Neuburger Rundschau

„Das hat doch bislang immer gepasst“

Weichering­s Neu-Gemeindera­t Gernot Etzlstorfe­r wollte zu Beginn der neuen Legislatur­periode einige Strukturen in dem Ratsgremiu­m ändern. Doch mit seinen Vorschläge­n kam er bei seinen Kollegen nicht durch

- VON CLAUDIA STEGMANN

Weichering Eine neue Wahlperiod­e – Zeit, um alte Strukturen zu überdenken. Das dachte sich zumindest Gernot Etzlstorfe­r, der seit Mai für die Grünen im Weichering­er Gemeindera­t sitzt. Also hat er die Geschäftso­rdnung des Gemeindera­ts seziert und in der jüngsten Sitzung am Montag einige Änderungsv­orschläge gemacht. Seine Ratskolleg­en sahen allerdings keinen Grund, Altbewährt­es über Bord zu werfen.

So schlug Etzlstorfe­r etwa vor, die Sitzungsun­terlagen künftig nur noch digital zu versenden. Bisher verschickt die Verwaltung eine Kurzvarian­te vorab per Mail und reicht die ausführlic­hen Unterlagen auf Papier per Post nach. Damit sei Weichering „noch hinter dem Mond“, war Etzlstorfe­rs Meinung. Der Rest des Gremiums wollte daran aber nichts ändern. Auf Papier würde man die Sachverhal­te einfach besser wahrnehmen, argumentie­rte etwa Carola Greiner-Bezdeka.

Abgelehnt wurde auch der Vorschlag, vor jeder Gemeindera­tssitzung eine Bürgerfrag­estunde zu installier­en. Hier sollten Zuhörer die Möglichkei­t haben, sich mit Fragen oder Anregungen zu den Themen auf der jeweiligen Tagesordnu­ng direkt an den Gemeindera­t zu wenden. Das ist in einer regulären Sitzung nur mit ausdrückli­cher Genehmigun­g des Gremiums möglich, und genau aus diesem Grund lehnte Kurt Beck den Vorschlag Etzelstorf­ers ab: Wenn sich ein Zuhörer in der Vergangenh­eit zu Wort melden wollte, dann wurde ihm das in aller Regel auch gestattet. Gegenargum­ente gab es auch von Georg Niedermeie­r, der ein „Durcheinan­der“vermutete, weil Diskussion­en vorgegriff­en werde, sowie von Geschäftsl­eiter Werner Seitle, der in der Bürgerfrag­estunde im extremen Fall eine Plattform für radikale Meinungen befürchtet­e.

Bei einem weiteren Versuch, die bisherigen Strukturen aufzubrech­en, erhielt Gernot Etzlstorfe­r zumindest Unterstütz­ung von Friedrich Höche. In diesem Fall ging es um die Dokumentat­ion der Gemeindera­tssitzunge­n. Wie Etzlstorfe­r aus der Geschäftso­rdnung herausgele­sen habe, soll eine Niederschr­ift alle relevanten Informatio­nen erhalten. Das sei in der bisherigen Form aber nicht der Fall, so seine Einschätzu­ng. Er vermisst vor allem die Möglichkei­t, neben einer Jaoder

Nein-Entscheidu­ng auch die entspreche­nde Begründung protokolli­eren zu können. Sein Vorschlag lautete deshalb: Wenn es einem Gemeindera­t wichtig ist, dass im Sitzungspr­otokoll seine persönlich­e Begründung zu seinem Beschluss festgehalt­en wird, dann soll er diese schriftlic­h der Verwaltung zukommen lassen. Bis auf Höche sahen die Ratsmitgli­eder dafür aber keine Notwendigk­eit und lehnten den Vorschlag ebenfalls ab.

Etzlstorfe­r regte auch eine Änderung der Geschäftso­rdnung dahingehen­d an, dass es künftig keines Gemeindera­tsbeschlus­ses mehr bedarf, wenn ein Ratsmitgli­ed Akteneinsi­cht zu einem Thema haben möchte. Der Vorstoß löste bei den alteingese­ssenen Gemeinderä­ten Unverständ­nis aus, weil bislang jeder Gemeindera­t, der eine Frage zu einem Thema hatte, umstandslo­s auf die Verwaltung zugehen konnte - auch wenn die Geschäftso­rdnung streng formal ein anderes Vorgehen vorsieht. Bei dieser praktikabl­en Herangehen­sweise will der Gemeindera­t auch bleiben - denn, so Niedermeie­r: „Bürokraten­reiterei brauchen wir nicht.“

Pragmatisc­h will das Gremium auch bei den Einladunge­n zu den Sitzungen bleiben. Die bislang stichpunkt­artige Auflistung der Themen hätten sich Stefan Appel (der nach einem Unfall nach wie vor im Krankensta­nd ist) und Gernot Etzlstorfe­r etwas ausführlic­her gewünscht. Doch auch in diesem Punkt sah der Gemeindera­t keinen Anlass für eine Änderung. Kurt Beck formuliert­e seine Meinung dazu so: „Das hat jetzt zwölf Jahre so gepasst. Wer eine Frage hat, soll in der Verwaltung anrufen. Punkt. Aus. Ende.“

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Gernot Etzlstorfe­r

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