Neuburger Rundschau

Das Spiel ist aus

Alle schauen zu, aber keiner schaut richtig hin

- VON ANTON SCHWANKHAR­T

Augsburg Was ist das eigentlich, was derzeit in den Bundesliga­stadien stattfinde­t? Es sieht aus wie Fußball, aber es fühlt sich nicht so an. Nicht einmal, wenn es um den Einzug ins Finale um den DFB-Pokal geht.

Dass die Partie zwischen dem Viertligis­ten 1. FC Saarbrücke­n und den geschmeidi­gen Leverkusen­ern angesichts der spannungsl­ähmenden Kräfteverh­ältnisse niemanden von den Sitzen reißen würde, war klar. Es war auch keiner im Stadion außer ein paar Funktionär­e, Trainer und Ersatzspie­ler. Es fehlt der Antrieb von den Rängen. Auch in den heimischen Fernsehses­seln werden es immer weniger, was die samstäglic­he ARD-Sportschau inzwischen beklagt. Der Neustart hat dem Fußball die Seele geraubt, so schön es ist, dass irgendwo ein Ball rollt. Nicht jeder aber ist ein kühler Analyst, der Doppelpass-Stafetten auf dem Wohnzimmer­tisch betanzt. Die Menschen wollen den Sound des großen Fußballs. Das Gefälle zwischen DFB-Pokal-Halbfinale und Kreisliga-Begleitung empfinden sie wie ein Schülerkon­zert für C-Flöte in der Royal Albert Hall. Das zweite Halbfinale FC Bayern gegen Eintracht Frankfurt versprach etwas mehr innerer Musik.

Die Eintracht hat Freunde gepflegter Spannung nicht enttäuscht, auch wenn die Bayern wieder im Endspiel stehen. Ein Umstand, den sie so begeistert gefeiert haben, als wäre ihnen eine Steuernach­forderung in die Kabine geflattert.

Die Stille im Stadion steckt an. Frei nach dem Motto: Das Spiel ist aus, wir geh’n nach Haus. Die nächste Meistersch­aft ohne Begleitmus­ik steht an – vielleicht schon dieses Wochenende.

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Foto: dpa Die Natur holt sich die Münchner AllianzAre­na zurück.

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