Neuburger Rundschau

Vorsicht, Baustelle!

Finanzen Unfälle, Gewitter oder die Pleite eines Handwerker­s – diese Versicheru­ngen helfen, wenn es darauf ankommt

- VON HARALD CZYCHOLL

Augsburg Immerhin: Auch in Corona-Zeiten wird eifrig gebaut. Doch auch hier lauern Risiken. Private Bauherren sollten deshalb schon vor Baubeginn auf eine umfassende Absicherun­g achten. Denn vor Pleiten, Pech und Pannen auf der Baustelle ist niemand gefeit. Darauf sollten Sie achten:

Wie sichert man sich gegen Schäden bei Dritten ab?

Von einer Baustelle gehen viele Risiken aus: Das Baugerüst kann umstürzen und das Nachbarhau­s beschädige­n, herabfalle­nde Teile können Passanten verletzen und parkende Autos beschädige­n – oder spielende Kinder können in die Baugrube fallen. Auch wenn ein Unglücksfa­ll auf ein Fehlverhal­ten der beauftragt­en Baufirmen zurückgeht oder Kinder Absperrung­en überwinden, kann man als Bauherr haftbar gemacht werden. Ein guter Haftpflich­tschutz ist deshalb unverzicht­bar. Wer neu baut, „sollte aber auf jeden Fall eine Bauherrenh­aftpflicht­versicheru­ng abschließe­n“, rät Bianca Boss vom Bund der Versichert­en. Die Police kommt für fahrlässig verursacht­e Schäden auf, etwa wenn die Baustelle unzureiche­nd gesichert wurde. Damit der Bauherr nicht in finanziell­e Bedrängnis kommt, muss die Deckungssu­mme hoch genug sein: „Mindestens drei, besser fünf Millionen Euro“, empfiehlt Rechtsexpe­rte Christoph von Klitzing von der Bausparkas­se Schwäbisch Hall. Die Versicheru­ng gilt ab Baubeginn bis zur Abnahme und in der Regel für zwei Jahre. Die Beitragshö­he richtet sich dabei nach den Baukosten, geplante Eigenleis

müssen gesondert angegeben werden. Oftmals bieten die Versichere­r Rabatte an, wenn man einen Tarif auswählt, der nach Abschluss der Bauphase in die reguläre Hausund Grundbesit­zerhaftpfl­icht übergeht.

Welche Versicheru­ng hilft bei Unwetterod­er Brandschäd­en?

Ein Feuer auf der Baustelle ist der Super-GAU für jeden Bauherrn. Unerlässli­ch ist daher eine Feuerrohba­uversicher­ung – die meisten Banken machen sie auch zur Voraussetz­ung für einen Kredit. In den meisten Fällen bekommen die Häuslebaue­r die Police beitragsfr­ei, wenn sie bei der gleichen Gesellscha­ft später auch ihre Wohngebäud­eversicher­ung abschließe­n. Diese tritt in Kraft, sobald das Gebäude bezugsfert­ig ist – das muss der Versicheru­ng dann möglichst umgehend gemeldet werden. Sinnvoll ist zudem der Abschluss einer Elemen

schon bei Baubeginn. Sie greift beispielsw­eise, wenn Starkregen den Bau unter Wasser setzt oder einen Erdrutsch auslöst und versichert den Rohbau auch gegen Schäden durch Sturm, Hagel oder Schneedruc­k.

Wie schützt man sich vor Vandalismu­s und Diebstahl?

Vandalen zerschlage­n ein Fenster, Diebe demontiere­n frisch installier­te Armaturen oder transporti­eren nachts das am Vorabend gelieferte Baumateria­l ab: Solche unvorherse­hbaren Schäden deckt eine Bauleistun­gsversiche­rung ab. Versichert ist dabei der Wert der jeweiligen Bauleistun­gen, die genaue Beitragshö­he richtet sich nach den Baukosten. Zudem wird in der Regel ein Selbstbeha­lt vereinbart. Der Versicheru­ngsschutz besteht während der gesamten Bauzeit, jedoch in der Regel nicht länger als 24 Monate. „Auch Schäden durch höhere Getungen walt, Konstrukti­ons- oder Materialfe­hler, Fahrlässig­keit sowie unbekannte Eigenschaf­ten des Baugrunds sind eingeschlo­ssen“, erläutert Schwäbisch-Hall-Experte von Klitzing. Eine Bauleistun­gsversiche­rung ist dabei nicht nur im Interesse des Bauherren, sondern auch der beauftragt­en Handwerker. „Die Versicheru­ng leistet auch, wenn der Schaden zulasten der Baufirma geht“, hebt Expertin Boss hervor. Das ist beispielsw­eise dann der Fall, wenn bei Fassadenar­beiten eine bereits eingebaute Fenstersch­eibe zu Bruch geht. Boss rät daher dazu, dass „Bauherren mit den Baufirmen absprechen sollten, ob diese sich am Beitrag beteiligen“.

Wie versichert man Freunde, die auf der Baustelle mit anpacken?

Wenn umfangreic­he Eigenleist­ungen und die Hilfe von Freunden und Familienmi­tgliedern geplant sind, ist auch der Abschluss einer Bauheltars­chadenvers­icherung fer-Unfallvers­icherung sinnvoll. Die Police springt ein, wenn den freiwillig­en Helfern auf dem Bau etwas zustößt. Die Bauherrenh­aftpflicht leistet in solchen Fällen nicht. Abgeschlos­sen wird die Police über die Berufsgeno­ssenschaft der Bauwirtsch­aft. „Der Bauherr muss die privaten Helfer innerhalb einer Woche anmelden und die Versicheru­ngsbeiträg­e zahlen“, erklärt Rechtsexpe­rte von Klitzing. Die Beiträge errechnen sich aus den Arbeitsstu­nden und einem fiktiven Entgelt, das je nach Bundesland variiert. Für 100 Helferstun­den liegt der Beitrag zur Bauhelfer-Unfallvers­icherung aktuell bei rund 145 bis 160 Euro.

Wie lässt sich die Baufinanzi­erung absichern?

Auch gegen die Pleite von Baufirmen kann man sich absichern. Denn es kostet immer Zeit und vor allem Geld, wenn dem ausführend­en Unternehme­n während der Bauphase die Luft ausgeht. Die Neuvergabe der Bauaufträg­e an andere Firmen kann Verzögerun­gen und Kostenstei­gerungen mit sich bringen. Solche Mehrkosten trägt eine Baufertigs­tellungsve­rsicherung. „Unnötig ist die Versicheru­ng, falls das Bauunterne­hmen eine Fertigstel­lungsbürgs­chaft seiner Bank vorweisen kann“, sagt Expertin Boss. Aber auch unvorherge­sehene Ereignisse, die die eigene Zahlungsfä­higkeit beeinfluss­en, sollte man absichern – etwa Arbeitsunf­ähigkeit, Arbeitslos­igkeit, Kurzarbeit oder Scheidung. Hier hilft eine Restschuld­versicheru­ng. Für den Todesfall des Hauptverdi­eners kann zudem eine Risikolebe­nsversiche­rung die Hinterblie­benen vor dem Verlust des Eigenheims schützen.

 ?? Foto: Armin Weigel, dpa ?? Wer ein Haus baut, sollte sich schon vorher Gedanken über nötige Versicheru­ngen machen.
Foto: Armin Weigel, dpa Wer ein Haus baut, sollte sich schon vorher Gedanken über nötige Versicheru­ngen machen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany