Schwaben im Corona-Fokus
Nirgendwo anders in Deutschland gibt es mehr Neuinfektionen als im Landkreis Aichach-Friedberg. Warum das Landratsamt diese Zahlen schon geahnt hat
Aichach/Friedberg Deutschlands neuester Corona-Brennpunkt liegt im Osten Schwabens. Diesen Schluss legt zumindest eine Grafik des Robert-Koch-Instituts zur Entwicklung der Covid-19-Pandemie nahe. Auf einer Karte mit sämtlichen Landkreisen Deutschlands ist ein einziger in roter Warnfarbe markiert: der Landkreis Aichach-Friedberg. Dort sind in den vergangenen sieben Tagen 56,1 neue Corona-Fälle je 100000 Einwohner gemeldet worden – so viele wie sonst nirgendwo in Deutschland und so viele, dass sowohl in Bezug auf den bundesweiten Grenzwert (50) als auch den von der Staatsregierung festgelegten, strengeren bayerischen (35) Alarmstufe Rot herrschen sollte.
In den sozialen Medien machte die Nachricht über den vermeintlichen Corona-Hotspot in Bayern sogleich die Runde. Doch am Landratsamt in Aichach war man am
Mittwochabend noch darum bemüht, die Situation zu relativieren. Denn was im ersten Moment nach einem landkreisweiten Ausbruch klingt, ist räumlich offenbar sehr genau eingrenzbar: auf einen Spargelhof in Inchenhofen. Dort waren, wie berichtet, erst zwei, dann weitere 19
Erntehelfer positiv auf das Coronavirus getestet worden. Das Unternehmen, die Lohner Agrar GmbH, kündigte daraufhin vor einer Woche an, die Spargelsaison vorzeitig zu beenden.
Am Montag und Dienstag wurden nun laut Landratsamt mehr als 500 Beschäftigte des mit Abstand größten Spargelbauern in der Region getestet. Das sei „ohne jegliche Komplikationen“verlaufen, keiner der Getesteten habe Covid19-Symptome gezeigt, teilte die Behörde
am Mittwochabend mit und will sich am kommenden Montag zu den Ergebnissen äußern.
Eines nahm sie jedoch vorweg: Sollten am Ende der Auswertung die Grenzwerte 35 oder 50 überschritten werden, würde dies „in erster Konsequenz ausschließlich Maßnahmen für den Spargelhof nach sich ziehen und nicht den ganzen Landkreis betreffen“. Denn außerhalb des Spargelhofs seien „die Infiziertenzahlen im Landkreis weiterhin völlig unauffällig, lagen zuletzt bei Null“.
Am Donnerstag bestätigte schließlich das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen, was das Robert-Koch-Institut in Berlin schon vermeldet hatte: Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Menschen ist im Landkreis Aichach-Friedberg tatsächlich drastisch angestiegen. Am Mittwoch um 15 und am Donnerstag um weitere 41 auf nunmehr 75 Personen in den vergangenen sieben Tagen. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei den neuen Fällen um die Ergebnisse der Tests aus Inchenhofen handelt, die nun nach und nach ihren Weg in die Statistik finden. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es am Feiertag allerdings nicht.
Mehr als 500 Mitarbeiter von Spargelhof getestet