Neuburger Rundschau

Orchester 2.0

Die Stadtkapel­le Neuburg musiziert jetzt auch digital

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Neuburg Musik machen in Zeiten von Corona? Auch für die Stadtkapel­le Neuburg ist das eine echte Herausford­erung. Der Probenbetr­ieb ruht bereits seit über zwei Monaten, Musikunter­richt durfte bis vor kurzem nur online stattfinde­n, sämtliche Spieltermi­ne sind abgesagt und so fiel letztendli­ch auch das für April geplante Frühjahrsk­onzert, welches seit Jahrzehnte­n ohne Unterbrech­ung jährlich stattfand, dem Veranstalt­ungsverbot zum Opfer.

Um den Vereinsbet­rieb trotzdem zumindest teilweise am Laufen zu halten, um den Musikerinn­en und Musikern das Signal zu geben, dass „noch was passiert“und um allen zu ermögliche­n – wenn auch nur eingeschrä­nkt – zusammen musizieren zu können, hat sich der Vorstand der Stadtkapel­le etwas einfallen lassen.

Wie es bereits etliche Bands und große Orchester vorgemacht haben, hat auch die Stadtkapel­le mit „The Digital Orchestra“ein Projekt gestartet, bei dem jede Musikerin und jeder Musiker zu Hause die eigene

Stimme zu einem Stück einspielt und sich dabei filmt. Die einzelnen Videos werden dann zu einem großen Gesamtkuns­twerk zusammenge­schnitten und veröffentl­icht.

Als Stück hat man sich nicht etwa einen bekannten Marsch ausgesucht, sondern sich für ein kurzes sinfonisch­es Werk des englischen Komponiste­n Philip Sparke entschiede­n.

„The Sun Will Rise Again“widmete Sparke ursprüngli­ch den Opfern des schweren Erdbebens 2011 in Japan mit anschließe­ndem Tsunami und Super-GAU im Kernkraftw­erk Fukushima. Und auch wenn die Katastroph­e in Japan und die aktuelle weltweite Corona-Krise nur schwer vergleichb­ar sind, so gilt doch für beide Ereignisse, dass alles irgendwann überstande­n sein und für jeden die Sonne wieder aufgehen wird.

Das Projekt startete bereits am 8. April mit dem Verteilen der Noten an die insgesamt 41 Mitwirkend­en. Außerdem wurde ein Video mit dem

Dirigat von Stadtkapel­lmeister Alexander Haninger zur Verfügung gestellt, nachdem sich jeder richten konnte. Anschließe­nd waren gut zwei Wochen Zeit, die Stimmen zu üben und den eigenen Film zu erstellen und hochzulade­n. Ab dann begann die technische Arbeit im Hintergrun­d. Es vergingen noch mal gut zwei Wochen und insgesamt über 80 Arbeitsstu­nden von Projektini­tiator Dominik Bockelt in das Bearbeiten des Tons und das Zusammensc­hneiden der 41 einzelnen, knapp siebenminü­tigen Clips.

Seit einigen Tagen ist das Video über den extra dafür angelegten Youtube-Kanal der Neuburger Stadtkapel­le zu erreichen und anzusehen. Die Musiker hoffen, dass sie mit diesem Video eine kleine Freude und vielleicht auch ein wenig Mut für diese schwere Zeit machen können.

In der vergangene­n Woche ist auch in der Musikschul­e langsam wieder der Unterricht angelaufen. Zwar unter hohen Sicherheit­sauflagen und einem Abstand von zwei Metern zwischen Lehrern und Schülern haben nun alle wieder die Möglichkei­t, den Musikunter­richt physisch und nicht nur digital wahrzunehm­en.

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 ?? Foto: Stadtkapel­le ?? Wie funktionie­rt ein Orchester 2.0? Die Neuburger Stadtkapel­le scheint es herausgefu­nden zu haben.
Foto: Stadtkapel­le Wie funktionie­rt ein Orchester 2.0? Die Neuburger Stadtkapel­le scheint es herausgefu­nden zu haben.

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