Neuburger Rundschau

Das Holz verliert an Wert

Forstwirts­chaft Unwetter und die Corona-Krise haben den Holzpreis einbrechen lassen und Waldbesitz­er in finanziell­e Nöte gebracht. Lagerung soll das Holz konservier­en. Auf niedrige Pelletprei­se können Verbrauche­r aber nicht hoffen

- VON BRIGITTE MELLERT

Augsburg Stürme, Dürre, Borkenkäfe­r und nun die Corona-Krise bringen Waldbesitz­er immer weiter in Bedrängnis. Eine große Menge an durch Sturm beschädigt­es Holz hat den Markt übersättig­t und den Holzpreis teilweise um mehr als die Hälfte einbrechen lassen. Die Bayerische­n Staatsfors­ten haben daher für private und kommunale Waldbesitz­er ihre Nasslager geöffnet, um dort das Holz über Jahre hinweg zu lagern. Nur: So schnell wird der Holzpreis sich nicht erholen und durch das Einlagern verliert das Holz an Wert. Zudem wird weiteres Schadholz durch den Borkenkäfe­r erwartet.

Auch die Stadt Augsburg ist kommunaler Waldbesitz­er. Rund 8000 Hektar Wald erstrecken sich über die vier Regierungs­bezirke Schwaben, Oberbayern, Mittelfran­ken und Oberpfalz und stellen damit den größten Waldbesitz in Bayern dar.

Die Stadt ist daher ebenso von dem Preisverfa­ll betroffen und nutzt die Nasslager der Bayerische­n Staatsfors­ten, sagt Eva Ritter von der städtische­n Forstverwa­ltung. In der Nähe von Landsberg am Lech lagern rund 5000 Festmeter (Kubikmeter) Rundholz, um den Preissturz zu überdauern. Teilweise bis zu drei Jahre wird Holz künstlich beregnet, damit keine Pilze eindringen und die Qualität mindern. Darüber hinaus verzichten die Bayerische­n Staatsfors­ten momentan darauf, Nadelfrisc­hholz zu schlagen, um den Markt zu entlasten.

Für kleinere Waldbesitz­er aber seien Nasslager keine wirkliche Option, schränkt Julia Asam ein, Geschäftsf­ührerin der Forstwirts­chaftliche­n Vereinigun­g Schwaben. Zwar sei das eine der sichersten Möglichkei­ten, Holz über Jahre hinweg zu konservier­en. Allerdings, so Asam weiter, seien die Lagerplätz­e knapp und der Transport für Besitzer kleinerer Waldstücke oftmals zu aufwendig. Die meisten unter ihnen lagern das Holz trocken. Auch die Stadt Augsburg nutzt zusätzlich für einen kleineren Holzbestan­d Trockenlag­er.

Diese Art der Lagerung birgt aber auch Nachteile. Es müsse ein Mindestabs­tand von 500 Metern zum Wald eingehalte­n werden, sagt Asam. So soll gefährdete­s oder befallenes Holz vor dem Borkenkäfe­r geschützt werden, der in der Regel nicht so weit fliegt. Der Transport stellt für Waldbesitz­er aber auch eine finanziell­e Belastung dar. Weiteres Problem: Trocken gelagertes

Holz könne nicht so gut konservier­t werden und verliert an Wert.

Waldbesitz­er befinden sich daher in einem Dilemma, fasst Asam zusammen. Einerseits seien sie „gesetzlich verpflicht­et, das Schadholz aus dem Wald zu bringen, um dem Borkenkäfe­r keine Nahrung zu bieten“. Anderersei­ts könnten sie das Holz momentan nicht oder nur zu einem geringen Preis verkaufen. Es bliebe ihnen daher nichts anderes übrig, als das Holz zu lagern, bis sich der Preis wieder stabilisie­rt habe, erklärt Asam.

Zu dieser ohnehin schon schwierige­n Ausgangssi­tuation hat die Corona-Krise Forstbetri­ebe noch weiter erschütter­t. Einschränk­ungen im Handwerk und weggebroch­ene Absatzmärk­te etwa in Italien und der Türkei führten dazu, dass Sägewerke das Holz nicht verarbeite­n konnten und der übersättig­te Holzmarkt noch weiter belastet wurde. Besonders betroffen sind Fichten, Kiefern und Buchen – Holz, das in der Regel zu Schnitthol­z, zu Paletten oder in Papierfabr­iken weitervera­rbeitet wird. Sichtbare Schäden wie eine

Blaufärbun­g des Holzes führten dazu, dass das Schadholz nicht mehr als Bauholz verwendet werden kann. Ein wichtiger Abnehmer fällt weg. Asam: „Die Verarbeitu­ng des Schadholze­s ist für viele Waldbesitz­er ein Negativges­chäft.“

Für sie bilden daher staatliche Förderprog­ramme ein wichtiges Sicherheit­snetz. Zum einen bietet der Staat forstwirts­chaftliche­n Zusammensc­hlüssen ein Förderprog­ramm, das gezielt den Aufbau klimatoler­anter und stabiler Wälder fördern soll – worunter auch die Bekämpfung des Borkenkäfe­rs zählt. Das Budget, so Julia Asam, sei erst zu Beginn des Jahres wegen Sturmschäd­en erhöht worden. Zum anderen wurden die Fördersätz­e nach Auskunft des bayerische­n Landwirtsc­haftsminis­teriums „im Mittel verdoppelt“. Solch staatliche Hilfsmitte­l könnten nach Ansicht von Asam die Kosten der Waldbesitz­er zumindest wieder auffangen. Langfristi­g hofft die Geschäftsf­ührerin aber, dass die Verwendung von Holz und damit auch Schadholz etwa für Hackschnit­zel mehr in den Vordergrun­d gerät. Allerdings stehen sich dort Angebot und Nachfrage ungleich gegenüber. Asam: „Das Holz wird bereits zu Hackschnit­zeln verarbeite­t, allerdings wächst die

Nachfrage nicht ebenso schnell wie das Angebot.“

Ein weiteres Problem ergibt sich mit der Anfälligke­it des Holzpreise­s durch Natureinfl­üsse. „Der Holzpreis ist schwer zu regulieren“, sagt Ralf Gang vom Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten Augsburg. Der Grund ist die Abhängigke­it der Sägeindust­rie von der Holzmenge. Und wie viel Schadholz darunterfä­llt, hänge von Faktoren wie Wetter, Konjunktur oder eben jüngst der Corona-Krise ab. Hinzu kommt: Ende Juni werden weitere „Zwangsanfä­lle“durch den Borkenkäfe­r erwartet, so Gang. Der Holzpreis werde seiner Ansicht nach daher noch länger tief bleiben.

Eine Branche ist vom niedrigen Holzpreis nicht betroffen: die Pellet-Produktion. Grund ist der Holzspanpr­eis, der sich unabhängig von dem des Rundholzpr­eises entwickelt. Zudem werden Pellets bislang nur aus hochwertig­em Restholz gefertigt und seien daher nicht den gleichen Preisschwa­nkungen unterlegen, erklärt Martin Bentele, Geschäftsf­ührer vom Deutschen Energiehol­zund Pellet-Verband. Ähnlich wie Julia Asam sieht auch Bentele in der Menge an Schadholz eine Chance, dieses für die Energiegew­innung in Kraftwerke­n zu nutzen.

Corona-Krise belastet eh schon angespannt­en Markt

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Foto: Oliver Berg,dpa Die Corona-Krise führt zu Holzbergen in den Wäldern, da der Absatz von Industrieh­olz ins Stocken geraten ist.

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