Wenn der Friseur zum Risiko wird
Es ist ja nicht so, dass es ihnen nicht oft genug erklärt worden wäre. Vielleicht ist sogar das Gegenteil der Fall. Der stete Tropfen hat die Schädeldecke einiger Fußballprofis offenbar derart durchlöchert, dass vieles von dem, was darunter verborgen lag, in die freie Wildbahn entwischt ist. Anders lässt sich nicht erklären, dass Friseure zum Risiko für das Milliardengeschäft Bundesliga geworden sind. Dabei ist deren Berufsstand auf den ersten Blick unverdächtig. Zwar hantieren Friseure mit allerlei gefährlichem Besteck, meist aber gehen Haarschnitte ohne gröbere Komplikationen aus.
Das ist gut, denn ansonsten würden sehr viele Fußballprofis sehr oft verletzt sein. Von Mesut Özil ist überliefert, dass er sich alle zwei Wochen den Coiffeur seines Vertrauens aus Stuttgart nach London einfliegen lässt. In Zeiten der allumfassenden Selbstvermarktung muss die Frisur sitzen. Komme, was wolle – und sei es eine weltweit grassierende Seuche.
Hier schließt sich der Kreis zu den Zeilen am Anfang dieser Randbemerkung. Denn dicht unterhalb des Betätigungsfeldes eines Friseurs sollte inzwischen bei jedem Fußballprofi abgespeichert sein, dass es ein paar Regeln zu beachten gibt, wenn er seinem Job nachgehen will. Gleich mehrere brachen sechs BVB-Spieler, als sie vergangene Woche Besuch von „Fresh Prince The Barber“bekamen. Der heißt mit bürgerlichem Namen Winnie Nana Karkari, ist ein Friseur mit üppiger Gesichtsbehaarung und postete munter Bilder von sich und den Dortmunder Fußballern bei Instagram. In deren Privatwohnungen (verboten), ohne Mundschutz (verboten) und dicht nebeneinander stehend (verboten).
Bei der DFL fanden sie das gar nicht lustig, steht doch das gesamte Geschäftsmodell Bundesliga derzeit nur auf den wackligen Beinen eines ausgefuchsten Hygienekonzeptes. Im Vergleich zum multiplen Dortmunder Friseurgate wirkt das Augsburger Zahnpastadesaster fast schon possierlich. Dort hatte FCA-Trainer Heiko Herrlich freimütig erzählt, wie er während der einwöchigen Quarantäne vor dem ersten Corona-Spiel in den Supermarkt gegangen war, um sich Zahnpasta und Hautcreme zu kaufen. Auch nicht besonders clever.
Herrlich verbannte sich zur Strafe selbst auf die Tribüne. Die frisch frisierten BVB-Stars dürfen zwar spielen, müssen aber eine Geldstrafe zahlen. Saftig soll die sein, wie saftig, sagt die DFL nicht. Die Jungmillionäre werden es verschmerzen können, „Fresh Prince The Barber“muss sich keine Sorgen um sein Auskommen machen.