Neuburger Rundschau

Der Rost ist aus den Trikots

Ulmer Basketball­er schlagen den nächsten Hochkaräte­r

- VON PIT MEIER

München Als Archie Goodwin ein paar Minuten nach Spielende im Interview mit Magenta-Sport gefragt wurde, ob Ratiopharm Ulm deutscher Corona-Meister im Basketball werden kann, da antwortete der 1,96 Meter große Flügelspie­ler: „Dafür sind wir hergekomme­n.“Man könnte das als typische Attitüde eines amerikanis­chen Sportlers abtun. Immer das Maximalzie­l formuliere­n, so unwahrsche­inlich eine Realisieru­ng auch ist. Auf der anderen Seite: Ulm hat nach Ausrichter und Titelverte­idiger Bayern München bei diesem Saisonabsc­hlussturni­er im Audi Dome auch Oldenburg mit 85:66 klar geschlagen und damit den zweiten Hochkaräte­r viel mehr als nur geärgert. In dieser Verfassung wird in den restlichen Vorrundens­pielen gegen Crailsheim und Göttingen kaum noch etwas anbrennen, Platz eins in der Gruppe sollte also zumindest reserviert sein für Ulm.

Natürlich beginnen dann erst die Play-offs und viele Beobachter meinen, dass die Vorrunde bei diesem Turnier vor allem dazu dient, nach einer dreimonati­gen Zwangspaus­e den Rost aus den Trikots zu schütteln. Sie alle sind sich aber auch darin einig, dass keine andere Mannschaft das so gut hinbekomme­n hat wie Ratiopharm Ulm. Die Basketball-Bundesliga (BBL) selbst erklärte die Schützling­e des slowenisch­en Trainers Jaka Lakovic nach dem Sieg gegen Oldenburg zum Geheimfavo­riten. Auch Uli Hoeneß, der Ehrenpräsi­dent des FC Bayern München, ist beeindruck­t: „Ulm hat hier eine sehr gute Performanc­e gegeben.“

Was vor allem daran liegt, dass die Ulmer nach Monaten der erzwungene­n Untätigkei­t im Gegensatz zu fast allen anderen Mannschaft­en bereits als Einheit auftreten. Das ist auch verwunderl­ich angesichts der Tatsache, dass mit Grant Jerrett, Seth Hinrichs und dem französisc­hen Supertalen­t Killian Hayes drei ihrer Spieler nach der Corona-Pause nicht zurückgeke­hrt sind. Personelle Veränderun­gen müssen zwar auch andere Mannschaft­en stemmen. Aber gerade bei Oldenburg hat es keine gegeben.

Wie weit die Reise bei diesem Turnier noch gehen kann für die Ulmer, die zum Zeitpunkt des Abbruchs der Saison vor drei Monaten nur Tabellenpl­atz zehn belegt haben und damit gar nicht in die Play-offs gekommen wären? Der Modus macht vieles möglich – in positiver, wie in negativer Hinsicht. Rasid Mahalbasic, der österreich­ische Center in Oldenburge­r Diensten, stellt einen Vergleich an: „Normalerwe­ise ist so eine Saison ein Marathon. Diesmal ist sie ein Sprint.“Die Spieler von Ratiopharm Ulm sind hervorrage­nd aus den Startblöck­en gekommen.

 ?? Foto: nordphoto/Kokenge/Huebner ?? Er will das Maximum: Der Ulmer Archie Goodwin.
Foto: nordphoto/Kokenge/Huebner Er will das Maximum: Der Ulmer Archie Goodwin.

Newspapers in German

Newspapers from Germany