Neuburger Rundschau

Wirtschaft leidet unter historisch­em Export-Einbruch

Konjunktur Minus 31 Prozent in einem Monat. Auch viele Firmen in Schwaben trifft das hart

- VON RUDI WAIS

Augsburg/Wiesbaden Die deutsche Wirtschaft lebt vom Export – und bekommt die Politik der geschlosse­nen Grenzen, die Handels- und Einreisesp­erren und die Schwierigk­eiten mit den unterbroch­enen Lieferkett­en besonders empfindlic­h zu spüren. Nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamte­s sind die Ausfuhren im April im Vergleich zum gleichen Monat des vergangene­n Jahres um mehr als 31 Prozent eingebroch­en, das ist der stärkste Rückgang der Nachkriegs­geschichte. Die Unternehme­n aus der Region machen dabei keine Ausnahme.

„Die Corona-Krise hat die bayerisch-schwäbisch­e Wirtschaft hart getroffen“, betonte Matthias Köppel, der Leiter der Standortpo­litik bei der Industrie- und Handelskam­mer für Schwaben, gegenüber unserer Redaktion. So seien im April in Bayern die Auslandsum­sätze des verarbeite­nden Gewerbes um 42,9 Prozent eingebroch­en. In der Region sind danach die Unternehme­n der Metallindu­strie sowie der Gummiund Kunststoff­industrie besonders betroffen, von denen überdurchs­chnittlich viele als Zulieferer für die Automobili­ndustrie arbeiten. Zwei Drittel von ihnen rechnen damit, dass sie das laufende Jahr mit Verlust abschließe­n. Über alle Branchen hinweg sind es nach Angaben der IHK „nur“48 Prozent.

Entgegen der landläufig­en Meinung sind die Exporte nach China im Moment nicht das größte Problem der deutschen Wirtschaft – sie gingen im April um 12,6 Prozent zurück. Deutlich stärker ist das Geschäft mit den westlichen Handelspar­tnern eingebroch­en: Vereinigte Staaten minus 35,8 Prozent, Italien minus 40,1 Prozent, Frankreich minus 48,3 Prozent. Auf das gesamte Jahr hochgerech­net erwarten der Industrie- und Handelskam­mertag und der Bundesverb­and der Industrie einen Rückgang der Exporte um 15 Prozent. „Der Exporteinb­ruch im April ist an Dramatik kaum zu überbieten“, sagt Volker Treier vom Industrie- und Handelskam­mertag. Der Stopp von großen Teilen des Welthandel­s habe dramatisch­e Folgen für die Wirtschaft­sentwicklu­ng in diesem Jahr. „Schließlic­h hängt hierzuland­e jeder vierte Arbeitspla­tz vom Export ab – in der Industrie sogar jeder zweite.“

Insgesamt hat die deutsche Wirtschaft im April noch Waren und Dienstleis­tungen im Wert von 75,7 Milliarden Euro ins Ausland geliefert. Dem gegenüber standen Importe von 72,2 Milliarden, das entspricht einem Rückgang von 21,6 Prozent. IHK-Experte Köppel hofft nun auf einen stimuliere­nden Effekt durch die Reduzierun­g der Mehrwertst­euer: „Bei 40 000 Euro für ein Auto der Mittelklas­se liegt die Ersparnis im nächsten halben Jahr bei 1200 Euro – also durchaus ansehnlich.“Die Kammer gehe davon aus, dass die Steuersenk­ung auch an den Kunden weitergege­ben werde, da sie dies auch einfordern würden. Nachdem auch mit großen Kampagnen

Ist der Tiefpunkt jetzt erreicht?

des Handels für Elektroger­äte oder Haushaltsw­aren zu rechnen sei, „kommt viel Wettbewerb auf und erhöht den Druck, die Senkung an den Kunden weiterzuge­ben“.

Ökonomen hoffen, dass mit den jüngsten Zahlen aus dem Außenhande­l nun ein Tiefpunkt erreicht ist. Auch dank des in der vergangene­n Woche verabschie­deten Konjunktur­paketes rechnen die großen Wirtschaft­sverbände mit einer zügigen Erholung der Wirtschaft und Wachstumsr­aten von mehr als sechs Prozent im kommenden Jahr.

Wie sehr vor allem die Autoindust­rie unter Druck geraten ist, und zwar aus den unterschie­dlichsten Gründen, lesen Sie im Leitartike­l. Welche Dramen sich gerade bei VW abspielen, steht in der

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