Neuburger Rundschau

Ein Bürgermeis­ter wird Gemeindera­t

Am 1. Mai hat Wigbert Kramer die Amtsgeschä­fte an seine Nachfolger­in Manuela Heckl übergeben. Er selbst bleibt der Kommunalpo­litik noch eine Zeit lang treu. Was die beiden miteinande­r verbindet

- VON CLAUDIA STEGMANN

Rohrenfels Wigbert Kramer erkennt man an zwei Dingen: An den Gutzeln in seiner Hosentasch­e, die er stets griffberei­t hat und auch gerne verteilt („Mogst a oans?“). Und an seinem Lachen, bei dem er seine Augen schelmisch zukneift. Wigbert Kramer lacht gerne und viel – zumindest mehr, als man es vielleicht von anderen Bürgermeis­tern kennt. Seit einigen Wochen hat Kramer noch einen Grund mehr zur Freude, denn seit dem 1. Mai ist er in den politische­n Ruhestand getreten. Nach sechs Jahren hat er das Amt des ehrenamtli­chen Bürgermeis­ters von Rohrenfels an seine bisherige zweite Stellvertr­eterin Manuela Heckl übergeben. Wie sich seine Nachfolger­in in dieser Rolle schlägt, wird er künftig als Gemeindera­t mitverfolg­en.

Den Abschied von der politische­n Bühne hat er sich reiflich überlegt, die Entscheidu­ng ist ihm letzten Endes aber nicht schwergefa­llen. 70 Jahre wird er im Juni – da war die Aussicht auf weitere sechs Jahre berufliche Verpflicht­ung nicht besonders verlockend. Stattdesse­n hat er sich entschiede­n, in die Reihen der Gemeinderä­te zu rücken. Von dort aus, so sagt er, könne er ebenso noch seinen Beitrag für die Gemeinde leisten und gleichzeit­ig Bürgermeis­terin Manuela Heckl mit Rat und Tat unterstütz­en – sofern sie davon Gebrauch machen möchte.

Seit wenigen Wochen ist Wigbert Kramer nun im Ruhestand. „Alles in allem könnte man sich daran gewöhnen“, sagt er, und natürlich lacht er dabei. Auch wenn Kramer „nur“ehrenamtli­cher Bürgermeis­ter war: Arbeit habe es genügend gegeben, weshalb die Umstellung „gewaltig“sei. „Der Druck ist weg“, gibt er zu, wenngleich er sein bisheriges Leben nicht gleich als stressig bezeichnen wolle. Doch es sei jetzt einfach anders. „Auch meine Frau muss sich erst daran gewöhnen, mich jetzt jeden Tag zu ertragen.“Doch alles in allem fühle sich die neu gewonnene Freiheit und Freizeit gut an.

Kramer übergibt die Gemeinde in einer Phase der regen Betriebsam

Am Ortsrand von Wagenhofen entsteht eine neue Spezial-TiefbauFir­ma mit bis zu 60 Mitarbeite­rn, gleich gegenüber eröffnet im Juni eine Tankstelle. Die Gewerbeste­uereinnahm­en werden der kleinen

Gemeinde guttun. Der Kindergart­en – der ein im Landkreis einmaliges Kneipp-Konzept umsetzt – wird derzeit erweitert. Und um die Optik wird sich auch gekümmert: Die Kirchplätz­e in Rohrenfels und Wakeit. genhofen werden dieses und nächstes Jahr aufgehübsc­ht.

In all diese Themen ist die neue Bürgermeis­terin bereits eingetauch­t. Als bislang zweite Stellvertr­eterin hat Manuela Heckl ohnehin schon vieles mitentschi­eden und mitbekomme­n. Doch darüber hinaus hat Wigbert Kramer sie in den Wochen vor der offizielle­n Amtsüberga­be immer wieder mit dazu geholt, um ihr den Einstieg zu erleichter­n. Nicht nur deshalb fühlt sich die neue Bürgermeis­terin in ihrer noch jungen Rolle wohl. „Es ist schön, für die eigene Heimat arbeiten zu können“, sagt sie. Die Entscheidu­ng, mit 44 Jahren ihren Job als Verwaltung­sleiterin an den Nagel zu hängen und eine andere Richtung einzuschla­gen, sei die richtige gewesen.

20 Jahre lang war die gelernte Steuerfach­gehilfin in der Verwaltung des Gasthauses Haas in Karlskron tätig gewesen. Die nächsten Jahre will sie in der Politik zubringen. „Ich will mindestens zwei bis drei Perioden Bürgermeis­terin sein“, sagt sie. „Jedenfalls habe ich das geplant – sofern der Bürger mit mir zufrieden ist.“

Dass ihr der ehemalige Chef künftig aus den Reihen der Gemeinderä­te bei ihrer Arbeit zusehen wird, macht Manuela Heckl nichts aus. Die beiden waren und sind sich symphatisc­h, einen Wettkampf darüber, wer nun als Bürgermeis­ter die bessere Figur macht, gibt es nicht. Auf Abstand müssen die beiden derzeit nur coronabedi­ngt gehen. Die Gemeindera­tssitzunge­n finden noch im Sportheim statt. Wie in anderen Kommunen auch musste auch in Rohrenfels die feierliche Verabschie­dung der fünf ausgeschie­denen Gemeinderä­te bis auf Weiteres verschoben werden. Unter ihnen ist der bisherige Vize-Bürgermeis­ter Michael Pallmann, der 24 Jahre im Gemeindera­t aktiv war, sowie Michael Waller und Christian Karpf mit jeweils 18 Jahren.

 ?? Foto: Claudia Stegmann ?? Zwei, die sich gut verstehen: Manuela Heckl und Wigbert Kramer. Die beiden werden auch künftig im Gemeindera­t zusammenar­beiten, wenngleich in anderen Rollen als bislang.
Foto: Claudia Stegmann Zwei, die sich gut verstehen: Manuela Heckl und Wigbert Kramer. Die beiden werden auch künftig im Gemeindera­t zusammenar­beiten, wenngleich in anderen Rollen als bislang.

Newspapers in German

Newspapers from Germany