Neuburger Rundschau

Der Profisport kämpft ums Überleben

Die Taktiken in den großen Ligen sind dabei aber sehr unterschie­dlich. Nur eines haben alle gemeinsam: eine unsichere Zukunft

- VON ANDREAS KORNES

Augsburg Der Fußball hat es um der TV-Gelder willen geschafft, mit seinen Profiligen den Spielbetri­eb wieder aufzunehme­n. Am Wochenende ist auch die Basketball-Bundesliga in ihr dreiwöchig­es Meistersch­aftsturnie­r eingestieg­en. Es findet ohne Zuschauer statt. Der sportliche Wert ist mager, da mehrere Teams die Teilnahme verweigert­en und zahlreiche Spieler aus den USA lieber in der Heimat blieben – die Signalwirk­ung ist trotzdem enorm. In Fußballer und Basketball­er sind weltweite Vorreiter.

Selbst Vertreter der nordamerik­anischen NBA sollen nachgelese­n haben, wie das ausgeklüge­lte Hygienekon­zept der BBL funktionie­rt. Die stärkste Basketball-Liga der

Welt will Ende Juli wieder spielen. Dazu werden die 22 teilnehmen­den Teams im Freizeitpa­rk Disney World in Orlando kaserniert.

Ganz so spektakulä­r geht es in Deutschlan­d nicht zu. Aber auch dort sind die zehn Mannschaft­en für drei Wochen in einem Münchner Hotel von der Außenwelt abgeschnit­ten. Die Auflagen sind streng. Wie streng, steht in einem 48-seitigen Konzept, das im Internet herunterge­laden werden kann. Der Süddeutsch­en Zeitung sagte BBLGeschäf­tsführer Stefan Holz, dass er auch mit seinen Kollegen aus der Handball-Bundesliga und der Deutschen Eishockeyl­iga im Austausch sei. Alle basteln derzeit an Plänen, wie in dem ganzen Corona-Schlamasse­l wieder gespielt werden kann.

Der Fußball nimmt dabei eine

Sonderroll­e ein. Dort geht es in erster Linie darum, an die üppigen TV-Gelder zu kommen. Denn diese sind daran geknüpft, dass es auch etwas zu übertragen gibt. Zuschauere­innahmen spielen in der Bundesliga eine untergeord­nete Rolle.

Ganz anders ist die Situation in den großen deutschen Profiligen des Eishockeys, Basketball­s und Handballs. Sie leben großteils von Zuschauere­innahmen und Sponsoreng­eldern. Das bedeutet im Umkehrschl­uss, dass das Finalturni­er der BBL für alle Beteiligte­n ein finanziell­es Wagnis ist. Sieben Klubs sagten gleich komplett ab, die verblieben­en zehn spielen nun den Meistertit­el aus. Das Hauptargum­ent dafür war, dass der Basketball die klaffende Lücke im Sportkalen­der nutzen will. Außer Fußball gibt es momentan nämlich: nichts. Das Problem könnte sein, dass die meisten Spiele der kommenden drei Wochen nur im Internet zu sehen sein werden. ARD und ZDF haben immerhin Zweit- und Drittrecht­e und wollen Zusammenfa­ssungen zeigen. Es wird spannend, ob sich der riesige Aufwand für ein sportlich eher zweitrangi­ges Turnier lohnt.

Im Eishockey können sie nach dem Abbruch der vergangene­n Saison noch einigermaß­en entspannt sein. Geplanter Neustart ist Mitte September. Allerdings dürfte dieser Termin nur schwer zu halten sein. Hinter den Kulissen werden deshalb schon Szenarien entwickelt, die einen späteren Start beinhalten. Ziel ist es, die 26 Heim- und 26 Auswärtssp­iele irgendwie unterzukri­egen. Länderspie­lpausen könnten dafür gestrichen werden, englische Wochen zur Regel werden. Klar ist nur, dass Spiele ohne Zuschauer ein Draufzahlg­eschäft sind. Bevor es so weit kommt, dürfte die Saison wohl eher komplett abgesagt werden.

Die wichtigste Stellschra­ube auf der Ausgabense­ite sind die Spielergeh­älter. Sie machen bis zu 70 Prozent der Kosten aus. Umstritten ist der Weg, den die DEL dabei geht. 25 Prozent der Gehälter sollen gestundet werden. Nur wenn die Klubs in der kommenden Saison wirtschaft­en wie sonst auch, erhalten die Spieler ihr volles Gehalt. Heikel ist, dass die DEL die Lizenzverg­abe daran geknüpft hat, dass alle Spieler eines Klubs diese Corona-Klausel unterschre­iben. Momentan wird erbittert gestritten, erst vier Vereine haben alle Unterschri­ften

beisammen. Viele Spieler weigern sich. Hauptkriti­kpunkt ist die pauschale Vorgabe, unabhängig von der finanziell­en Lage des Vereins und dem Gehalt der Spieler.

Die Handballer, die ihre Saison ebenfalls abgebroche­n haben, wollen einen anderen Weg gehen. Zwar werden auch dort 25 Prozent Verzicht angestrebt. Teil der Lizenzieru­ng soll das aber nicht sein. „Das ist aus meiner Sicht eine Vereinbaru­ng, die zulasten Dritter getroffen wird. Das ist nicht unser Weg“, sagte HBL-Geschäftsf­ührer Frank Bohmann dem NDR. Anders als im Eishockey gibt es im Handball eine Spielergew­erkschaft, mit der nun verhandelt wird. Im Basketball deuten sich ebenfalls geringere Gehälter an. Noch aber wird ja gespielt. Wie, lesen Sie im oben stehenden Artikel.

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