Allein Corona verhindert neuen Handelskrieg
Die Welt blickt gebannt auf die schwierigen ökonomischen Beziehungen zwischen den USA und China
Peking/Washington Zwei Jahre nach Beginn des Handelskrieges der USA mit China befinden sich die beiden größten Volkswirtschaften stärker als je zuvor auf Konfrontationskurs. Nach Strafzöllen über Waren im Wert von hunderten Milliarden Dollar, unzähligen Drohungen und zähen Verhandlungen schien Mitte Januar endlich ein guter Waffenstillstand geschlossen: Die USA und China unterzeichneten den ersten Teil eines umfassenden Handelsabkommens. Doch die Freude hielt nicht lange an.
Das aus China stammende neuartige Coronavirus zwang die Weltwirtschaft in die Knie und bescherte Trump eine Krise, deren Folgen ihn im November sogar den Wahlsieg kosten könnten. „Die Tinte war noch nicht trocken unter dem Vertrag, als die Pest hereinschwebte“, zürnte Trump zuletzt in Bezug auf das Coronavirus. Die „China-Pest“sei ein „sehr schlechtes Geschenk“der kommunistischen Führung an die Welt, sagte Trump. „Mit China zurechtzukommen, wäre eine gute Sache, aber ich weiß nicht, ob das klappen wird“, schloss Trump. Große Liebe klingt anders.
Peking wiederum ist angesichts der Schuldzuweisungen verärgert. Auch die jüngst angekündigten Sanktionen gegen Hongkong wegen der Einmischung Pekings in die Autonomie seiner Sonderverwaltungsregion tragen zu den Spannungen bei. Aus dem Handelskrieg ist eine Art Kalter Krieg geworden.
Im Juni 2018 hatte alles angefanMit Strafzöllen auf Einfuhren aus China in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar gab Trump den ersten Schuss in dem Konflikt ab. Er wollte das Handelsdefizit mit China senken und kritisierte Pekings unfaire Handelsmethoden. Der Konflikt schaukelte sich hoch, bis Trump 2019 fast auf alle Importe aus China im Wert von mehr als 500 Milliarden USDollar Strafzölle verhängt hatte – mehr als Peking mit Gegenzöllen beantworten konnte. Die Exporte gingen zurück. Der Rückgang der Warenströme und die Unsicherheiten dämpften auch das globale Wachstum. Im Januar einigten sich beide Seiten zumindest auf eine Teilvereinbarung. Kernpunkt war das Versprechen Chinas, über zwei Jahre für 200 Milliarden US-Dollar mehr Waren in den USA zu kaufen. Der Rückgang der Nachfrage in China und der Einbruch der Weltmarktpreise lassen jetzt aber fraglich erscheinen, wie die Ziele erreicht werden können.
Tatsächlich wäre eine Entkoppelung beider Volkswirtschaften schädlich für beide Länder und den Rest der Welt. Trump hatte ursprünglich stets dafür geworben, ein umfassendes Handelsabkommen mit China abzuschließen. Trotz Strafzöllen als Druckmittel ließ Peking sich jedoch nicht einschüchtern. Trump musste dann eine Kehrtwende machen und das Teilabkommen als Erfolg verkaufen. Kritiker monierten, dass der Vertrag letztlich vor allem Probleme gelöst hat, die Trump selbst geschafgen: fen hatte. Zudem gelten die meisten Strafzölle weiter – was das Wachstum schwächt.
Bis auf Weiteres ist jedoch nicht mit einem Wiederaufflammen des Handelskonflikts zu rechnen, zumal beide Volkswirtschaften durch die Corona-Krise geschwächt sind, wie Analyst Eric Robertsen von der Bank Standard Chartered dem Sender CNBC sagte. Die Risiken dabei wären heute für Trump und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping deutlich größer, warnte er. „Beide Führungspersonen werden sehr aufpassen, nicht in einer frühen Phase die Erholung entgleisen zu lassen, die sie beide versuchen, zustande zu bringen“, sagte Robertsen. Andreas Landwehr und
Jürgen Bätz, dpa