Auf Tauchgang in der Karlshulder Kläranlage
Spezialtaucher aus Koblenz arbeiten im Klärbecken. Die notwendige Reparatur an der Kläranlage der beiden Donaugemeinden war aufwendiger, als gedacht. Wann der geplante Ausbau startet und was sich mit ihm ändern wird
Karlshuld Das Schmutzwasser im Belebungsbecken, dem größten Becken der Karlshulder Kläranlage, ist träge und still. Ein paar Enten sitzen auf dem Betonsockel. An einer Stelle steigen Luftblasen auf. Sie verraten den Standort von Heiko Thesz. Der Profitaucher ist gerade im Abwasser. In vier Metern Tiefe und in völliger Dunkelheit reinigt und repariert er die Lüftungseinheiten des Beckens. Am Beckenrand steht sein Chef Guido Hirt und behält den Überblick. Bereits bei der ersten Inspektion wurden größere Schäden entdeckt, als zunächst erwartet.
Seit Jahren holt sich der Karlshulder Abwassermeister Ludwig Wiblishauser bei der Wartung der Anlage die Unterstützung der Profitaucher. Am vergangenen Montag kamen die Koblenzer wieder zur drittgrößten Kläranlage im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen.
Die Luftzuführungsrohre, die für ausreichend Sauerstoff in dem Becken sorgen, müssen dringend ausgetauscht werden. Zudem sollen die Belüfterkerzen, schwarze Schläuche mit feinen Löchern, ersetzt werden. Diese Kerzen sind an einer u-förmigen Metallkonstruktion angebracht und verteilen den Sauerstoff gleichmäßig im Abwasser. Die exakte Sauerstoffzufuhr durch die Belüftergabel sei für das Klären entscheidend, erklärt Wiblishauser. Bereits die kleinste Abweichung habe Folgen für das ganze System, sagt der Kläranlagen-Chef.
Das Wartungsteam stellt an der Gabel, die aus Vierkantrohren zusammengeschweißt ist, Schäden fest. Der Dauereinsatz in dem Schmutzwasser hat den Rohren zugesetzt – kleine Löcher, Risse und sogar abgewetzte Ecken entdecken die Profitaucher. Ein Zustand, der so nicht bleiben darf.
Während Thesz und Hirt weiter das Becken ergründen, werden vor
Betriebshäuschen die verschlissenen Gabeln repariert. Knapp eine Tonne Schmutz wurde schon rausgeholt, sagt Hirt. Vor allem Haare und Stoffreste verklumpen sich zu Zöpfen und verstopfen die Belüftungselemente im Becken.
Plötzlich taucht Thesz wieder auf und streckt seinen Arm in die Höhe. Er hat einen Hammer am Grund der Kläranlage gefunden – ein Gegenstand, der dort eigentlich nichts zu suchen hat. Das sei aber nicht außergewöhnlich, sagt Hirt. Bereits seit knapp 30 Jahren gehen er und sein Team in Kläranlagen, Schleudem sen, Hafenbecken oder Stauseen tauchen. „Was dort reinfällt, kann nicht mehr so leicht rausgeholt werden.“Ein Fund ist Hirt im Gedächtnis geblieben: Damals zog er selbst den knapp 50 Kilogramm schweren Schutzanzug an und tauchte in ein Klärbecken. Dort entdeckte er ein ertrunkenes Wildschwein, dessen Körper in einem Abzug steckte. Da die Profis im Klärbecken nichts sehen, erkannte er erst nach dem Auftauchen den Fund.
Fast jährlich kommen Hirt und seine Kollegen nach Karlshuld. Und auch nach dem geplanten Ausbau wird der Dienst der Taucher gefragt sein. Mit dem stetigen Zuwachs der beiden Donaugemeinden kommt die Kläranlage an ihre Grenzen. Bereits seit Längerem ist deshalb ein Ausbau der Anlage in Planung (wir berichteten). „Wir liegen im Zeitrahmen“, sagt Wiblishauser. Spätestens im kommenden Frühjahr soll der Spatenstich sein. Als Bauzeit ist ein gutes Jahr vorgesehen.
Geplant sind ein zusätzliches Becken, das als Vorklärbecken dienen wird, sowie ein Faulbehälter für den Klärschlamm. Der Vorteil des Faulturms sei, dass der Schlamm besser aufbereitet werden könne und sich die Entsorgungskosten verringern, weiß der Abwassermeister.
Zudem soll im Rahmen der Erweiterung der Kläranlage das bestehende Betriebsgebäude aufgestockt und ein Blockheizkraftwerk errichten werden. Das Gas aus dem Faulturm werde in dem Kraftwerk für die Stromgewinnung genutzt. Eine Solaranlage auf dem Dach soll noch für zusätzlichen Strom sorgen. Die Kosten belaufen sich auf rund vier Millionen Euro. Das Millionenprojekt schultern die beiden Nachbargemeinden zusammen. Bürgermeister Michael Lederer sagt: „Wir investieren in die Zukunft.“Denn die neue Kläranlage ist nicht nur für bis zu 17.500 Einwohner ausgelegt, sondern auch energetisch wird sie auf dem neuestem Stand sein. Bereits seit 1987 setzen Karlshuld und Königsmoos auf eine Kooperation in Sachen Abwasser. Sie zählten zu den ersten Gemeinden im Landkreis, die sich zusammenschlossen, weiß Dominik Knappe vom Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt.