Neuburger Rundschau

Gefeiert wird im engsten Kreis

Ratiopharm Ulm gewinnt zum Auftakt des Corona-Turniers überrasche­nd gegen Bayern München. Die Atmosphäre ist ungewohnt, aber ein Österreich­er in Diensten des Siegers kommt damit prima klar

- VON PIT MEIER

München Man gewinnt nicht oft in München gegen die Bayern. Im Fußball nicht und im Basketball auch nicht. Im Fall von Ratiopharm Ulm war es dreieinhal­b Jahre her. Am zweiten Weihnachts­feiertag 2016 setzten sich die Ulmer im Audi Dome mit 87:79 durch, damals war die Sportwelt noch in Ordnung. Mehr als 6000 Zuschauer waren in der Halle, die Mehrzahl von denen ärgerte sich über die Niederlage der Bayern, die mitgereist­en Ulmer Fans feierten mit ihrer Mannschaft. Am Samstag waren die Spieler am Eröffnungs­tag des Saison-Abschlusst­urniers bei der Feier des 95:85Überrasc­hungssiegs gegen den deutschen Meister dagegen fast unter sich im so gut wie menschenle­eren Audi Dome.

Die Mannschaft­en, die Trainer, ein paar Verantwort­liche der Liga um BBL-Geschäftsf­ührer Stefan Holz, eine Handvoll Sanitäter, Feuerwehrl­eute und Sicherheit­spersonal sowie ganz wenige Medienvert­reter – sonst darf in Corona-Zeiten niemand rein in die 6700 Besucher fassende Arena. Wenige Minuten nach dem Ende der Partie wurde es noch ein bisschen leerer in der Halle. Duschen dürfen dort nur die nominellen Hausherren des FC Bayern München, alle anderen müssen für die Körperpfle­ge zurück ins Hotel, in dem die zehn Mannschaft­en gedes Hygienekon­zepts der BBL während des Turniers in Quarantäne gesteckt werden.

Auch für Thomas Klepeisz war die Atmosphäre gewöhnungs­bedürftig. Der von Ratiopharm Ulm aus Braunschwe­ig nachverpfl­ichtete Österreich­er sagte mit alpenländi­schem Zungenschl­ag: „So etwas habe ich zum letzten Mal als Nachwuchss­pieler in Österreich erlebt. Aber damals war die Halle nicht ganz so groß.“Mit den Bedingunge­n im Audi Dome kam er allerdings prima klar. Klepeisz schnappte sich vier Rebounds, er war mit fünf Assists auch noch bester Vorlagenge­ber, und vor allem traf er vier Dreier bei fünf Versuchen, drei davon im letzten Viertel.

Beim hohen Favoriten dagegen lief nach der dreimonati­gen Auszeit noch nicht viel zusammen. Die Bayern hatten ohne ihren Center Greg Monroe und ohne den verletzten Nihad Djedovic überrasche­nd viel weniger Rhythmus als die Ulmer, bei denen gleich drei Spieler nicht aus der Corona-Pause zurückgeko­mmen waren. Entspreche­nd anmäß gesäuert war der Bayern-Trainer Oliver Kostic: „Wir hatten vor dem Spiel besprochen, mit Intensität und Physis spielen zu müssen. Doch leider waren wir zu soft.“Das erklärte Ziel Titelverte­idigung ist natürlich trotz dieses Ausrutsche­rs nach wie vor erreichbar für die Bayern. Aber zumindest Maodo Lo ist skeptisch. Nach der Partie sagte der Münchner Spielmache­r schmallipp­ig: „Wenn wir so weiterspie­len, werden wir nicht viel gewinnen.“

Im allererste­n Turnierspi­el hatte Göttingen ebenfalls etwas überrasche­nd mit 89:78 gegen die in der regulären Hauptrunde so starken Crailsheim­er gewonnen. Sportlich war das Niveau in beiden Samstagspa­rtien deutlich höher als von vielen nach der langen Pause und der nur kurzen Vorbereitu­ng befürchtet. „Das konnte sich sehen lassen“, sagte BBL-Geschäftsf­ührer Stefan Holz. „Wir sind froh, dass nach der ganzen Arbeit endlich gespielt wird, gestand er nach wochenlang­en Vorbereitu­ngen an der Umsetzung des strengen Hygienekon­zeptes erleichter­t.

Nach Meinungsve­rschiedenh­eiten im Vorfeld hat sich die BBL inzwischen dem weltweiten Kampf gegen Rassismus angeschlos­sen. Das Turnier im München steht unter dem Motto „united against racism“, in einer Presseerkl­ärung heißt es: „Weltoffenh­eit und Vielfalt finden bei uns alltäglich statt.“

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Foto: dpa, Matthias Balk Sie müssen sich selbst genügen – sogar nach einem der seltenen Siege in München gegen die Bayern. Weil keine Fans in der Halle waren, feierten die Spieler unter sich.

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