„Bin froh, so einen Spieler zu haben“
Stefan Kutschke wartet seit elf Spielen auf ein Tor und verschoss in Haching einen Elfmeter. Dennoch nimmt Tomas Oral vor dem Großaspach-Spiel seinen Kapitän in Schutz
Ingolstadt Das obligatorische Trainerinterview bei Magenta Sport musste Tomas Oral am Dienstag absagen. Das Spiel hatte seine Stimme zu stark in Mitleidenschaft gezogen. 90 Minuten hatte er seine Mannschaft lautstark angefeuert, mit der gegnerischen Bank diskutiert und mit den Schiedsrichtern gehadert. Der eminent wichtige 2:1-Sieg des FC Ingolstadt bei der SpVgg Unterhaching hat Kraft gekostet. Nicht nur die Spieler, auch ihren Coach.
„Ich bin zwar reifer geworden, habe mein Naturell aber nie verändert und bin voll in meinem Element“, sagte Oral gestern – mit wiedererlangter Stimme. Der 47-Jährige ist sehr impulsiv, an der Seitenlinie ein Vulkan. Sein Siegeswille ist immens. Eigenschaften, die er versucht, auf sein Team zu übertragen. Auf das Spiel in Unterhaching bezogen, als der FCI einen Rückstand und einen verschossenen Elfmeter wegsteckte, hat das geklappt. „Die Mannschaft hat Wille gezeigt und die Widerstände, die uns widerfahren sind, nicht einfach akzeptiert.“Um die Bedeutung der drei Zähler in Unterhaching zu ermessen, genügt ein Blick auf die Tabelle. Es ist der absolute Wahnsinn, was sich gerade in der 3. Liga abspielt. Zwischen Tabellenführer MSV Duisburg und dem Elften Hansa Rostock liegen gerade einmal sechs Punkte. Spieltag für Spieltag verändert sich das Tabellenbild. Mittendrin ist der FC Ingolstadt, der vor diesem Spieltag als Siebter nur zwei Punkte Rückstand auf den Zweiten und Dritten hat (Waldhof Mannheim und Unterhaching sind sogar punktund torgleich).
Ihre Ausgangsposition verbessern können die Schanzer in den anstehenden drei Partien, in denen es gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte geht. Vor den Auswärtsauftritten in Chemnitz und Münster steht zunächst am morgigen Sonntag (17 Uhr) das Heimspiel gegen den Tabellen-19. Sonnenhof Großaspach an. Oral ist zwar emotional und füllt den Fußball mit Leidenschaft. Bei den Aussagen zu den Begegnungen bedient er sich dennoch dem gängigen Wortschatz der Trainergilde. „Keinen Millimeter“dürfe man nachlassen und müsse von „Spiel zu Spiel“schauen. „Wenn wir glauben, dass wir besser sind, müssen wir es auch auf dem Platz zeigen.“Auch sei der Gegner schwer auszurechnen, weil er in der zweiten Partie nach der Corona
Pause (1:0-Erfolg in Chemnitz) im Vergleich zur ersten zehn Spieler austauschte.
Deutlicher wird Oral indes, wenn es um seinen Kapitän geht. Stefan Kutschke wartet seit elf Spielen auf einen Torerfolg, vergab in Unterhaching einen Elfmeter kläglich und muss Kritik über sich ergehen lassen. „Ich bin megafroh“, sagte Oral, „so einen Spieler in unseren Reihen zu haben.“Wenn außerhalb von Ingolstadt über die Kader gesprochen werde, würde sich jeder Drittligist einen Spielertypen wie Kutschke im Kader wünschen. Also jemanden, der kopfballstark ist, keinem Zweikampf aus dem Weg geht und auf dem Feld die Richtung vorgibt. Unabhängig von der Torquote.
Daher ist zu erwarten, dass Kutschke weiterhin zur Startelf zählt. Dringende Gründe für Änderungen sieht Oral ohnehin nicht. „Ich kann wechseln, muss aber nicht, da jeder körperlich in einem Topzustand ist.“
Der Konkurrenzkampf im Kader bringt auch Härtefälle mit sich. Einer ist Nico Antonitsch, der unter Jeff Saibene Stammspieler war, in beiden Spielen nach der Pause aber gänzlich im Kader fehlte. Derzeit haben in der Innenverteidigung Tobias Schröck und Björn Paulsen die Nase vorn. Der Däne sei im Zweikampf eine „Wucht“und spiele „Herrenfußball“. Schröck sei mit seiner Art zu agieren für die 3. Liga überragend und erfülle die Ansprüche an einen Führungsspieler. Oral: „Ich könnte aber auch blind mit Antonitsch oder Jonatan Kotzke spielen, sie haben nicht weniger Qualität.“
Wer auch immer am Sonntag auflaufen wird. Sicher ist, dass Tomas Oral an der Seitenlinie lautstark alles für den Erfolg seiner Mannschaft geben wird.
● Mögliche Aufstellungen
Buntic – Ananou, Paulsen, Schröck, Gaus – Bilbija, Krauße, Thalhammer, Wolfram – Kutschke, Eckert Ayensa.
Reule – Bösel, Leist, Gehring, Burger – Jüllich, Krasniqi – Gipson, Vlachodimos – Morys, Martinovic.