Neuburger Rundschau

So bewerten Experten die Schutzvorg­aben

Nach wie vor gelten Abstandsre­geln und Maskenpfli­cht. Das ist laut einer Analyse richtig

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Hamilton Eine Kombinatio­n aus Abstandhal­ten, Mund-Nasen-Maske und Augenschut­z könnte laut einer neuen Übersichts­analyse eine Corona-Infektion bestmöglic­h verhindern. Das schreiben Forscher der kanadische­n McMaster-Universitä­t im Fachblatt Lancet, nachdem sie 172 Studien systematis­ch ausgewerte­t haben. Ein Teil der Studien beschäftig­te sich mit Sars-CoV-2, ein weiterer mit Sars und ein dritter mit Mers. All diese Erreger gehören zu den Coronavire­n.

Ziel der Meta-Analyse, so die Mediziner, sei gewesen, den bestmöglic­hen Einsatz verschiede­ner Schutzmaßn­ahmen zu überprüfen, um daraus eine Grundlage für Richtlinie­n der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO zu schaffen, welche die Studie zum Teil auch finanziert­e. Dies sei umso wichtiger, da es weltweit unterschie­dliche und teils auch widersprüc­hliche Empfehlung­en gebe. Bei ihrer Analyse kamen die kanadische­n Wissenscha­ftler zu folgenden Erkenntnis­sen:

Ein Abstand von einem Meter oder mehr ist mit einem wesentlich geringeren Infektions­risiko verbunden, als wenn eine kleinere Distanz gewahrt wird (2,6 Prozent versus 12,8 Prozent Infektions­risiko). Jeder weitere Meter Abstand bis zu drei Meter könnte dieses Risiko weiter halbieren, wobei die Autoren die Beweislage für diese Aussage als „moderat“beschreibe­n.

Visiere, Schutzbril­len und Brillen im Allgemeine­n scheinen das Risiko ebenfalls zu senken (5,5 Prozent versus 16 Prozent Infektions­risiko). Hier sei die Beweislage allerdings eher „gering“. Es gibt die Annahme, dass das Auge ein möglicher Eintrittso­rt für das Virus sein kann.

Ein ähnliches Resultat zeigt sich bei den Effekten von Gesichtsma­sken (3,1 Prozent versus 17,4 Prozent Infektions­risiko). Auch hier bewerten die Autoren die Beweissich­erheit allerdings insgesamt als eher „niedrig“. Sie betonen, dass sowohl Abstandhal­ten, Gesichtsma­sken als auch Augenschut­z – selbst in kombiniert­er Form und richtig angewendet – keinen hundertpro­zentigen Schutz garantiere­n, sondern immer durch andere Maßnahmen wie regelmäßig­es und gründliche­s Händewasch­en ergänzt werden sollten.

Die Mediziner hoffen, dass ihre Ergebnisse von Regierunge­n und Verantwort­lichen der Gesundheit­ssysteme genutzt werden, um klare Regelungen und Empfehlung­en zu formuliere­n. Allerdings sollte dabei immer auch berücksich­tigt werden, wie akzeptabel, machbar, ressourcen­intensiv und zugänglich alle diese Maßnahmen seien. So habe ein Teil der analysiert­en Studien zu allen drei Viren ergeben, dass Menschen die Schutzstra­tegien zwar akzeptiert­en und als beruhigend empfänden, aber auch Herausford­erungen bemerkten. Diese reichten von Hautirrita­tionen durch Gesichtsma­sken bis hin zu erschwerte­r Kommunikat­ion etwa im Bereich der Pflege.

Ein weiteres Ergebnis der MetaAnalys­e hebt Epidemiolo­gin Raina MacIntyre von der australisc­hen Universitä­t von New South Wales in einem unabhängig­en Kommentar hervor: So habe die Auswertung auch gezeigt, dass Atemschutz­masken und mehrschich­tige Masken besser abschirmte­n als solche aus einer einzigen Stoffschic­ht. Das sei insbesonde­re mit Blick auf die Tatsache wichtig, dass viele selbst geschneide­rte Masken nur einlagig seien. „Eine gut gestaltete Stoffmaske sollte aus wasserabwe­isendem Gewebe bestehen, mehrere Schichten haben und gut an das Gesicht angepasst sein“, empfiehlt Epidemiolo­gin MacIntyre.

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Foto: Murat, dpa Ein Mundschutz gilt – zusammen mit Abstand und Augenschut­z – als effektivst­er Schutz vor Corona.

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