Unerwartetes Vorspiel
Noch ehe beim Final-Turnier der Bundesliga der erste Ball im Korb war, hat es schon reichlich Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Das Thema Rassismus wird weiter wichtig bleiben
Ulm/München Dass die BasketballBundesliga (BBL) mit ihrem Turnier im Münchner Audi Dome ein Stückchen aus der Wahrnehmungsnische kommen würde, das war absehbar. Ansonsten tut sich in Corona-Zeiten halt nicht viel im deutschen und internationalen Sport. Dass in diesem Zusammenhang auch BBL-Geschäftsführer Stefan Holz seinen bis dahin eher überschaubaren Bekanntheitsgrad steigert, das kam eher überraschend. Auf die Frage nach möglichen Statements von Profis gegen Rassismus im Zusammenhang mit dem Tod von George Floyd hatte Holz darauf hingewiesen, dass politische Äußerungen im deutschen Basketball nicht gestattet sind. Die Empörung war absehbar groß.
Als einer der ersten Spieler hatte sich bei Twitter Per Günther zu Wort gemeldet. Der bekannt meinungsstarke Kapitän von Ratiopharm Ulm hat eine Art LeitwolfFunktion für die gesamte Liga. Günther versprach in diesem Tweet, dass er die ersten 10000 Euro an Strafen übernehmen werde und ermunterte seine Profikollegen ausdrücklich dazu, gegen Rassismus zu protestieren. Von Spielern und Fans wurde er für diese Stellungnahme gefeiert, zahlen muss Günther aber nicht. Der von den heftigen Reaktionen auf seine Aussage wohl überraschte BBL-Geschäftsführer ruderte zurück und versprach in einer persönlichen Erklärung, dass Statements gegen Rassismus von der Liga nicht sanktioniert werden. Holz schrieb von „unsäglichen Vorgängen in den USA.“
Aber da war das Thema schon auf dem Markt in einer Sportart, in der geschätzt die Hälfte der Spieler aufgrund ihrer Hautfarbe davon betroffen sind. Es darf davon ausgegangen werden, dass es im menschenleeren Audi Dome Aktionen und Statements geben wird. So sagte etwa der Berliner Nationalspieler Johannes Thiemann dem Spiegel: „Ich finde nicht, dass man sich als Sportler da raushalten sollte. Wenn man eine Meinung hat, dann soll man sie auch vertreten. Man sollte da nicht zu vorsichtig sein, weil man Angst hat, eine Zielscheibe zu werden.“Danilo Barthel, der Kapitän des Titelverteidigers Bayern München, sagte am Freitag im Morgenmagazin des ZDF: „Wir haben sehr, sehr viel darüber diskutiert, was wir machen können. Und wir haben von Anfang an klar gesagt, dass wir uns gegen Rassismus stellen. So wird es auch während des Turniers von der einen oder anderen Mannschaft oder dem einen oder anderen Spieler ein Zeichen gegen Rassismus geben.“
Die Bayern bestreiten am heutigen Samstag um 20.30 Uhr ihr erstes Turnierspiel gegen Ratiopharm Ulm und natürlich sind sie Favorit – in diesem Spiel und auch im gesamten Turnier. Aber es hat sich bei fast allen Mannschaften personell eine Menge geändert seit dem Abbruch der regulären Saison vor etwa drei Monaten. Einige Spieler haben sich damals dauerhaft verabschiedet. Bei den Bayern Greg Monroe, zudem fehlt ihnen Nihad Djedovic. Ulm spielt ohne Kilian Hayes, Seth Hinrichs und Grant Jerrett.