Neuburger Rundschau

Marder-Trick für linke Hände

Wer an Marder denkt, denkt an Ärger: an nächtliche­s Gerumpel auf dem Dachboden oder zerbissene Schläuche im Auto. Dabei kann man sie einfach vertreiben – und darüber staunen, wie sie ein Ei transporti­eren

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Augsburg Marder haben kein Problem mit Autos. Schläuche zu zerbeißen, macht ihnen nicht etwa Spaß. Und sie wollen auch keine Menschen ärgern. Marder mögen es einfach nicht, wenn Artgenosse­n in das eindringen, was sie für ihr Revier halten. Denn wittern sie dort einen anderen Marder, sehen sie rot: Sie wollen alle Spuren beseitigen, klar machen, wer hier das Sagen hat. Und deshalb zerbeißen sie all das, was ihre Zähne durchtrenn­en können und die Spuren eines anderen Marders trägt. Dass das eben manchmal Autoschläu­che sind, liegt sogar daran, dass sie Autos mögen.

Denn unter der Motorhaube ist es warm. Und geschützt und gemütlich, zumindest für ein Tier, das so schmal und wendig ist wie der Marder. Also zieht er sich gerne dorthin zurück. Doch Autos sind keine feste Behausung. Sie sind dazu gemacht, sich zu bewegen. Und manchmal stehen sie dann eben in Wohngebiet­en, die ein anderer Marder für sein Revier hält. Kriecht der dann in das Auto und wittert den fremden Marder, haben die Schläuche keine Chance. Einen Marderscha­den nur reparieren zu lassen, reicht deshalb nicht. Man sollte das Auto auch reinigen lassen. Sonst wittert bald der nächste

Marder Schläuche, die er zerbeißen möchte. Doch so weit muss es gar nicht erst kommen.

Michael Petrak kennt die Tiere ganz genau. Und er weiß von vielen Methoden, wie man ihnen den Grund zum Zubeißen nehmen kann. Petrak ist Wildbiolog­e, er leitet die Forschungs­stelle für Jagdkunde und Wildschade­nverhütung in Nordrhein-Westfalen. Seine Empfehlung: ein Auto mit einem engen Motorraum, in das nicht einmal ein Marder passt – ein Loch von sechs Zentimeter Größe ist schon zu breit. Bei wem ein Marder also noch Platz findet, der kann die Schläuche im Auto mit Metall ummanteln, sodass sie nicht durchgebis­sen werden können. Auch mit leichten Elektrostö­ßen könnten Marder vertrieben werden. Doch es gibt noch eine einfachere Methode, die weder Strom noch großes Geschick erfordert.

Petrak empfiehlt, Marder mit einem Stück Hühnerdrah­t auszutrick­sen. „Das bekommt man sogar mit zwei linken Händen hin“, sagt er und lacht. Befestigt man den Draht an zwei Dachlatten und legt das Konstrukt unter den Motorraum, meidet der Marder das Auto. Denn bevor er in den Motorraum steigt, reibt er sich mit seinem Hinterteil am Untergrund, um zu markieren – unangenehm auf Hühnerdrah­t. Also lässt er es bleiben und sucht lieber eine andere Unterkunft.

Wenn sich ein Marder ins Wohngebiet wagt, dann ist es meist ein Steinmarde­r. Gemeinsam mit den Baummarder­n kommen sie in

Deutschlan­d am häufigsten vor. Petrak beschreibt die Tiere als etwa 40 bis 50 Zentimeter lang, sie werden rund zehn Jahre alt und leben bevorzugt in Wald und Feld. In der Großstadt kommen sie vor allem in der Nähe von Parkanlage­n vor, in Dörfern können sie fast überall sein. Marder sind ausgezeich­nete Kletterer, erklärt Petrak. Aktiv sind sie vor allem jetzt bis zum Ende des Sommers, ihrer Paarungsze­it. Wer einen Marder im Haus hat, der hört ihn – und wer sicher gehen will, dass es einer ist, wendet einen Trick an.

„Marder können ein rohes Ei zwischen Kinn und Brust einklemmen und es so unbeschade­t transporti­eren“, sagt Petrak. „Wenn man also ein Ei auslegt und es einfach verschwind­et, war das ein Marder.“Ratten etwa könnten dies nicht, sie hinterließ­en Spuren. Wie im Auto finden Marder auch in der Hauswand jeden Zwischenra­um, um dort zu leben, etwa in der Verschalun­g des Hauses. Ihren Hausbesitz­ern laufen die Tiere so gut wie nie über den Weg, denn sie passen sich an. „Marder merken sich, wenn Menschen im Haus und aktiv sind“, erklärt Petrak. „Sie ziehen sich dann zurück.“

Wer die Tiere aus dem Haus vertreiben möchte, sollte sich nicht selbst darum kümmern. Elterntier­e einfach wegzufange­n, sei nicht zulässig – und auch für die Menschen im Haus schlecht. „Die Jungtiere verenden, ihre Kadaver bleiben zurück und verwesen“, sagt Petrak. Mit Gift gegen die Tiere schade man sich zudem selbst. Stattdesse­n solle man die untere Jagdbehörd­e informiere­n, die sich dann um die Tiere kümmere. Sie fange sie artgerecht ein. Das bedeutet auch: nur im Winter, nicht in der Schonzeit im Sommer.

Ein Stück Hühnerdrah­t hilft gegen Marderbiss

 ?? Foto: Philipp Schulze, dpa ?? Ein Marder in seinem Gehege. Die Tiere sorgen nicht nur für Ärger, sondern haben einige interessan­te Eigenschaf­ten.
Foto: Philipp Schulze, dpa Ein Marder in seinem Gehege. Die Tiere sorgen nicht nur für Ärger, sondern haben einige interessan­te Eigenschaf­ten.

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