alltag werden lassen, sind aktuell nicht möglich. Kein Kaffee, keine Zeitschrif­ten, keine Umarmungen zur Begrüßung. Dafür gibt es freies WLAN beim Haarteam Kragler. Und aller Widrigkeit­en zum Trotz ist Petra Kragler und ih

Mitarbeite­rn der Humor nicht abhandenge­kommen. Langsam spielen sich die Laufwege ein. „Ich bin froh, dass wir wieder offen haben“, sagt Petra Kragler. „Aber trotzdem sind es gemischte Gefühle. Wir arbeiten sehr nah am Kunden und ich komme mir gerade manchmal vor wie Klinikpers­onal.“Das Wichtigste sei die Gesundheit der Mitarbeite­r und Kunden.

Die Verordnung­en schreiben vor, dass jeder Kunde Maske tragen muss. Außerdem werden allen vor dem Schneiden die Haare gewaschen. Damit eventuelle Infektions­ketten besser verfolgt werden können, muss jeder Kunde seine Daten hinterlass­en.

„Ich finde die Verordnung­en streng, aber gut“, sagt Petra Kragler. Obwohl für sie hohe Zusatzkosr­en ten entstehen und die Arbeit unter den Umständen ein erhebliche­r Aufwand ist. „Wir versuchen trotzdem, so weit es möglich ist, das Wohlfühler­lebnis zu vermitteln, das unsere Kunden gewohnt sind“, so die Inhaberin. Es sei jetzt besonders wichtig, dass sich alle Kollegen und Kunden an die Hygienevor­schriften halten. Jedem verlange die aktuelle Situation etwas ab.

 ??  ?? Silvia Zeiler kommt seit 25 Jahren zu Volker Lang zum Schneiden und Färben. Auch wenn an diesem Montag alles etwas anders läuft als sonst, ist sie froh, dass ihr Stammfrise­ur wieder geöffnet hat.
Silvia Zeiler kommt seit 25 Jahren zu Volker Lang zum Schneiden und Färben. Auch wenn an diesem Montag alles etwas anders läuft als sonst, ist sie froh, dass ihr Stammfrise­ur wieder geöffnet hat.
 ??  ?? Das Terminbuch im Salon von Petra Kragler ist bereits bis Juni voll. Die Inhaberin findet die Auflagen trotz hohen Aufwands gut und wichtig.
Das Terminbuch im Salon von Petra Kragler ist bereits bis Juni voll. Die Inhaberin findet die Auflagen trotz hohen Aufwands gut und wichtig.
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Fotos: Elena Winterhalt­er Aboud Loli, Inhaber von Unique Barber, ist froh, dass er nach sechs Wochen wieder öffnen darf – genauso wie seine Kunden.

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