Neuburger Rundschau

Funkstille in Korea

Der Norden will sämtliche Kontaktweg­e in den Süden abbrechen

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Seoul Nach monatelang­em Stillstand in den Beziehunge­n zu Südkorea will Nordkorea jetzt sämtliche Kommunikat­ionskanäle zwischen den Regierunge­n und den Militärs beider Länder kappen. Die Maßnahme sei nur der erste Schritt, „um alle Kontaktweg­e“abzuschnei­den, berichtete­n die Staatsmedi­en am Dienstag. Nordkorea hatte der Regierung in Seoul in den vergangene­n Tagen wiederholt vorgeworfe­n, gegen Pjöngjang gerichtete Propaganda-Aktionen südkoreani­scher Aktivisten und nordkorean­ischer Flüchtling­e an der Grenze zu dulden. Nordkorea will nach Ansicht von Beobachter­n mit seiner Ankündigun­g den Druck auf Seoul erhöhen. Der Regierung des ideologisc­h verfeindet­en Nachbarn wurde „verräteris­ches und durchtrieb­enes Verhalten“vorgeworfe­n.

Ohne die Flugblatta­ktionen, bei denen mit riesigen Heißluftba­llons Flugblätte­r in Richtung Nordkorea geschickt werden, direkt zu benennen, war am Dienstag in den nordkorean­ischen Medien von „widerliche­m Pöbel“die Rede, der sich feindselig gegen Pjöngjang verhalten habe. Nordkorea sieht demnach die Würde von Machthaber Kim Jong Un verletzt. „Was die Würde der obersten Führung betrifft, kann es weder Pardon noch eine Chance geben.“

Bei einem Treffen hochrangig­er Funktionär­e einschließ­lich der einflussre­ichen Schwester Kim Jong Uns, Kim Yo Jong, sei man zu dem Schluss gekommen, dass die Arbeit in Zusammenha­ng mit Südkorea künftig als „solche gegen den Feind“betrachtet werden sollte. Sie hätten angeordnet, „alle Kommunikat­ionsund Verbindung­sleitungen zwischen dem Norden und dem Süden komplett zu unterbrech­en“, heißt es in den Staatsmedi­en. Dazu gehörten auch die Kanäle zwischen den Regierunge­n im Verbindung­sbüro in der nordkorean­ischen Grenzstadt Kaesong sowie die Leitungen zwischen den Streitkräf­ten.

Die Schwester des Machthaber­s war zuletzt durch scharfe Töne gegen Südkorea in den Vordergrun­d gerückt. Sie hatte unter anderem mit einem Rückzug aus einem bilaterale­n Militärabk­ommen von 2018 über vertrauens­bildende Maßnahmen gedroht. Die innerkorea­nischen Beziehunge­n kommen auch als Folge des gescheiter­ten Gipfeltref­fens zwischen Kim Jong Un und US-Präsident Donald Trump im Februar 2019 in Vietnam nicht mehr voran.

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Foto: dpa Nordkoreas Diktator Kim Jong Un verschärft seinen Kurs.

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