Die seelische Belastung wächst
Die Priester sorgen sich in der Krise besonders um die Verfassung der Jugend und der alten Mitmenschen. Fronleichnam 2020 ließ in Zeiten von Corona nicht mehr als eine Mini-Prozession am Karlsplatz zu
Neuburg Graue Wolken und morgendlicher Regen – Fronleichnam entsprach heuer der gedrückten Stimmung in pandemischer Zeit. Mit einer Mini-Prozession mit Masken trotzten die Pfarreien St. Peter und Hl. Geist den widrigen Umständen.
Knapp 100 Besucher zogen hinaus aus der Hofkirche zum Marienbrunnen und beteiligten sich am Gebet für die Stadt und ihre Menschen. Pfarrer Herbert Kohler trug die Monstranz und spendete den eucharistischen Segen, bevor ein kräftiges „Großer Gott, wir loben Dich“und Geläut der Hofkirche das ungewohnte Fronleichnamsfest 2020 beendete.
Der vorangegangene Gottesdienst, von Vitus Wengert mitzelebriert, galt auch dem Gedenken an die Verstorbenen, insbesondere dem Kirchenmusiker Josef Götzenberger (siehe Seite 21), „der ein Opfer der Pandemie geworden ist“(Kohler).
Oberbürgermeister Bernhard Gmehling, mit Landrat Peter von der Grün und weiteren Kommunalpolitikern unter den Teilnehmern, bedankte sich für den angemessenen Ersatz, „auch wenn es natürlich keine richtige Prozession war.“Im Umland feierten die Pfarreien das Hochfest nahezu ausschließlich in der Kirche.
Die Bischofsweihe von Bertram Meier habe er nur im Fernseher „und leider ohne den Neuburger Fanclub“gesehen, berichtete Stadtpfarrer Herbert Kohler. TV und Streaming sieht er aber nur als Notbehelf, denn die Glaubensfeier brauche die Gemeinschaft und das reale Miteinander. Genauso habe sich Jesus dieses Miteinander mit der Hingabe und seiner Anwesenheit in der Eucharistie gewünscht.
Nahezu alle Gottesdienstbesucher nahmen teil an der Kommunion, dem zentralen Ereignis des Festtages. Der Prediger formulierte seine Hoffnung, in absehbarer Zeit wieder zu einigermaßen normalen Bedingungen zurückzukehren: „Ich hoffe und bete für weniger Beschränkungen, damit wir wieder alle gemein
unseren Glauben feiern können.“
Die Neuburger Seelsorger belastet aber weiter „die große Sorge, dass durch die Restriktionen in der Krise seelische Schäden entstehen können.“Er sehe eine Leidenszeit nicht nur im Krankenhaus und in der Isolation der alten Mitmenschen im Heim, sondern auch darin, „dass Schule und Vereine sich verlaufen könnten“, so Pfarrer Herbert Kohler.
Mit den Kirchensanierungen von St. Peter und Hl. Geist komme man sehr gut voran und befinde sich auf der Zielgeraden. Im Spätherbst solle alles fertig sein „und beide Pfarrgesam meinden wünschen sich ein großes Fest zur Wiedereröffnung.“
An Fronleichnam feiert die katholische Kirche das Hochfest des Leibes und Blutes Christi. Es hängt eng mit dem letzten Abendmahl zusammen, bei dem Jesus seinen Jüngern, nach der katholischen Glaubenslehre, den lebendigen Leib des
Herren (so auch die Übersetzung des Wortes „Fronleichnam“) in Form des Brotes (Hostie) und des Weines übergeben hat. Das Brot symbolisierte den Leib, der Wein das Blut. Die Katholiken erinnern an Fronleichnam an die Anwesenheit Jesu in Gestalt von Brot und Wein bei jeder Messe.