Neue Harmonie statt Gedanken an Trennung
VG Rain könnte „Auflösungswunsch“noch mal überdenken
Rain Wer hätte das gedacht: Bei der konstituierenden Sitzung der Gemeinschaftsversammlung der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Rain herrschte eine ungewohnte Harmonie. Dabei wollen die Gemeinden Genderkingen, Holzheim, Münster und Niederschönenfeld die Ehe mit der Stadt Rain auflösen.
Die Umlandgemeinden wollten eine eigene VG gründen, wie die jeweiligen Gremien der Gemeinden längst entschieden haben. Die Gemeinschaftsversammlung hatte im August 2018 der Auflösung der VG Rain zugestimmt. Fraglich war nur, wann der Bayerische Landtag über einen entsprechenden Antrag entscheiden würde. Möglicherweise könnte sich das Blatt aber noch wenden. Wollen die Gemeinden den Antrag gar zurückziehen?
In Münster gibt man sich pragmatisch: „Bis zu einem Beschluss arbeiten wir konstruktiv zusammen“, sagt Jürgen Raab. Der neue Bürgermeister von Münster sieht die Angelegenheit nüchtern. Wenn der Landtag entschieden habe, müsse man sich mit der neuen oder auch bestehenden Situation auseinandersetzen. Falls das Gesuch abgelehnt werde, sei die Gemeinschaftsversammlung bereits eingespielt. Notwendige Entscheidungen gerade in personeller Hinsicht seien ohnehin nicht aufschiebbar.
Raab räumte allerdings im Nachgang ein, dass man am Rande auch über das weitere Zusammenarbeiten gesprochen habe. Dass die UmlandGemeinden von ihrem Antrag abrücken wollen, sei aber mit keiner Silbe angesprochen worden. Allerdings: Angesichts der „guten Zusammenarbeit“könne man sich zu gegebener Zeit Gedanken machen, ob man bei den Beschlüssen der Gremien in der letzten Legislaturperiode bleiben will. Den Antrag zurückzuziehen, sei kein Thema gewesen. Weil in der Gemeinschaftsversammlung ein Generationswechsel stattgefunden hatte, stellten sich die zahlreichen neuen Mitglieder kurz vor. Nur einer spielte dabei auf die brisante Situation an. Er hoffe auf eine sechsjährige gute Zusammenarbeit, sagte Rains Stadtrat Florian Riehl (Freie Wähler) und fügte hinzu: „Die Betonung liegt auf sechs Jahre.“
Die neuen Bürgermeister wollen mehr miteinander sprechen
Bei dem Vorhaben der Umlandgemeinden, eine eigene VG zu gründen bei gleichzeitiger Auflösung der jetzigen Einheit, wird es noch einiges zu klären geben, immer vorausgesetzt, dass es dafür grünes Licht aus dem Innenministerium gibt. Und, so Holzheims Bürgermeister Josef Schmidberger, die Zusammenarbeit sei aktuell sehr konstruktiv. „Wir verstehen uns gut und wollen auf der Basis der fünf Bürgermeister künftig öfter miteinander sprechen.“Dabei sei es nicht unmöglich, dass man alles noch einmal nachvollziehen werde, sagt Schmidberger. Man sei für alles offen. Die „gute Gesprächsgrundlage“betont auch Rains Bürgermeister Karl Rehm. „Dass der Auflösungswunsch auf den Prüfstand soll, habe ich nicht gehört.“
Die nunmehr erste Sitzung leitete zunächst Rains ehemaliger Bürgermeister Gerhard Martin. Er wickelte die Wahl seines Nachfolgers ab. Einmütig wurde Martins Nachfolger im Rainer Rathaus, Karl Rehm, zum Vorsitzenden gewählt. Ebenfalls einstimmig votierte die Versammlung für Josef Schmidberger als Stellvertreter. Schmidberger ist neuer Bürgermeister in Holzheim.
Per Beschluss wurden zu geschäftsführenden Stellvertretern die neuen Bürgermeister aus Niederschönenfeld (Stefan Roßkopf), Münster (Jürgen Raab) und Genderkingen (Leonhard Schwab) berufen.