Ein Bürgermeister wird Gemeinderat
Am 1. Mai hat Wigbert Kramer die Amtsgeschäfte an seine Nachfolgerin Manuela Heckl übergeben. Er selbst bleibt der Kommunalpolitik noch eine Zeit lang treu. Was die beiden miteinander verbindet
Rohrenfels Wigbert Kramer erkennt man an zwei Dingen: An den Gutzeln in seiner Hosentasche, die er stets griffbereit hat und auch gerne verteilt („Mogst a oans?“). Und an seinem Lachen, bei dem er seine Augen schelmisch zukneift. Wigbert Kramer lacht gerne und viel – zumindest mehr, als man es vielleicht von anderen Bürgermeistern kennt. Seit einigen Wochen hat Kramer noch einen Grund mehr zur Freude, denn seit dem 1. Mai ist er in den politischen Ruhestand getreten. Nach sechs Jahren hat er das Amt des ehrenamtlichen Bürgermeisters von Rohrenfels an seine bisherige zweite Stellvertreterin Manuela Heckl übergeben. Wie sich seine Nachfolgerin in dieser Rolle schlägt, wird er künftig als Gemeinderat mitverfolgen.
Den Abschied von der politischen Bühne hat er sich reiflich überlegt, die Entscheidung ist ihm letzten Endes aber nicht schwergefallen. 70 Jahre wird er im Juni – da war die Aussicht auf weitere sechs Jahre berufliche Verpflichtung nicht besonders verlockend. Stattdessen hat er sich entschieden, in die Reihen der Gemeinderäte zu rücken. Von dort aus, so sagt er, könne er ebenso noch seinen Beitrag für die Gemeinde leisten und gleichzeitig Bürgermeisterin Manuela Heckl mit Rat und Tat unterstützen – sofern sie davon Gebrauch machen möchte.
Seit wenigen Wochen ist Wigbert Kramer nun im Ruhestand. „Alles in allem könnte man sich daran gewöhnen“, sagt er, und natürlich lacht er dabei. Auch wenn Kramer „nur“ehrenamtlicher Bürgermeister war: Arbeit habe es genügend gegeben, weshalb die Umstellung „gewaltig“sei. „Der Druck ist weg“, gibt er zu, wenngleich er sein bisheriges Leben nicht gleich als stressig bezeichnen wolle. Doch es sei jetzt einfach anders. „Auch meine Frau muss sich erst daran gewöhnen, mich jetzt jeden Tag zu ertragen.“Doch alles in allem fühle sich die neu gewonnene Freiheit und Freizeit gut an.
Kramer übergibt die Gemeinde in einer Phase der regen Betriebsam
Am Ortsrand von Wagenhofen entsteht eine neue Spezial-TiefbauFirma mit bis zu 60 Mitarbeitern, gleich gegenüber eröffnet im Juni eine Tankstelle. Die Gewerbesteuereinnahmen werden der kleinen
Gemeinde guttun. Der Kindergarten – der ein im Landkreis einmaliges Kneipp-Konzept umsetzt – wird derzeit erweitert. Und um die Optik wird sich auch gekümmert: Die Kirchplätze in Rohrenfels und Wakeit. genhofen werden dieses und nächstes Jahr aufgehübscht.
In all diese Themen ist die neue Bürgermeisterin bereits eingetaucht. Als bislang zweite Stellvertreterin hat Manuela Heckl ohnehin schon vieles mitentschieden und mitbekommen. Doch darüber hinaus hat Wigbert Kramer sie in den Wochen vor der offiziellen Amtsübergabe immer wieder mit dazu geholt, um ihr den Einstieg zu erleichtern. Nicht nur deshalb fühlt sich die neue Bürgermeisterin in ihrer noch jungen Rolle wohl. „Es ist schön, für die eigene Heimat arbeiten zu können“, sagt sie. Die Entscheidung, mit 44 Jahren ihren Job als Verwaltungsleiterin an den Nagel zu hängen und eine andere Richtung einzuschlagen, sei die richtige gewesen.
20 Jahre lang war die gelernte Steuerfachgehilfin in der Verwaltung des Gasthauses Haas in Karlskron tätig gewesen. Die nächsten Jahre will sie in der Politik zubringen. „Ich will mindestens zwei bis drei Perioden Bürgermeisterin sein“, sagt sie. „Jedenfalls habe ich das geplant – sofern der Bürger mit mir zufrieden ist.“
Dass ihr der ehemalige Chef künftig aus den Reihen der Gemeinderäte bei ihrer Arbeit zusehen wird, macht Manuela Heckl nichts aus. Die beiden waren und sind sich symphatisch, einen Wettkampf darüber, wer nun als Bürgermeister die bessere Figur macht, gibt es nicht. Auf Abstand müssen die beiden derzeit nur coronabedingt gehen. Die Gemeinderatssitzungen finden noch im Sportheim statt. Wie in anderen Kommunen auch musste auch in Rohrenfels die feierliche Verabschiedung der fünf ausgeschiedenen Gemeinderäte bis auf Weiteres verschoben werden. Unter ihnen ist der bisherige Vize-Bürgermeister Michael Pallmann, der 24 Jahre im Gemeinderat aktiv war, sowie Michael Waller und Christian Karpf mit jeweils 18 Jahren.