Ein dementer Serienmörder
Nächste Entdeckung aus Südkorea
Auch der erste hieß Kim, Vorname Un-Sun – dessen Thriller war von solch kaltblütiger Wucht und dramaturgischer Klugheit, dass er den internationalen Wirbel verdient hatte, der vor gut einem Jahr auch bei uns nach oben spülte: „Die Plotter“. Nun sorgt ein weiterer Kim, Vorname Young-Ha, für weltweite Topplätze eines südkoreanischen Autors – wächst da den Skandinaviern eine charismatische Konkurrenz heran, wie es sie filmisch mit Werken wie „Oldboy“oder zuletzt „Parasite“aus Südkorea ja längst gibt?
„Aufzeichnungen eines Serienmörders“des zweiten Kim zeigt, dass hier nicht etwa die Brutalität das Charakteristische ist, sondern: die Verbindung aus sezierendem Blick und einer spielerischen Kreativität. Hier führt uns der Autor in die Gedanken des Tierarztes Byongsu Kim, der mit seinen 70 Jahren völlig reuelos auf eine geheime Karriere als Serienmörder zurückblickt – das war halt das, was er am besten konnte – und zugleich damit ringt, dass ihm mit zunehmender Demenz das Verständnis der Alltäglichen abhandenkommt. Ist da mein Hund im Garten, der da eine menschliche Hand ausgräbt? Warum behandelt mich meine Tochter so? Erkenne ich in deren neuem Freund nicht seinesgleichen, einen Mörder? Die Aufzeichnungen, mit denen er zu ordnen versucht, sind das Buch und ergeben – wenn es auch letztlich nicht ganz aufgeht – ein Labyrinth, das selbst zum Thriller wird. Gut!
Übs. Inwon Park. Cass Verlag, 152 S., 20 ¤