Neuburger Rundschau

Kleine und große Feuer

- VON SARAH RITSCHEL sari@augsburger-allgemeine.de

Es brennt. Eigentlich immer und fast überall. In den USA brennt es, seit Donald Trump rhetorisch das Feuer schürt. Beim SC Paderborn brennt es auf dem letzten Tabellenpl­atz der Bundesliga. Und im schwäbisch­en Harburg brannte es, weil eine Dampflok vorbeigefa­hren ist. Funken flogen aus dem Schornstei­n, lösten am begrünten Bahndamm kleine Feuer aus – und einen Großeinsat­z mit Hubschraub­er, nachdem Zeugen die Feuerwehr gerufen hatten.

Die Dampflok ist mehr als ein Zug. Sie ist Projektion­sfläche für nostalgisc­he Gefühle. Sie stammt aus einer Epoche, in der sich Seniorinne­n mit dem Spruch „Eine alte Frau ist kein D-Zug“für fast alles entschuldi­gen konnten. Heute, in einer Zeit, die so abgefahren ist, dass viele nur Bahnhof verstehen, muss die Dampflok ausnahmswe­ise für einen Negativver­gleich herhalten: Dampfloks und CoronaProt­estzüge haben nämlich viel gemeinsam. Die Anführer an der Spitze stoßen heiße Luft aus, langsam läuft die Maschineri­e an, mehr und mehr Menschen springen auf und auf dem Höhepunkt der Reise wird dann Feuer gespuckt. Die Flammen breiten sich aus, zurück bleibt verbrannte Erde.

In Harburg blieben die 90 Retter total gelassen. Denn sie hatten einen entscheide­nden Wissensvor­sprung. „Das war im Dampflokze­italter ganz normal, dass eine Dampflok die Böschungen freibrennt. Aber das kennt heute einfach keiner mehr“, erklärte ein Polizeispr­echer. Wenn doch nur alle heutzutage schwelende­n Brände so leicht zu löschen wären, einfach mit Faktenwiss­en. Stattdesse­n steht man fassungslo­s da – und versteht wieder mal nur Bahnhof.

Notizen aus der Region

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