Konzerte auf UKW 89,9
Die Konzert- und Festivalzeit liegt coronabedingt brach. Aber es gibt Alternativen, wie die Auto-Konzerte auf dem Ingolstädter Volksfestplatz. Wie fühlt es sich an, die Bands aus dem Autoradio zu hören?
Die Konzertsaison liegt coronabedingt brach. Aber es gibt Alternativen, wie die Auto-Konzerte in Ingolstadt. Wie fühlt es sich an, die Bands im Radio zu hören?
Ingolstadt Schaute man am Freitagund Samstagabend auf die Autokennzeichen auf dem Ingolstädter Volksfestplatz, fand man Besucher aus ganz Bayern und über die Landesgrenzen hinaus. Eigentlich war an diesem Wochenende das MegaKonzert-Event Rock am Ring geplant. Das Konzert in der Eifel aber fiel der Pandemie zum Opfer, denn: Wie soll man Abstand halten und dennoch Musik live genießen? Dass es funktionieren kann, zeigte die Karlskroner Veranstaltungsagentur MFP Concerts zusammen mit Bayern 3 und der Eventhalle Westpark GmbH. Sie stellten eine Konzertreihe auf die Beine, die Livegenuss bei gebührendem Sicherheitsabstand gewährleistet. Auf dem Volksfestplatz wurde bereits ab Freitagabend jedes Auto zur kleinen Konzerthalle. Bis 14. Juni findet jeden Abend eine Veranstaltung statt.
Gleich mit drei Autos war eine Clique aus Scheinfeld bei Neustadt an der Aisch nach Ingolstadt gekommen, um die Band Alligatoah zu erleben. Die Freunde hätten für heuer schon einige Konzerte eingeplant, erzählte Sven Günther, einer aus dieser Besuchergruppe. Aber Corona macht diese Konzertbesuche zunichte. „Wir hatten auch schon Karten genau für diese Band. Umso mehr freuten wir uns auf die Alternative im Auto.“Das Fazit der Scheinfelder: Ganz so wie ein „richtiges Konzert“sei es nicht gewesen. „Es fehlte die Bewegung, das Tanzen, die Menge und die Lautstärke.“
Die Musik kam dieses Mal nicht aus den meterhohen Verstärkern auf der Bühne, sondern wurde auf UKW-Frequenz 89.9 direkt in die rund 1000 Autos auf dem voll besetzten und ausgebuchten Parkplatz gesendet. „Wir waren einfach froh über das Angebot der Livemusik. Der Weg nach Ingolstadt hat sich definitiv gelohnt. Eine super Abwechslung in diesen kontaktlosen Zeiten“, meinte Sven Günther. Ein Autokino möchte er auch mal ausprobieren.
Helena Tyroller aus Schrobenhausen hatte die Konzertkarte von ihrem Bruder übernommen, der gleich für mehrere Konzerte Tickets besorgt hatte. Mit ihrer Freundin Nadine Deutsch aus Irgertsheim genoss auch sie die Abwechslung und „einfach mal was anderes“.
Lisa Knörzer aus Neuburg-Zell war mit Adrian Demolli aus Untermaxfeld auf den Volksfestplatz gekommen. Ihre Erwartungshaltung? „Wir wollen gute Stimmung und es soll ein lustiger Abend werden.“Die beiden vermissen ebenfalls Musikkonzerte, gehen normalerweise gerne und oft auf Festivals.
Die Ordner baten die Zuschauer noch kurz vor dem Konzert, die Fenster ihrer Fahrzeuge zu schließen. Außerhalb der Autos wirkte die Bühnenshow der Band regelrecht surreal – ganz ohne die normalerweise vorherrschende Lautstärke. Einzig das Schlagzeug war außer
der Autos zu hören. Und natürlich die Autohupen als Zeichen des Applauses. Die zahlreichen Lichthupen und Warnblinker boten eine eigene Lightshow. Den Mitgliedern der Band Alligatoah ist diese Atmosphäre inzwischen nicht mehr unbekannt. Sie traten bereits in Autokinos auf.
Die Idee zu dieser Konzertreihe auf dem Ingolstädter Volksfestplatz hatte Thorsten Sohn mit seiner Veranstaltungsagentur MFP-Concerts. Normalerweise organisiert er Tourneen. Viele sind in den vergangenen Monaten ins Wasser gefallen. Sehr kurzfristig hat er den Radiosender
Bayern 3 und die Eventhalle Westpark GmbH an Bord geholt und von der Stadt Ingolstadt die Erlaubnis erhalten, den Volksfestplatz für den „B3 Auto Live Sommer“zu nutzen. „Normalerweise planen wir so eine Konzertreihe über ein Jahr lang, dieses Mal lief das Ganze innerhalb von Wochen.“
Bis zum 14. Juni finden jeden Abend Konzerte auf dem Großparkplatz statt. Er fasst rund 1000 Fahrzeuge. Mit der Eintrittskarte können im Fahrzeug zwei Insassen auf das Gelände. Alle weiteren Passagiere kosten extra. Vier LEDWände sorgen dafür, dass die Zuhalb schauer die Bühnenshow mit Abstand und dennoch so hautnah wie möglich miterleben können.
„Zwei Monate herrschte Stillstand in der Musikbranche.“Da seien Flexibilität und Ideen gefragt, so Thorsten Sohn: „Man denkt immer nur an die Künstler. Aber es hängen Techniker, Bühnenbauer und Caterer an solchen Konzerte. Viele Menschen sorgen dafür, dass ein Konzert stattfinden kann.“Der Veranstalter nutzte seine Idee und seine Kontakte und bringt so namhafte Bands und Musiker nicht nur auf die Bühne, sondern auch in die Autos in Ingolstadt.