Die Deutschen schöpfen wieder Zuversicht
Trotz aller Hiobsbotschaften glauben immer mehr, dass sie die Krise gut überstehen
Berlin Die Deutschen lassen sich von den schlechten Nachrichten der vergangenen Wochen kaum beeindrucken. Wirtschaftsexperten rechnen infolge der Corona-Pandemie mit der schlimmsten Rezession seit 100 Jahren, doch immer mehr Bürger sind zuversichtlich, dass sie persönlich die Situation einigermaßen unbeschadet überstehen werden. Laut einer repräsentativen Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung, die unserer Redaktion exklusiv vorliegt, gehen 44 Prozent der Befragten davon aus, dass die Krise für sie nur kleine oder gar keine langfristigen Auswirkungen haben wird. Zum Vergleich: Noch im Mai waren nur 20 Prozent der Teilnehmer so optimistisch gewesen.
Das Vertrauen, dass Deutschland die turbulenten Zeiten bewältigen wird, ist unvermindert hoch. „Man weiß ja nicht, was die Zukunft bringt, aber ich glaube, dass alles gut wird“– dieser Aussage stimmen 84 Prozent zu. Wenig zu spüren also von der sprichwörtlichen „German Angst“. Die CDU-nahe KonradAdenauer-Stiftung befragt seit Ende März jede Woche 300 Wahlberechtigte, wie sie die aktuelle CoronaLage einschätzen.
Während die Hoffnung groß ist, dass alles gut ausgeht, schwindet gleichzeitig das Zutrauen in Politiker und Beamte, die nun die Richtung vorgeben müssen. Standen Ende Mai noch 79 Prozent der Wahlberechtigten hinter ihrer Landesregierung, sind es momentan nur noch 62 Prozent. Das entspricht dem Wert zu der Zeit, als die Länder dem öffentlichen Leben einen weitgehenden Stillstand verordnet hatten. Immerhin drei von fünf Wählern halten die Arbeit der Bundesregierung in der Krise für gut. Ende April waren es allerdings noch vier von fünf gewesen.
Auch die Verwaltung hat an Rückhalt eingebüßt. Hatten die Beamten
während der akuten Bekämpfung der Seuche nach und nach an Vertrauen gewonnen, ist die Stimmung Anfang Juni umgeschlagen. Statt 70 Prozent fühlen sich nur noch 46 Prozent bei Ämtern und Behörden in guten Händen. Die Umfrage nennt keine expliziten Gründe dafür, warum es so rapide abwärtsging. Zuletzt war es der Polizei aber zum Beispiel nicht mehr gelungen, bei Demonstrationen das Abstandsgebot durchzusetzen. Kritiker der Corona-Beschränkungen argumentieren, es werde mit zweierlei Maß gemessen, wenn tausende dicht beieinander demonstrieren, man aber nicht mit drei Freunden zum Essen gehen darf.
Bayern macht am Montag einen weiteren Schritt in Richtung Normalität. Nach Restaurants und Hotels, Fitnessstudios, Tanzschulen und Freibädern dürfen auch Theater
Bayern macht einen Schritt Richtung Normalität
und Kinos wieder öffnen. Außerdem kehren sämtliche Klassen zumindest wochenweise in die Schulen zurück. Auch in die Kindergärten kehrt schrittweise Leben ein: Ab kommender Woche dürfen alle Mädchen und Buben, die ab Herbst in die Schule gehen, wieder kommen. Gleiches gilt für KitaKinder, die vor dem Übergang in den Kindergarten stehen – sie dürfen wieder in die Krippe gehen.
Welche die entscheidende politische Erkenntnis der vergangenen Wochen ist, schreibt Michael Stifter im Kommentar. An der Börse haben längst wieder die Optimisten Oberwasser. Nach den dramatischen Einbrüchen im März ist der Deutsche Aktienindex nicht mehr weit von seinem Höchststand entfernt. „War da was?“, fragen sich nicht nur Aktionäre, sondern auch unser Autor Michael Kerler in der Wirtschaft. Im
Leitartikel geht Christian Grimm dem neuen Boom auf die Spur.