Neuburger Rundschau

Goldfinger: Neue Wende im Prozess

Staatsanwa­ltschaft hält Richter für befangen

- VON ANDREAS FREI UND HOLGER SABINSKY-WOLF

Augsburg Keine Woche ohne spektakulä­re Entwicklun­g im Augsburger Goldfinger-Prozess: Nachdem das Gericht am vergangene­n Mittwoch, wie berichtet, überrasche­nd die Einstellun­g des Verfahrens vorgeschla­gen hatte, reichte die Staatsanwa­ltschaft nun postwenden­d einen Befangenhe­itsantrag gegen Johannes Ballis, den Vorsitzend­en Richter der 10. Strafkamme­r am Landgerich­t Augsburg, ein. Sie sieht „Gründe, die geeignet sind, Misstrauen gegen die Unparteili­chkeit“Ballis’ zu rechtferti­gen.

Das Gericht hatte bei der jüngsten Verhandlun­g deutlich gemacht, dass es die Vorwürfe der Anklage als weitgehend unbegründe­t betrachte. „Gerade die Hauptverha­ndlung hat ergeben, dass die Angeklagte­n kein Steuerhint­erziehungs­modell entworfen und vertrieben haben“, sagte Richter Ballis. Er empfahl, alle Verfahren aus diesem juristisch­en Komplex gegen eine Geldauflag­e einzustell­en. Damit bezog er sich nicht nur auf die beiden angeklagte­n Münchner Rechtsanwä­lte und Steuerbera­ter Martin H. und Diethard G., sondern auch auf die rund 100 Millionäre, die ihr Geld in dem umstritten­en

Eine andere Strafkamme­r muss nun entscheide­n

Goldfinger-Modell angelegt hatten.

Die Staatsanwa­ltschaft ist allerdings der Meinung, dass die Ausführung­en des Vorsitzend­en Richters „eine Festlegung bezüglich des Schuldgeha­lts und zu den zu erwartende­n Strafen für die Angeklagte­n“dokumentie­rten, und zwar „zu einem Zeitpunkt, an dem die Beweisaufn­ahme bei weitem noch nicht abgeschlos­sen ist“, wie es in einer Mitteilung vom späten Dienstagna­chmittag heißt. Eine andere Strafkamme­r des Augsburger Landgerich­ts muss nun über den Befangenhe­itsantrag entscheide­n.

In dem Prozess in Augsburg geht es um ein besonderes Steuerspar­Modell, das nach dem James-BondFilm „Goldfinger“benannt ist. Vermögende Bürger sollen über den Handel mit Gold oder anderen hochwertig­en Gegenständ­en im Ausland Millionens­ummen an Steuern gespart haben.

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