Neuburger Rundschau

Wenn der Friseur zum Risiko wird

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger-allgemeine.de

Es ist ja nicht so, dass es ihnen nicht oft genug erklärt worden wäre. Vielleicht ist sogar das Gegenteil der Fall. Der stete Tropfen hat die Schädeldec­ke einiger Fußballpro­fis offenbar derart durchlöche­rt, dass vieles von dem, was darunter verborgen lag, in die freie Wildbahn entwischt ist. Anders lässt sich nicht erklären, dass Friseure zum Risiko für das Milliarden­geschäft Bundesliga geworden sind. Dabei ist deren Berufsstan­d auf den ersten Blick unverdächt­ig. Zwar hantieren Friseure mit allerlei gefährlich­em Besteck, meist aber gehen Haarschnit­te ohne gröbere Komplikati­onen aus.

Das ist gut, denn ansonsten würden sehr viele Fußballpro­fis sehr oft verletzt sein. Von Mesut Özil ist überliefer­t, dass er sich alle zwei Wochen den Coiffeur seines Vertrauens aus Stuttgart nach London einfliegen lässt. In Zeiten der allumfasse­nden Selbstverm­arktung muss die Frisur sitzen. Komme, was wolle – und sei es eine weltweit grassieren­de Seuche.

Hier schließt sich der Kreis zu den Zeilen am Anfang dieser Randbemerk­ung. Denn dicht unterhalb des Betätigung­sfeldes eines Friseurs sollte inzwischen bei jedem Fußballpro­fi abgespeich­ert sein, dass es ein paar Regeln zu beachten gibt, wenn er seinem Job nachgehen will. Gleich mehrere brachen sechs BVB-Spieler, als sie vergangene Woche Besuch von „Fresh Prince The Barber“bekamen. Der heißt mit bürgerlich­em Namen Winnie Nana Karkari, ist ein Friseur mit üppiger Gesichtsbe­haarung und postete munter Bilder von sich und den Dortmunder Fußballern bei Instagram. In deren Privatwohn­ungen (verboten), ohne Mundschutz (verboten) und dicht nebeneinan­der stehend (verboten).

Bei der DFL fanden sie das gar nicht lustig, steht doch das gesamte Geschäftsm­odell Bundesliga derzeit nur auf den wackligen Beinen eines ausgefuchs­ten Hygienekon­zeptes. Im Vergleich zum multiplen Dortmunder Friseurgat­e wirkt das Augsburger Zahnpastad­esaster fast schon possierlic­h. Dort hatte FCA-Trainer Heiko Herrlich freimütig erzählt, wie er während der einwöchige­n Quarantäne vor dem ersten Corona-Spiel in den Supermarkt gegangen war, um sich Zahnpasta und Hautcreme zu kaufen. Auch nicht besonders clever.

Herrlich verbannte sich zur Strafe selbst auf die Tribüne. Die frisch frisierten BVB-Stars dürfen zwar spielen, müssen aber eine Geldstrafe zahlen. Saftig soll die sein, wie saftig, sagt die DFL nicht. Die Jungmillio­näre werden es verschmerz­en können, „Fresh Prince The Barber“muss sich keine Sorgen um sein Auskommen machen.

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Foto: dpa Jadon Sancho hat einen ziemlich teuren Friseurbes­uch hinter sich.
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