Kleine und große Feuer
Es brennt. Eigentlich immer und fast überall. In den USA brennt es, seit Donald Trump rhetorisch das Feuer schürt. Beim SC Paderborn brennt es auf dem letzten Tabellenplatz der Bundesliga. Und im schwäbischen Harburg brannte es, weil eine Dampflok vorbeigefahren ist. Funken flogen aus dem Schornstein, lösten am begrünten Bahndamm kleine Feuer aus – und einen Großeinsatz mit Hubschrauber, nachdem Zeugen die Feuerwehr gerufen hatten.
Die Dampflok ist mehr als ein Zug. Sie ist Projektionsfläche für nostalgische Gefühle. Sie stammt aus einer Epoche, in der sich Seniorinnen mit dem Spruch „Eine alte Frau ist kein D-Zug“für fast alles entschuldigen konnten. Heute, in einer Zeit, die so abgefahren ist, dass viele nur Bahnhof verstehen, muss die Dampflok ausnahmsweise für einen Negativvergleich herhalten: Dampfloks und CoronaProtestzüge haben nämlich viel gemeinsam. Die Anführer an der Spitze stoßen heiße Luft aus, langsam läuft die Maschinerie an, mehr und mehr Menschen springen auf und auf dem Höhepunkt der Reise wird dann Feuer gespuckt. Die Flammen breiten sich aus, zurück bleibt verbrannte Erde.
In Harburg blieben die 90 Retter total gelassen. Denn sie hatten einen entscheidenden Wissensvorsprung. „Das war im Dampflokzeitalter ganz normal, dass eine Dampflok die Böschungen freibrennt. Aber das kennt heute einfach keiner mehr“, erklärte ein Polizeisprecher. Wenn doch nur alle heutzutage schwelenden Brände so leicht zu löschen wären, einfach mit Faktenwissen. Stattdessen steht man fassungslos da – und versteht wieder mal nur Bahnhof.
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