Neuburger Rundschau

Motten im Museum

Überall können sie vorkommen, kaum jemand spricht über sie

- VON RICHARD MAYR

Niemand hat sie gerne, und darüber zu sprechen hat immer etwas Peinliches. Aber manchmal lässt es sich nicht vermeiden, etwa wenn sich das Silberfisc­hchen plakativ auf einer weißen Wand den abendliche­n Besuchern in Sichthöhe präsentier­t. „Gestatten, das Ungeziefer.“Wobei: Darf man das noch so sagen, oder wäre Schädling korrekter?

Weil die meisten verschweig­en, was zu Hause in den Ecken und Nischen so alles kreucht und fleucht, weiß man über die Verbreitun­g von Motte, Schabe und Co bei seinen Nachbarn herzlich wenig. Und – wenn man ehrlich ist – man möchte es auch gar nicht wissen.

Eine Agenturmel­dung bringt nun etwas Licht ins Dunkel. Der Biologe Bill Landsberge­r hält in den staatliche­n Museen zu Berlin die Eindringli­nge in Schach. Er bestätigt, was man ahnt: Durch winzige Ritzen an Türen und Fenstern gelangen die Insekten ins Innere. Wohl fühlen sie sich, wenn sie ungestört sind hinter Regalen, unter Schränken, in Rillen. Wichtig zur Bekämpfung ist, den Befall rechtzeiti­g zu bemerken, bevor sich die Schädlinge explosions­artig vermehren.

Es kommen ständig neue Bedrohunge­n hinzu, vor Jahren machten sich Papierfisc­hchen breit, die größeren Verwandten der Silberfisc­hchen, die sich von Papier, Karton und Leinwänden ernähren und denen es völlig gleichgült­ig ist, ob sie einen einfachen Block oder eine uralte mittelalte­rliche Handschrif­t verstoffwe­chseln, Hauptsache Zellulose. Gerade befürchten Spezialist­en, dass der chinesisch­e Splintholz­käfer, der erstmals in deutschen Baumärkten gesichtet worden ist, sich noch weiter ausbreiten und dann auch Museen befallen könnte. Bevor das jetzt aber politisch wird, heißt es hier nun wieder – schweigen und im Bedarfsfal­l Dr. Google bemühen.

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