Neuburger Rundschau

Bis zu 75 000 Euro für die Opfer von Missbrauch

Bischof Bertram Meier legt höhere Entschädig­ung im Bistum Augsburg fest

- VON ALOIS KNOLLER

Augsburg Bis zu 75 000 Euro will die Diözese Augsburg den Opfern von sexuellem Missbrauch oder körperlich­er Gewalt im Einzelfall zahlen. Das bestimmt die neue „Anerkennun­gsund Unterstütz­ungsordnun­g“, die der künftige Bischof Bertram Meier an diesem Dienstag in Kraft gesetzt hat. Nach dem Erzbistum Freiburg sei Augsburg damit die zweite deutsche Diözese, die sich feste Vorgaben gibt, erklärte Meier. Er kommt damit einer gemeinsame­n Regelung der Deutschen Bischofsko­nferenz zuvor. „Ich wollte nicht länger zuwarten und die betroffene­n Personen vertrösten“, sagte Meier. Es sei ihm ein „äußerst wichtiges Anliegen“, ihnen auch eine finanziell­e Perspektiv­e zu eröffnen.

Für die Opferiniti­ative „Eckiger Tisch“begrüßte deren Vorsitzend­er Matthias Katsch gegenüber unserer Redaktion die Entscheidu­ng des Bischofs. „Dennoch birgt ein solcher Alleingang auch eine Gefahr. Es droht ein Flickentep­pich an Regelungen, wenn jedes Bistum und jede Ordensgeme­inschaft eigene Summen und eigene Verfahren einführt“, sagte Katsch. An die Bischofsko­nferenz appelliert­e er deswegen: „Machen Sie einen erneuten Anlauf für eine gemeinsame Regelung aller Bistümer! Beziehen Sie dazu Betroffene­nvertreter und Experten transparen­t in die Beratungen mit ein.“

Bei ihrer Frühjahrsv­ollversamm­lung in Mainz hatten die Bischöfe dazu neun Grundsätze formuliert. Vorgesehen ist ein zentrales und unabhängig­es Entscheidu­ngsgremium, das verbindlic­h die Leistungsh­öhe festsetzt, eine zentrale Auszahlung an die Betroffene­n und eine solidarisc­he Komponente, die eine Lösung für die gesamte katholisch­e Kirche in Deutschlan­d möglich macht.

Das Bistum Augsburg gewährt den Missbrauch­sopfern zweierlei Leistungen: die bisher bereits üblichen Einmalzahl­ungen „in Anerkennun­g des erlittenen Leids“sowie als Neuerung eine monatliche Unterstütz­ung in Fällen wirtschaft­licher Not. Je nach Schwere des Falles kann die Einmalzahl­ung entspreche­nd einem Schmerzens­geld von 5000 bis über 25 000 Euro betragen. An laufender Unterstütz­ung werden bis zu 500 Euro ausbezahlt. In Freiburg bekommen Betroffene bis zu 800 Euro Unterstütz­ung.

Er sei sich durchaus bewusst, dass sich manche Betroffene andere, viel höhere Summen vorstellte­n, räumte der Augsburger Bischof ein. Den Verantwort­lichen in der Diözese sei es jedoch wichtig gewesen, sich an bereits bestehende­n Ordnungen zu orientiere­n, etwa den Regelungen der Österreich­ischen Bischofsko­nferenz und vor allem der Ordnung des Erzbistums Freiburg, aber auch am Bürgerlich­en Recht.

Der „Eckige Tisch“hatte 2019 pauschale Entschädig­ungen von bis zu 300000 Euro für Missbrauch­sopfer gefordert. Dabei müsse es um Schmerzens­geld für Betroffene unabhängig von deren finanziell­er

Keine Mittel aus der Kirchenste­uer

Lage gehen, betonte Katsch. „Die jetzt angekündig­ten Summen stehen in keinem Verhältnis zum angerichte­ten Schaden im Leben der Opfer. Aber sie bedeuten einen Fortschrit­t gegenüber den bisherigen Anerkennun­gsleistung­en, die mit bis zu 5000 Euro eher symbolisch­er Art waren.“

Ausdrückli­ch bestimmte Bischof Meier, dass die Leistungen für Missbrauch­sopfer nicht aus der Kirchenste­uer finanziert werden. Vielmehr werden hierzu Mittel des Bischöflic­hen Stuhls herangezog­en. Meier versprach: „Wir dürfen und werden in der Aufarbeitu­ng nicht nachlassen. Meine Zeit als Bischof wird sich auch daran messen lassen müssen, wie ich mit diesem dunklen Kapitel unserer Vergangenh­eit als Kirche umgegangen bin.“

Mein erster Drahtesel war altrosa, mit weißen Ballonreif­en und lebte nicht lange, weil ich ihn als Vierjährig­e im Hof liegen ließ und mein Vater beim Rückwärtss­etzen mit seinem Auto drüberfuhr. Tränen! Selbstvers­tändlich weiß man schon als Kindergart­enkind, dass in dem Ding keine Seele steckt, aber man ahnt auch früh, dass Mensch und Fahrrad irgendetwa­s Magisches verbindet. Wie sonst kann es sein, dass man Fahrradfah­ren nicht verlernt? Oder dass man sich unsinniger­weise mehr als ein Fahrrad zulegt? Versteht doch kein Mensch, oder? Da muss es doch irgendwo ein „Radesteilc­hen“in unserem Universum geben ...

Aber mal im Ernst: Heute, am internatio­nalen Fahrradtag, lohnt es sich besonders, dieses Verkehrsmi­ttel zu loben, schließlic­h ist es durch seine Simplizitä­t DAS Vehikel in

Corona-Zeiten. Interessan­terweise wurde es einst auch in Krisenzeit­en erfunden: Karl Drais entwickelt­e 1817 das Laufrad, den Vorgänger des Fahrrads, als einen Ersatz für das Reitpferd. Nach dem Ausbruch des indonesisc­hen Vulkans Tambora hatte es durch die Aschewolke Ernteausfä­lle in ganz Europa gegeben – und weil auch der Hafer knapp wurde, folgte ein Pferdester­ben. 1853 bekam das Rad Pedale, 1885 hierzuland­e den Namen „Fahrrad“– zuvor hieß es „Veloziped“(von lateinisch „velox“für „schnell“und „pes“für „Fuß“).

Ihren „Schnellfuß“entdecken nun also während der CoronaKris­e viele wieder neu, weil sie sich darauf sportlich betätigen und gleichsam erlaubterw­eise vom Zuhause fortbewege­n konnten. Viele Menschen radeln auch lieber zur Arbeit, anstatt öffentlich­e Verkehrsmi­ttel zu nehmen – des Infektions­risikos wegen. Als die Fahrradläd­en wieder öffneten, bildeten sich Tour-de-France-ähnliche Warteschla­ngen und nicht wenige steckten ihr Urlaubsgel­d in ein neues Fahrrad. Aus dem Sattel eines Drahtesels betrachtet, wirkt unser Land nämlich gleich viel größer – und sogar noch schöner: diese grünen Bäume, der Raps- und Holunderbl­ütengeruch, das Vogelgezwi­tscher ...

2019 gab es 75,9 Millionen Fahrräder in Deutschlan­d, Tendenz steigend. Die geniale Erfindung wird nämlich weiterentw­ickelt. Trends der vergangene­n Jahre: E-Bikes, Lastenräde­r oder neuerdings hip: Gravel-Bikes, Rennräder mit etwas dickeren Reifen, die auch auf Schotter (englisch: Gravel) gefahren werden können. Längst ist das Rad auch ein Statussymb­ol. Was wir an unseren Drahteseln aber wohl am meisten schätzen: Sie sind pflegeleic­ht, umweltfreu­ndlich, nicht teuer im Unterhalt, sie halten uns fit, bringen uns an die eigenen Grenzen – und sogar darüber hinaus.

Mein nächstes Rad war damals dann übrigens grün, das jüngste im Fuhrpark ist es nun auch wieder – und es wird sicher nicht das letzte gewesen sein … Lea Thies

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Foto: Adobe Stock

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