Konsum wird jetzt Bürgerpflicht
Das Geld muss raus, sagt sich wohl die Bundesregierung und teilt kräftig aus. Die Mehrwertsteuersätze sollen befristet bis zum Jahresende sinken. Familien können sich zudem über eine Prämie von 300 Euro pro Kind freuen, die an keinen Zweck gebunden – aber mit der dringenden Bitte versehen ist, das Geld doch bitte zügig wieder in Umlauf zu bringen. Und schon gehen die Probleme los.
Denn eigentlich hat man sich doch vorgenommen, eher weniger als mehr einzukaufen. Wir leben schließlich, wie jeder weiß, ökologisch gesehen weit über unsere Verhältnisse. Den Planeten retten geht sicher nicht mit mehr Konsum. Doch wer jetzt nicht konsumiert, ruiniert eben Handel, Gastronomie und Industrie – und verliert am Ende vielleicht noch selbst den Arbeitsplatz. Ein klassisches Dilemma also. Wohin nun mit dem Geld?
Für den Biergarten ist das Wetter zu schlecht – und jeden Tag mit der Familie essen zu gehen, ist auch keine Lösung. Ob Theater und Konzerte, sofern wieder möglich, noch Spaß machen, ist offen. Für ein neues Auto reicht die Prämie nicht, außerdem, siehe oben, ist das Fahrrad klimaschonender. Ein Geschenk kann ganz schön belastend sein. Spenden könnte ein Ausweg sein. Dann ist das Geld zwar weg – und hoffentlich sinnvoll verwendet –, aber vor seiner Bürgerpflicht als Konsument hat man sich gedrückt. Noch ist das Geld ja nicht da. Und vielleicht löst sich das Problem auch von allein. Man lebt ja schließlich nicht allein …
Illustration: agrarmotive, Adobe Stock