Schafkopf ist systemrelevant
Es gibt Grundfesten des bayerischen Lebens, an denen nicht gerüttelt werden darf. Der Himmel über dem Freistaat ist immer weiß-blau – dunkle Wolken sind nur Zuazogne, die sich schnellstmöglich der bajuwarischen Farbenlehre zu unterwerfen haben. Das bayerische Weißbier ist das beste. Und überhaupt ist der Superlativ die einzige, dem Vorhof des Paradieses würdige Art der Beschreibung: Hier gibt es schließlich die besten Autos, die herrlichsten Seen, die höchsten Berge, die schönsten Schlösser, die bescheidensten Menschen …
Auch die Liebe zum Schafkopfspiel galt lange als schöpfungsgegebener Wesenszug eines jeden echten Bayern. Und so war es nicht verwunderlich (und höchst notwendig!), dass Politiker einschritten, als sich Anzeichen mehrten, die hohe Kunst des Sauspiels könnte verloren gehen. Sie forderten also ein eigenes Unterrichtsfach an bayerischen Schulen, in dem es um den gekonnten Umgang mit der Alten, dem Blauen, der Bums und all den leidigen Spatzen geht.
Doch nun ein Rückschlag, ausgerechnet aus der Landeshauptstadt: Da behauptet doch glatt eine Stadtschulrätin, dass sich das Interesse der Münchner Schüler am Schafkopfspiel stark in Grenzen hielte. Ein Unding! Und ein weiteres Argument für die schnellstmögliche Einbindung in den Lehrplan. Auch wegen all der fächerübergreifenden Lerninhalte, die spielübliche Sätze wie dieser deutlich machen: „Mei, du Rindviech, hättest mit der Alten gstochn, hätten wir ein Auge mehr und die wärn Schneider!“Mathematik, Biologie, Handarbeit, Deutsch – alles mit dabei.
Auch die grundsätzliche Bedeutung des Spiels darf nicht vergessen werden: Schafkopf ist systemrelevant. Wirtshäuser, Brauereien – ja sogar Münzprägeanstalten sind vom Fortbestand des Kulturguts abhängig. Es gibt Grundfesten des bayerischen Lebens, an denen nicht gerüttelt werden darf. Schafkopf gehört eindeutig dazu.