Ist der Handymast zu nah an Ergertshausen?
Während altgediente Gemeinderäte mit einer Entscheidung Schlimmeres verhindern wollen, drängen neue Räte auf eine Überprüfung
Rohrenfels-Ergertshausen Der Abschluss eines jahrelang ungelösten Problems schien am Donnerstag in der Gemeinderatssitzung Rohrenfels in greifbarer Nähe. Doch dann intervenierten die neuen Gemeinderäte Klaus Seemeier und Christoph Müller. Denn ihrer Meinung nach ist der geplante Standort für den Mobilfunkmast, der nach mehreren erfolglosen Anläufen nun in der Nähe von Ergertshausen gefunden wurde, nicht akzeptabel.
Exakt 434 Meter – so weit würde der etwa 50 Meter hohe Sendemast von der Wohnbebauung entfernt stehen. Das hat Klaus Seemeier, der selbst in Ergertshausen wohnt, persönlich nachgemessen. Der Abstand sei zu gering, der Mast müsse deshalb weiter weg vom Ort. Etwa 150 Meter weiter würde es seiner Meinung nach auch einen passenden
Standort geben: auf einem Acker, der ebenfalls der Gemeinde gehört. Dem Einwand schloss sich auch Christoph Müller an: „Mindestens 500 Meter“müssten seiner Ansicht nach zwischen dem Handymast und der Bebauung liegen.
Darüber hinaus forderte er, dass im Vertrag mit der Deutschen Funkturm GmbH, die für die Telekom den Sendemast errichtet, explizit der Ausbau auf 5G ausgeschlossen wird – zumindest solange, bis Erkenntnisse über die Wirkung der Strahlenbelastung vorliegen. Nach derzeitigen Informationen ist der Ausbau im 4G-Standard vorgesehen.
Die altgedienten Gemeinderäte hatten mit dem Widerspruch ihrer Kollegen so manche Nöte. Seit fünf Jahren sei die Gemeinde zusammen mit der Deutschen Funkturm nun schon auf der Suche nach dem richtigen Standort, immer wieder seien
Bereiche untersucht und verworfen worden. Alle Möglichkeiten seien bereits ausgereizt worden, jetzt müsse endlich eine Entscheidung getroffen werden – und zwar nicht nur, um den mitunter miserablen Handyempfang in Rohrenfels zu verbessern, sondern auch, um dem denkbar schlimmsten Fall vorzugreifen. Denn, so formulierte Lukas Frank die Befürchtungen, könnte die Telekom auf einen Privatmann zugehen und ihm ein lukratives Angebot machen, wenn dieser den Mast auf sein Dach setzt. „Und dann haben wir mitten im Ort einen Handymast – und wir können nichts dagegen machen.“
So ähnlich ist es den Bewohnern aus Unterstall vor einigen Jahren ergangen. Dort hatte die Deutsche Funkturm GmbH – wenngleich auf Empfehlung der Gemeinde Bergheim – auf das Schützenheim einen Handymast gesetzt. Weil die Bürger über das Vorhaben im Vorfeld nicht informiert worden waren, gab es massiven Unmut im Ort. Es folgte eine Infoveranstaltung der Funkturm GmbH und später eine Strahlenmessung an sechs verschiedenen Standpunkten im Ort, die schließlich zu folgendem Ergebnis kam: Rund 200 Meter vom Funkmast entfernt lag die Strahlenbelastung bei voller Leistung der Anlage bei nur acht Prozent des erlaubten Höchstwertes, rund 700 Meter entfernt waren es noch 0,02 Prozent.
Auf Anregung von Roland Braun und Christoph Müller will sich Bürgermeisterin Manuela Heckl nun um eine Bürgerversammlung kümmern, bei der die Ergertshausener über den geplanten Standort informiert werden sollen. Das ist in Zeiten von Corona nicht ganz einfach. Die Entscheidung für oder gegen den Standort wurde bis dahin vertagt.