Da waren es nur noch zehn
Die Bundesliga kürt ab Samstag in einem Finalturnier ihren Meister. An der Frage, ob Rassismus-Proteste rechtens sind, scheiden sich die Geister
München Nach wochenlanger Arbeit geht es am Samstag endlich los. Mit einem Quarantäne-Turnier setzen die Basketballer in München mit zehn Teams ohne Zuschauer ihre seit Mitte März unterbrochene Saison fort. Auf insgesamt 42 Seiten haben BBL-Geschäftsführer Stefan Holz und seine Mitstreiter ein von der Politik hochgelobtes Hygienekonzept erarbeitet, das die Wiederaufnahme des Spielbetriebes ermöglicht. Wenn am Samstag (16.30 Uhr/ Magentasport) bei der Partie Göttingen gegen Crailsheim der erste Ball in die Luft fliegt, könnte sich Holz also entspannt zurücklehnen. Doch der BBL-Chef denkt längst schon an die Zeit nach dem dreiwöchigen Turnier im Audi Dome. „Es muss das Ziel sein, möglichst bald, also mit Beginn der kommenden Saison, wieder mit Zuschauern oder zumindest eingeschränkter Zuschauerkapazität zu spielen“, sagte Holz. Schließlich haben die TicketEinnahmen anders als im Fußball für die Basketball-Klubs große Bedeutung. „Von den direkten Einnahmen über alle Klubs gerechnet macht das Ticketing rund 20 Prozent aus“, sagte Holz.
„In Summe ist es aber deutlich mehr, weil Sponsorenpakete Tickets beinhalten, es VIP-Pakete gibt und die Reichweite in der Halle wichtig für lokale Sponsoren ist.“Frankfurts Geschäftsführer Gunnar Wöbke macht die Dimension deutlich: „Wir finanzieren uns zu 98 Prozent aus Sponsoring und Tickets.“Heißt: Sind auch in der neuen Spielzeit, die im Herbst beginnen soll, zunächst oder sogar für längere Zeit keine Zuschauer in den Hallen zugelassen, wird es für einige Vereine eng. „Die momentan 17 Klubs sind für diese Saison bis zum 30. Juni alle im sicheren Hafen“, sagte Holz. „Das Thema wird die kommende Saison.“
Aber erst einmal geht es in München darum, einen Meister der Saison 2019/20 zu küren. Zweifel am Wert des Titels hat Holz in keiner Weise. „Ich sehe im Ranking auf keinen Fall ein Sternchen, das die Meisterschaft 2020 relativiert“, sagte der BBL-Boss.
„Es ist ein Turnier, bei einer Weltmeisterschaft fragt auch niemand, ob sie weniger Wert ist als eine Bundesligasaison, nur weil sie kürzer ist. Es hat einfach einen anderen Reiz“, sagte Holz. Der Funktionär hat in den vergangenen Wochen deutlich an Profil gewonnen. Als Holz im September 2015 die Nachfolge von Jan Pommer antrat, gab es auch Skepsis. Ein selbstständiger Unternehmer, der zuvor unter anderem für die Vermarktung von „Wetten dass...?“zuständig war, sollte nun die BBL weiter flott machen? Doch nach nun fünf Jahren an der Spitze sind die Zweifel verflogen. Der Spiegel bezeichnete Holz in Anlehnung an den mächtigen DFLBoss Christian Seifert sogar als „Seifert des Basketballs“. Schließlich sind die Basketballer neben den Fußballern die einzige wichtige Profi-Liga, die ihre Saison – wenn alles glattgeht – trotz der Corona-Krise beendet.
Gegenwind gab es für Holz bei einem anderen Thema. Auf die Frage, ob Spieler mit Slogans auf Shirts oder Ausrüstungsgegenständen gegen Rassismus protestieren dürfen, wie dies zuletzt von Fußballprofis zu sehen war, hatte er gesagt: „Grundsätzlich ist es so, dass politische Äußerungen im Ligabetrieb verbal oder non-verbal nicht gestattet sind.“Holz sagte allerdings auch: „Gleichwohl hätten wir Verständnis, wenn das Thema gerade die Spieler aus den USA beschäftigt.“Basketball-Profi Per Günther von ratiopharm Ulm ließ via Twitter verlauten: „Liebe @easyCreditBBL Spieler. Wenn ihr euch beim anstehenden Turnier ausdrücken und gegen Rassismus positionieren wollt – bitte fühlt euch frei, es zu tun. Die ersten 10 000 an Strafe gehen auf mich.“Rasta Vechta kündigte an, seine Spieler zu unterstützen, sollten sie sich gegen Rassismus engagieren. Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic ermunterte seine Profis zum Einstehen gegen Rassismus.