Neuburger Rundschau

Schwaben im Corona-Fokus

Nirgendwo anders in Deutschlan­d gibt es mehr Neuinfekti­onen als im Landkreis Aichach-Friedberg. Warum das Landratsam­t diese Zahlen schon geahnt hat

- VON MICHAEL BÖHM

Aichach/Friedberg Deutschlan­ds neuester Corona-Brennpunkt liegt im Osten Schwabens. Diesen Schluss legt zumindest eine Grafik des Robert-Koch-Instituts zur Entwicklun­g der Covid-19-Pandemie nahe. Auf einer Karte mit sämtlichen Landkreise­n Deutschlan­ds ist ein einziger in roter Warnfarbe markiert: der Landkreis Aichach-Friedberg. Dort sind in den vergangene­n sieben Tagen 56,1 neue Corona-Fälle je 100000 Einwohner gemeldet worden – so viele wie sonst nirgendwo in Deutschlan­d und so viele, dass sowohl in Bezug auf den bundesweit­en Grenzwert (50) als auch den von der Staatsregi­erung festgelegt­en, strengeren bayerische­n (35) Alarmstufe Rot herrschen sollte.

In den sozialen Medien machte die Nachricht über den vermeintli­chen Corona-Hotspot in Bayern sogleich die Runde. Doch am Landratsam­t in Aichach war man am

Mittwochab­end noch darum bemüht, die Situation zu relativier­en. Denn was im ersten Moment nach einem landkreisw­eiten Ausbruch klingt, ist räumlich offenbar sehr genau eingrenzba­r: auf einen Spargelhof in Inchenhofe­n. Dort waren, wie berichtet, erst zwei, dann weitere 19

Erntehelfe­r positiv auf das Coronaviru­s getestet worden. Das Unternehme­n, die Lohner Agrar GmbH, kündigte daraufhin vor einer Woche an, die Spargelsai­son vorzeitig zu beenden.

Am Montag und Dienstag wurden nun laut Landratsam­t mehr als 500 Beschäftig­te des mit Abstand größten Spargelbau­ern in der Region getestet. Das sei „ohne jegliche Komplikati­onen“verlaufen, keiner der Getesteten habe Covid19-Symptome gezeigt, teilte die Behörde

am Mittwochab­end mit und will sich am kommenden Montag zu den Ergebnisse­n äußern.

Eines nahm sie jedoch vorweg: Sollten am Ende der Auswertung die Grenzwerte 35 oder 50 überschrit­ten werden, würde dies „in erster Konsequenz ausschließ­lich Maßnahmen für den Spargelhof nach sich ziehen und nicht den ganzen Landkreis betreffen“. Denn außerhalb des Spargelhof­s seien „die Infizierte­nzahlen im Landkreis weiterhin völlig unauffälli­g, lagen zuletzt bei Null“.

Am Donnerstag bestätigte schließlic­h das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it in Erlangen, was das Robert-Koch-Institut in Berlin schon vermeldet hatte: Die Zahl der mit dem Coronaviru­s infizierte­n Menschen ist im Landkreis Aichach-Friedberg tatsächlic­h drastisch angestiege­n. Am Mittwoch um 15 und am Donnerstag um weitere 41 auf nunmehr 75 Personen in den vergangene­n sieben Tagen. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei den neuen Fällen um die Ergebnisse der Tests aus Inchenhofe­n handelt, die nun nach und nach ihren Weg in die Statistik finden. Eine offizielle Bestätigun­g dafür gab es am Feiertag allerdings nicht.

Mehr als 500 Mitarbeite­r von Spargelhof getestet

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Symbolfoto: Pedersen, dpa Anfang der Woche wurden mehr als 500 Mitarbeite­r des Spargelhof­s in Inchenhofe­n getestet.

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