Neuburger Rundschau

Sag mir, wo die Vuvuzelas sind

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger-allgemeine.de

Kommen und gehen, auftauchen und verschwind­en – der ewige Kreislauf des Lebens, in dem das Woher meist einfacher zu beantworte­n ist als das Wohin.

Wir kamen darauf, als wir kürzlich in einer Kellerecke auf eine Vuvuzela stießen. Sie erinnern sich: Vuvuzela (sprich: Uwe Seeler) – jene Tröte, die vor zehn Jahren die Welt eroberte. Andere behauptete­n, sie sei geschaffen worden, sie zu vernichten.

Die Vuvuzelas lieferten den Sound zur WM 2010 in Südafrika. Millionenf­ach geblasen, ließen sie Stadien vibrieren. 105 Dezibel brachte die Tröte zustande, weshalb die Legende ging, mit ihr sei auch Großwild zur Strecke zu bringen. Andere hörten daraus einen Schwarm Wespen, wieder andere das anschwelle­nde Nörgeln ihrer Ehefrauen.

Kein Wunder, dass sich Europa vor den Posaunen fürchtete. Würden sie die Welt zum Einsturz bringen oder nur den Menschen den Verstand rauben? WM-Berichters­tatter, die in Südafrika Teile ihres Gehörs geopfert hatten, tippten auf Letzteres.

Man diskutiert­e, südafrikan­ische Souvenirlä­den mittels Menschenke­tten zu blockieren oder die Läden leer zu kaufen und die Tröten an eisenbesch­werten Müllsäcken vor dem Kap zu versenken.

Alles sinnlos. Jeder Mensch wollte eine Vuvuzela, und am Ende, so schien es, hatte jeder eine. Die Klubs der Fußball-Bundesliga erließen zum Saisonstar­t panisch Stadion-Verbote für die Tröten.

Heute sind die Vuvuzelas verschwund­en. Zigmillion­enfach abgetaucht. Keiner weiß wohin.

Die Afrikaner blasen sie jetzt anlässlich des zehnjährig­en WM-Jubiläums noch gelegentli­ch, haben im Wesentlich­en aber Toilettenp­apier-Halter, Cocktail-Mixer und Blumenvase­n daraus gemacht. Und hierzuland­e?

Man erinnerte sich an den Wackel-Elvis, der vor einigen Jahren millionenf­ach deutsche Armaturenb­retter bevölkerte. Und das Nasenpflas­ter, ohne das kein Kreisligak­icker mehr auskommen wollte. Abgeklebt, ausgewacke­lt und verschwund­en. Eingeschmo­lzen für den afghanisch­en Straßenbau? Oder gibt es irgendwo einen 8000er, aufgeschüt­tet mit kleinen Elvissen?

Die meisten werden ihr Ende wohl doch nur im deutschen Hausmüll gefunden haben. Jene, die es besser erwischt haben, liegen jetzt in Kellern, neben den Millionen von Vuvuzelas. Mögen sie dort in Frieden ruh’n.

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