Es gab nur einen Gewinner
Vor dem Spiel bei Hertha BSC wartet auf FCA-Trainer Herrlich noch viel Arbeit. Zum Glück präsentiert sich Torhüter Andreas Luthe beim 0:0 gegen Paderborn in Topform
Augsburg Wenn am Mittwochabend Zuschauer zugelassen gewesen wären, dann wäre in der Nachspielzeit sicher ein Raunen durch die WWKArena gegangen. FCA-Torhüter Andreas Luthe hatte wagemutig die letzte Flanke der wild anrennenden Paderborner abgefangen, ehe er zuerst mit Felix Uduokhai zusammenrasselte und dann kopfüber auf den Boden prallte. Es schien, als würde das Spiel für den überragenden Spieler des FC Augsburg böse enden. Doch Luthe überstand den heftig anzusehenden Crash gesund. Er wird am Samstag bei Hertha BSC (15.30 Uhr /Sky) spielen können.
Denn nur wenige Minuten ordnete er das mühsame 0:0 gegen das Schlusslicht im Fernseh-Interview ein. „Wir waren heute leider nicht so eiskalt wie am Sonntag auf Schalke. Aber es war wichtig, dass wir zum zweiten Mal in Folge die Null halten konnten“, sagte der 33-Jährige. Und das mit dem Halten nahm er wörtlich. Der Torhüter war hauptsächlich dafür verantwortlich, dass nicht auch das zweite Heimspiel nach dem Re-Start verloren ging. Er verhinderte gleich mehrmals einen
Rückstand, zweimal gegen Gerrit Holtmann (22., 61.) und am spektakulärsten in der 70. Minute, als er im Eins-gegen-eins einen Schuss von Sven Michel mit einer Blitzreaktion abwehrte.
Luthe war der große Gewinner in einem Spiel, das keinen Sieger sah. Dass nicht mehr Tomas Koubek, der 7,5-Millionen-Einkauf, im Tor steht, scheint das Normalste der Welt, weil Luthe am Mittwoch so fehlerfrei spielte, als wäre es das Normalste der Welt. „Andi Luthe hat uns durch seine tollen Paraden im Spiel gehalten, er war heute der beste Spieler“, lobte FCA-Trainer Heiko Herrlich seinen Torhüter.
Wenigstens diese, in der Vorrunde so lange offene Baustelle, scheint geschlossen. An diversen anderen muss Neu-Trainer Heiko Herrlich noch Hand anlegen. „Es bleibt weiter harte Arbeit, die Klasse zu halten, aber den Punkt nehmen wir mit.“Denn gegen den Tabellenletzten wurde schnell deutlich, wie fragil das neue Konzept von Herrlich noch ist. Anders als auf Schalke gelang es gegen Paderborn zu selten, den Gegner mit offensivem Pressing unter Druck zu setzen. Das lag zum einen daran, dass die FCA-Spieler dabei oft nicht richtig abgestimmt zu Werke gingen, zum anderen daran, dass Paderborn zwar mit nun 19 Punkten abgeschlagen Tabellenletzter ist, aber nicht so auftritt.
Und so spielten zwei Teams auf Augenhöhe, weil Herrlich mit dem Umbau seines rein auf Konterfußball ausgerichteten Teams hin zu einer dominant und auch ballsicher auftretenden Einheit noch längst nicht fertig ist. Sein Kollege Steffen Baumgart hingegen weiter auf das spielerische Element setzt, das Paderborn ohne Zwischenhalt von der dritten Liga in die Bundesliga führte. Dass er mit Klaus Gjasula das Raubein der Liga in seinen Reihen hat, in Augsburg holte er sich sein 15. Gelb ab, damit fehlt ihm nur noch eine Verwarnung, um zu Rekordhalter Tomas Hajto (Saison 98/99 beim MSV Duisburg) aufzuschließen, ist da kein Widerspruch.
Was aber deutlich wurde, am Ende wird Paderborn wohl die individuelle Qualität der Spieler fehlen, um in der Liga zu bleiben.
Die ist beim FCA durchaus vorhanden, doch fehlt noch das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Am deutlichsten tritt das beim Spielaufbau zutage, der, wenn es plötzlich eng wird, nicht mehr richtig funktionieren will. Daran konnte auch Kapitän Daniel Baier nichts ändern. Er bestritt nach der Pause auf Schalke gegen Paderborn sein 300. Bundesligaspiel. Viel zu feiern hatte Baier nicht, auch weil seine Kollegen gerade in der Schlussphase beste Chancen vergaben, wie Noah Sarenren Bazee (88.) oder Carlos Gruezo (89.). „Das Spiel hätte auch 3:3 ausgehen können“, sagte FCATrainer Herrlich nach seinem durchwachsenen Heimspiel-Debut auf der Augsburger Trainerbank.
Die Lage bleibt bedrohlich. Dabei hatte Herrlich selbst nach dem 3:0 gegen Schalke vom „Turnaround“gesprochen. Der Abstand auf den Relegationsplatz 16 ist nach dem Düsseldorfer Sieg gegen Schalke auf vier Punkte zusammengeschmolzen. Und jetzt fährt der FCA nach Berlin. Es wird das Duell der Neu-Trainer Herrlich gegen Bruno Labbadia. Der hat mit zwei Siegen (3:0 gegen Hoffenheim und 4:0 gegen Union) und zuletzt einem respektablen 2:2 gegen RB Leipzig den Großstadtklub mit 35 Punkten in ruhigere Fahrwasser gelenkt. Herrlich ist das beim FCA noch nicht so ganz gelungen.