Hirscher folgt Hinterseer
Es ist wunderlich, was manche Sportler nach dem Ende ihrer aktiven Karriere treiben. Damit sind an dieser Stelle nicht diejenigen gemeint, die ins Kriminelle abglitten. Gefallen sind viele. Die wenigsten aber wurden Schlagerstars. Vor ein paar Jahren trällerte Ex-Gewichtheber Matthias Steiner den Hit „Zurückgeliebt“. Seitdem sehnt die Welt das zweite Werk des Peking-Olympiasiegers herbei.
Vielleicht liegt es an Steiners österreichischen Wurzeln, dass es ihn ins Volkstümliche verschlagen hat. Denn in der Alpenrepublik lebt ja auch der Inbegriff des volkstümlichen Barden mit sportlicher Vergangenheit. Einst wedelte Hansi Hinterseer mit wehendem Haupthaar die Pisten hinab. Sechs Weltcupsiege sammelte er, darunter den in seiner Heimat Kitzbühel.
Danach startete er eine zweite Weltkarriere im deutschsprachigen Volksmusikraum (und, keiner weiß warum, in Dänemark). „Du hast mich heut’ noch nicht geküsst“war sein Durchbruch. Es folgten Auftritte als singender Showmaster und singender Schauspieler in elf Filmen. Acht davon gehören zu einer Reihe, die Experten gerne als die Da-wo-Ära (von 2000 bis 2009) bezeichnen. Beginnend mit „Da wo die Berge sind“, über „Da wo die Herzen schlagen“, bis hin zu „Da wo wir zu Hause sind“. Da,wo Hansi Hinterseer ist, ist der Erfolg.
Kein Wunder also, dass mancher schon versuchte, in dessen Fußstapfen zu treten. Gelungen ist es keinem. Noch nicht. Denn nun wechselt einer in die Unterhaltungsbranche, dem auch dort Großes zuzutrauen ist. Marcel Hirscher bringt alles mit, was es braucht. Er ist Österreicher und er ist Ex-Skifahrer. In Letzterem war er vielleicht sogar der Beste aller Zeiten. Achtmal in Folge gewann er den Gesamtweltcup. Nach seinem Rücktritt heuert er nun beim ORF an und moderiert dort die Sendung „Ein Sommer in Österreich – Urlaub in Rot-Weiß-Rot“. Der ExSkifahrer präsentiert die schönsten Regionen seiner Heimat.
Wenngleich über Hirschers sängerisches Talent noch sehr wenig bekannt ist, könnte dies der Beginn seiner zweiten großen Karriere werden. In Österreich ist der 31-jährige Salzburger extrem populär. Und Prominenz ist bekanntlich der beste Treibstoff für Erfolg. Da kannst du noch so gut singen, wenn dir keiner zuhört. Oder die Falschen. Das gilt auch für Hansi Hinterseer. Seine Sangeskunst wurde auf einer Geburtstagsparty des Musikproduzenten Jack White entdeckt. Jenem Genie, das die Berliner Mauer einriss, als es David Hasselhoff den Hit „Looking For Freedom“in den Mund legte.
White wird am 2. September 80. Hirscher sollte sich dringend um einen Platz auf der Gästeliste bemühen. Denn dann braucht es nur noch ein Mikrofon auf dem Weg zur Weltkarriere.