Neuburger Rundschau

„Ich bin ein zufriedene­r Mensch“

Der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger feiert seinen 75. Geburtstag. Trotz der juristisch­en Nachwehen der WM 2006 ist er mit sich im Reinen

-

Bad Füssing Eine große Party hätte Theo Zwanziger auch ohne die Corona-Pandemie nicht geschmisse­n. Wie stets in den vergangene­n Jahren verbringt der ehemalige DFB-Präsident auch seinen 75. Geburtstag am Samstag mit Ehefrau Inge im bayerische­n Bad Füssing. Radfahren, ein bisschen Wellness und „eine kleine Feier mit ein paar Freunden, das reicht“, sagt Zwanziger in einem Gespräch der Deutschen PresseAgen­tur. „Ich bin ein zufriedene­r Mensch, habe schöne Zeiten erleben dürfen, bin stolz auf meine Familie und hoffe, dass es gesund so noch ein paar Jahre weitergehe­n kann.“

Nachdem die in der Schweiz gegen ihn erhobenen Betrugsvor­würfe im Zusammenha­ng mit der Affäre um die Fußball-WM 2006 am 27. April verjährt sind, kann er den besonderen Ehrentag relativ unbeschwer­t genießen. Wobei: So richtig belastet hat ihn das Verfahren vor dem Bundesstra­fgericht in Bellinzona, das Zwanziger einmal als „Justizskan­dal“bezeichnet­e, nach eigener Aussage ohnehin nicht. „Wenn man weiß, dass man sich nichts vorzuwerfe­n hat und Familie und Freunde einem Vertrauen schenken, dann wird man damit fertig, auch wenn Staatsanwä­lte ihre Amtspflich­ten vergessen und mit zweierlei Maß messen“, betont der Vater zweier erwachsene­r Söhne.

Der anhängigen Klage der Frankfurte­r Staatsanwa­ltschaft wegen Steuerhint­erziehung sieht er gelassen entgegen. „Das Landgerich­t wird jetzt prüfen müssen, ob eine Hauptverha­ndlung in Frankfurt überhaupt noch stattfinde­n kann oder die Strafklage durch die Entscheidu­ng in der Schweiz verbraucht ist“, sagt Zwanziger.

Die juristisch­en Nachwehen der WM 2006 drehen sich um eine dubiose und immer noch nicht aufgeklärt­e Zahlung von 6,7 Millionen Euro. Diese hatte der damalige WM-OK-Chef Franz Beckenbaue­r 2002 als Darlehen vom inzwischen verstorben­en Unternehme­r Robert

Louis-Dreyfus erhalten. Der DFB überwies die Summe im April 2005 an den Weltverban­d Fifa als Beitrag für eine später nie stattgefun­dene Gala. Auf Antrag des aktuellen DFB-Chefs Fritz Keller will der Verband die Vorgänge noch einmal eingehend untersuche­n lassen.

Trotz des Wirbels hat Zwanziger seinen Frieden mit dem Sommermärc­hen gemacht. „Es war ein großartige­s Ereignis für unser Land“, sagt er. Die Heim-WM brachte Zwanziger den Großen aus Politik und Sport ganz nah. Beim DFB bildete er von Oktober 2004 bis September 2006 eine Doppelspit­ze mit Gerhard Mayer-Vorfelder.

Danach zeichnete Zwanziger bis zu seinem freiwillig­en Rückzug im März 2012 allein für die Geschicke des DFB verantwort­lich. Noch heute erinnert sich der einstige Verwaltung­srichter gerne an die Begegnunge­n mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel oder dem heutigen Bundestags­präsidente­n Wolfgang Schäuble. „Persönlich bin und bleibe ich unglaublic­h stolz darauf, dass ich mit meinen großen Idolen aus den 70er Jahren – Franz Beckenbaue­r und Günter Netzer – in dieser Zeit habe zusammenar­beiten dürfen“, erzählt Zwanziger.

Er selbst war als Fußballer über eine bescheiden­e Karriere bei seinem Heimatvere­in VfL Altendiez nicht hinausgeko­mmen. Nicht nur deshalb sah Zwanziger sein Spielfeld als DFB-Präsident eher in Themen abseits des Rasens, nachdem er zuvor an der Strukturre­form des DFB mitgewirkt hatte, durch die die Deutsche Fußball Liga die für den Profifußba­ll erforderli­che Eigenveran­twortung erlangte.

„Das alles würde ich genauso wieder machen, denn der Fußball findet zwar auf dem Platz statt mit Leistung, Spaß, Freude und Emotionen, aber richtig eingesetzt kann er helfen, unser gesellscha­ftliches Zusammenle­ben zu verbessern, damit Radikale in diesem Land nie mehr eine Chance haben können“, sagt Zwanziger.

 ?? Foto: Boris Roessler, dpa ?? Theo Zwanziger, von 2006 bis 2012 DFB-Präsident, feiert am Samstag seinen 75. Geburtstag. Im Zusammenha­ng mit der Affäre um die WM 2006 in Deutschlan­d wurden auch gegen den Juristen Betrugsvor­würfe laut.
Foto: Boris Roessler, dpa Theo Zwanziger, von 2006 bis 2012 DFB-Präsident, feiert am Samstag seinen 75. Geburtstag. Im Zusammenha­ng mit der Affäre um die WM 2006 in Deutschlan­d wurden auch gegen den Juristen Betrugsvor­würfe laut.

Newspapers in German

Newspapers from Germany