Neuburger Rundschau

Sicher über alle Berge

Ein Trip durchs Gebirge ist für manchen Autofahrer das höchste der Gefühle. Je spektakulä­rer die Strecke, desto größer die Gefahren, die auf der Straße lauern können. Worauf Urlauber achten sollten – vor und während der Fahrt

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erst seit Corona ist ein Urlaub mit dem Auto für viele die erste Wahl. Enge Kurven, steile Abhänge und ein sensatione­ller Blick: Vor allem eine Fahrt durch die Berge gilt als besonderes Erlebnis. Eines, auf das man sich vor der Fahrt jedoch ein wenig einstellen sollte. Denn so schön eine Bergtour im Urlaub auch ist – es lauern ein paar Fallen.

Wolfgang Müller rät Autofahrer­n vor der Fahrt, ihr Auto vorzuberei­ten. „Wie bei jeder Fahrt sollte auch bei der Urlaubsfah­rt die Ladung ausreichen­d gesichert werden. Bei einer Fahrt mit Gefällen noch sorgfältig­er, denn auf abschüssig­en Strecken kann das Gepäck rutschen“, warnt der Chefinstru­ktor von AutoFahrtr­ainings.

Besonders bei Autos, die sonst nicht regelmäßig zur Inspektion fahren, ist ein technische­r Check inklusive aller Flüssigkei­ten ratsam, meint Jürgen Bente vom Deutschen Verkehrssi­cherheitsr­at. Dazu gehört ausreichen­d Motoröl, Wischwasse­r und Kühlflüssi­gkeit. Auch Bremse, Kupplung und Zahnriemen dürfen nicht vergessen werden.

Während der Fahrt durch Täler oder über hohe Berge mit engen Kurven hilft ein möglichst weiter Blick. „Häufig schauen Piloten nur ein paar Meter nach vorne. Besser ist es, wenn sie die ganze Umgebung im Blick haben, so weit wie möglich schauen, nicht nur bis zur nächsten Kurve“, rät Wolfgang Müller. Mit der richtigen Blickführu­ng fahre es sich entspannte­r. So erkennen Autofahrer frühzeitig, wie die Strecke verläuft, ob es Warnhinwei­se gibt und ob ihnen ein Fahrzeug entgegenko­mmt.

Bei Warnung vor Steinschla­g etwa können besonders nach Regenfälle­n dicke Steine auf der Straße liegen und Reifen oder den Unterboden beschädige­n. Deshalb gilt: „Fuß vom Gas, vorausscha­uend fahren und bremsberei­t halten“, warnt Müller. So können Autofahrer noch rechtzeiti­g entscheide­n, ob sie um die Steine herum- oder darüberfah­ren können.

Nach Schildern mit dem GlätteSymb­ol rät der Experte ebenso zur Vorsicht. „Auch im Frühling oder

Sommer kann es in Kurven glatt sein, wenn sie am Tag im Schatten liegen und feucht sind“, sagt der Fahrtraine­r.

Autofahrer sollten bei einer Fahrt in die Berge generell ihre Fahrweise ändern, rät Jürgen Bente. „Sonst begehen sie den Fehler, dass sie in einem hohen Gang bergab fahren und ständig auf der Bremse stehen.“Das könne die Bremse überhitzen und unter Umständen bei alter Bremsflüss­igkeit zu Dampfblase­nbildung führen. „In der nächsten Kurve treten Piloten dann ins Leere“, sagt Bente.

Sicherer fahren Urlauber, wenn sie bei der Bergabfahr­t einen kleineren Gang wählen und so die Motorbrems­e einsetzen. „Bei Autos mit DSG oder Automatik lässt sich der kleinere Gang über den Wählhebel oder den Schaltpeda­ls am Lenkrad verstellen“, erklärt Wolfgang Müller. Viele Modelle bieten eine elektronis­che Hilfe für die Bergabfahr­t an. In manchen Automatikf­ahrzeugen lässt sich auch ein Programm individuel­l belegen, sodass per KnopfNicht ein niedriger Gang eingelegt wird. „Autofahrer sollten sich vor der Fahrt mit der Technik vertraut machen und die auch sinnvoll einsetzen“, erklärt Müller. Dazu zählt auch die Berganfahr­hilfe. Sie verhindert durch kurzen Bremseingr­iff ein Zurückroll­en und schont damit die Kupplung.

Besonders in engen Kurven rät Herbert Müller zu geringem Tempo, nicht schneller als 20 km/h. Bussen würde er Vorfahrt gewähren, da sie mehr Platz benötigen. Die wichtigste Verkehrsre­gel beim Autofahren in den Bergen sei, dass Fahrzeuge, die bergauf fahren, Vorfahrt vor Fahrzeugen haben, die bergab fahdruck ren. „In der Schweiz haben Postbusse aber immer Vorfahrt“, sagt der ACE-Experte. Achten sollte man auch auf Biker und Radfahrer.

„Motorradfa­hrer sind bergauf meist schneller, Radfahrer können bergab sehr schnell fahren, das sollten Autofahrer im Blick haben“, sagt der ACE-Mann. Beim Überholen rät er dazu, immer den Blinker zu benutzen und mit ausreichen­dem Abstand an den Radfahrern vorbeizufa­hren.

Bei der Routenplan­ung rät ACEExperte Müller, sich auch über die Straßenbes­chaffenhei­t und Tankstelle­n zu informiere­n. „Oft sind diese zu schmal oder zu steil für Wohnwagen oder Wohnmobile.“Tankstelle­n seien anders als in einer Großstadt abends meist geschlosse­n und Stromtanks­tellen gebe es nicht in jedem Dorf. Ein voll beladenes Auto verbraucht mehr und so verringert sich die Reichweite. Bleibt das Auto dann wegen eines leeren Tanks liegen, wird es zu einem Erlebnis – allerdings zu keinem besonders schönen. Fabian Hoberg, dpa

 ?? Foto: Tobias Schaumann ?? So verlockend es ist, den Blick auf die Gipfel zu richten – während der Fahrt sollte die volle Aufmerksam­keit der Straße gelten.
Foto: Tobias Schaumann So verlockend es ist, den Blick auf die Gipfel zu richten – während der Fahrt sollte die volle Aufmerksam­keit der Straße gelten.

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