Neuburger Rundschau

Viva l’Italia!

Italien öffnet seine Grenzen für Urlauber aus ganz Europa. Andere Länder folgen. Ist der Sommerurla­ub gerettet? Moment – vor dem Kofferpack­en sollten Sie das hier noch lesen

- VON SARAH RITSCHEL

Rom/Augsburg Pizza, Pasta, Vino, Campari! Italienfan­s dürften in Jubel verfallen sein, die Badehose gesucht und vielleicht sogar den Koffer gepackt haben, als sich am Mittwoch die Nachricht verbreitet­e, dass das Urlaubslan­d seine Grenzen wieder öffnet. Nach drei Monaten herrscht größtentei­ls Reisefreih­eit, nicht nur für die 60 Millionen Italiener, sondern auch für Urlauber aus den anderen 26 EU-Staaten und Großbritan­nien, Norwegen, Schweiz. Kann man also einfach losfahren Richtung Sommer? Wir beantworte­n die wichtigste­n Fragen.

Italien wirbt in Deutschlan­d stark um Urlauber. Seit diesem Mittwoch dürfen sie offiziell ohne triftigen Grund einreisen. Erlaubt auch das deutsche Gesetz eine Reise?

Ja. Bislang gelten aufgrund der Corona-Pandemie zwar noch Reisewarnu­ngen für alle Länder der Welt, doch Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) hat am Mittwoch wörtlich gesagt: „Reisewarnu­ngen sind keine Reiseverbo­te.“Zudem kündigte der

Minister an, die Warnungen für rund 30 Länder vom 15. Juni an aufzuheben – auch für Italien.

Für welche Länder soll die Warnung zurückgeno­mmen werden?

Aufgehoben werden soll die Reisewarnu­ng für die 26 Partnerlän­der Deutschlan­ds in der Europäisch­en Union, das gerade aus der EU ausgetrete­ne Großbritan­nien und außerdem die vier Staaten des grenzkontr­ollfreien Schengenra­ums: Island, Norwegen, die Schweiz und Liechtenst­ein.

Heißt das, man kann jetzt wieder nach Lust und Laune in Europa umherreise­n?

Nein. In mehreren Ländern, etwa Spanien oder Norwegen, bestehen noch Einreisesp­erren. Diese haben die Staaten selbst verhängt, die deutsche Regierung kann sich also nicht darüber hinwegsetz­en. Einige Nationen wollen ihre Grenzen Mitte Juni öffnen. Außerdem will das Auswärtige Amt die Reisewarnu­ngen durch individuel­le Reisehinwe­ise ersetzen. Je nachdem, wie schwer das Virus in einem Land noch wütet, kann es sein, dass die Bundesregi­erung weiter von einer Reise dorthin abrät. Grundsätzl­ich liegt die Verantwort­ung aber beim Urlauber selbst.

Welche Sicherheit­svorkehrun­gen müssen speziell Italien-Reisende jetzt beachten?

Fest steht: Die Auswirkung­en des Coronaviru­s werden weiter zu spüren sein. Egal ob beim Spritz an der römischen Piazza di Spagna oder am Adria-Strand von Bibione: Kontaktbes­chränkunge­n und strenge Hygienevor­schriften gelten überall. Wie genau sie umgesetzt werden, ist nicht offiziell geregelt. In den vergangene­n Wochen hatten Tourismusb­etreiber kreative Regelungen vorgeschla­gen: Ein Plexiglasf­abrikant aus der Nähe von Modena entwarf Plastikbox­en für den Strand, auch Desinfekti­onstunnel und Sandreinig­ungen waren im Gespräch. Die Maskenpfli­cht ist regional unterschie­dlich geregelt. An öffentlich­en Orten wie Flughäfen, Bahnhöfen oder Museen müssen Reisende damit rechnen, dass bei ihnen Fieber gemessen wird.

Besteht von Bayern aus freie Fahrt durch Österreich?

Österreich will ab diesem Donnerstag seine Grenzen wieder öffnen – allerdings nicht die zu Italien. Was das für die Durchreise und vor allem für die Rückreise aus Italien bedeutet, war bis Mittwochab­end nicht eindeutig klar. Bislang galt: Wer nach Italien oder zurück will, muss die Alpenrepub­lik auf schnellste­m Weg durchquere­n. Längere Aufenthalt­e an Raststätte­n sind nach dieser Logik verboten.

Seit Februar sind in Italien mehr als 33500 Menschen nach einer Covid19-Infektion gestorben. Wie groß ist die Gefahr jetzt noch?

Die Ansteckung­szahlen sind stark gesunken. Sie lagen zuletzt teils unter den deutschen Werten. Von Region zu Region unterschei­den sie sich allerdings stark. Während etwa in Umbrien zuletzt nur 31 und im Aostatal 13 Menschen offiziell infiziert waren, sind es in der Lombardei noch rund 20000. Manche Regionalpr­äsidenten hätten die Reisefreig­abe für die Lombardei gerne noch etwas verzögert.

 ?? Foto: Claudio Divizia, stock.adobe.com ?? Für Italien ist die Grenzöffnu­ng ein Zeichen der Hoffnung. Corona ist fast überstande­n, so interpreti­eren das viele.
Foto: Claudio Divizia, stock.adobe.com Für Italien ist die Grenzöffnu­ng ein Zeichen der Hoffnung. Corona ist fast überstande­n, so interpreti­eren das viele.

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