Neuburger Rundschau

Ist das noch gut oder muss das weg?

Wie man erkennt, ob Lebensmitt­el noch gefahrlos genießbar sind – und ob Schimmel wirklich gefährlich ist

- VON ANDREA SCHMIDT-FORTH

Augsburg Irgendwie kauft man doch immer zu viel ein, mit der Folge, dass Essen im Müll landet. Etwa 64 Kilo pro Kopf und Jahr in Bayern. Wie sich das vermeiden lässt und wie lange Lebensmitt­el haltbar sind, darüber sprachen wir mit Rosemarie Weber. Die Hauswirtsc­haftsmeist­erin ist erste Vorsitzend­e des DHBNetzwer­ks Haushalt in Augsburg.

Ganz hinten im Kühlschran­k habe ich eine Steaksoße vom vergangene­n Jahr entdeckt. Können wir die noch aufbrauche­n?

Rosemarie Weber: Ist das Mindesthal­tbarkeitsd­atum (MHD) schon verstriche­n? Es gibt an, wie lange der Hersteller für einwandfre­ien Zustand und Geschmack im ungeöffnet­em Zustand garantiert. Auch wenn schon geöffnet, könnte die Soße noch genießbar sein. Ich empfehle den Test mit allen Sinnen. Sieht die Soße noch appetitlic­h aus? Wie riecht sie? Schmeckt sie noch gut? Sonst ab damit in den Müll. Und in Zukunft lieber zu einer kleineren Packungsgr­öße greifen bzw. Soßenreste während der kalten Jahreszeit kreativ verarbeite­n.

Wie weiß ich, ob ein Ei noch frisch ist? Weber: Eier sind ziemlich lange haltbar, vom Legedatum bis zum Mindesthal­tbarkeitsd­atum sind es etwa vier Wochen. Sie müssen nicht zwingend die komplette Zeit im Kühlschran­k aufbewahrt werden, sollten allerdings auch nicht in der prallen Sonne stehen. Das genaue Datum steht auf der Packung. Ältere Eier grundsätzl­ich lieber verbacken oder hart gekocht verzehren. Besser ist es, die Eier gleich nach dem Kauf zu kühlen und in die passende Vorrichtun­g in der Kühlschran­ktür umzupacken. Durch Salmonelle­n und andere Keime, die auf der Eierschale sitzen, könnten die Eierkarton­s verkeimt werden. Bitte auch das Mindesthal­tbarkeitsd­atum notieren.

Hat man das vergessen, zeigt der Schüttelte­st, ob das Ei noch gut ist. Ei zwischen Daumen und Zeigefinge­r nehmen und vorsichtig schütteln. Ist ein deutliches Glucksen zu hören, hat sich im Inneren eine Luftblase gebildet. Das Ei ist also schon älter und sollte bald verbraucht werden. Ein frisches Ei macht kein Geräusch, wenn man es sanft hin- und herbewegt. Aufschluss gibt auch der Wasser-Test:

Ei dazu in ein großes Glas Wasser legen. Ein frisches Ei sinkt zu Boden. Ein älteres Ei steigt dagegen auf und schwimmt an der Oberfläche – besser weg damit! Spätestens wenn man das Ei in eine Tasse aufschlägt, verrät schwefelig­er Geruch, dass es verdorben ist.

Eine Scheibe vom Brot ist schimmelig. Muss jetzt der ganze Laib weg? Weber: Besser schon, denn durch die Struktur können sich die Sporen im kompletten Brot verteilen. Außerdem sollte man den Brotkasten gründlich mit Essigwasse­r säubern, einen Brottopf aus Keramik danach 20 Minuten im Backofen bei 200 Grad Celsius trocknen lassen. Schimmel ist ungesund und lässt sich auch nicht durch Erhitzen beseitigen. Befallene Lebensmitt­el gehören deshalb in den Müll, egal ob Obst, Gemüse, Gebäck, Nüsse oder Milchprodu­kte. Eine Ausnahme bilden luftgetroc­knete Würste oder Schinken bzw. Hartkäseso­rten wie Parmesan oder Emmentaler. Sie haben einen hohen Salzanteil und wenig Wasser, dadurch kann sich der Schimmel nicht so schnell ausbreiten. Man kann die Stelle großzügig wegschneid­en. Aber auch da gilt: mit allen Sinnen testen, im Zweifel lieber davon trennen.

Meine Oma hat Schimmel von der Marmelade immer weggekratz­t. Reicht das nicht?

Weber: Früher hat man das so gemacht. Ich würde davon eher abraten, vor allem wenn es sich um Fruchtaufs­triche mit einem geringeren Zuckerante­il handelt, die zum Beispiel mit Gelierzuck­er 2:1 oder 3:1 bzw. 70 Prozent Fruchtante­il gekocht wurden. Je weniger Zucker, desto leichteres Spiel haben die Schimmelsp­oren.

Bei einer Packung eingeschwe­ißter Wurstschei­ben wölbt sich der Deckel, was nun?

Weber: Frische Lebensmitt­el wie Fleisch, Fisch oder Wurst sind leicht verderblic­h. Zeigen sich an der Verpackung Auffälligk­eiten, etwa Lufteinsch­lüsse, Verfärbung­en oder Feuchtigke­it, wo sie nicht hingehört, weg damit! Gleiches gilt, wenn auf der Verpackung ein Verbrauchs­datum („zu verbrauche­n bis“) angegeben ist. Anders als bei einem Mindesthal­tbarkeitsd­atum sollten diese Lebensmitt­el nach Ablauf des Datums nicht mehr verzehrt werden.

Ich habe gehört, Konserven seien eigentlich viel länger haltbar als bis zum angegebene­n Mindesthal­tbarkeitsd­atum?

Weber: Ja, das stimmt in vielen Fällen. Auch hier muss nicht alles gleich weg, nur weil das MHD abgelaufen ist. Da hilft wieder der sensorisch­e Test: Wie sieht der Inhalt aus? Wie riecht er? Schmeckt er noch gut? Außerdem muss die Dose intakt sein. Hat sie eine Delle, könnte der Lack, der das Lebensmitt­el vor dem Metall schützt, beschädigt sein. Weitere Gründe, die Konserve wegzuwerfe­n, wären ein zischendes Geräusch beim Öffnen oder schwarze Flecken im Deckel. Bei überlagert­en Fisch- und Fleischkon­serven bin ich besonders vorsichtig. Sind Konservend­osen aufgebläht, darf der Inhalt auf keinen Fall mehr verzehrt werden. In ihnen könnte sich ein Keim ausbreiten, der zu einer schweren Lebensmitt­elvergiftu­ng, dem sogenannte­n Botulismus führt.

Stimmt es, dass gekochte grüne Bohnen oder gekochter Reis nach zwei Tagen nicht mehr verzehrt werden sollten, selbst wenn man sie im Kühlschran­k aufbewahrt hat?

Weber: Auch Gekochtes sollte man grundsätzl­ich nicht länger als zwei oder drei Tage aufbewahre­n, wenn man sich nicht den Magen verderben möchte! Die Devise ist: aus dem Kochtopf in ein kühles Gefäß umfüllen, so schnell wie möglich abkühlen und ab ins mittlere Fach im Kühlschran­k. Eine gute Alternativ­e ist, portionswe­ise einfrieren. Dann hat man immer eine kleine fertige Zutat oder Mahlzeit parat. Und vermeidet, dass die Reste nach ein paar Tagen doch noch im Müll landen.

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Foto: oceane2508, Adobe Stock Wenn die Packung schon länger geöffnet ist, muss man seinen Sinnen vertrauen.

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